Transparenz, Digitalisierung und die Vermittlung zwischen Politik, Wirtschaft und den Bürgern sind für Andreas Erdmann zentrale Themen.
BürgermeisterwahlParteiloser Andreas Erdmann setzt in Kerpen auf Bürgernähe

Andreas Erdmann ist parteiloser Bürgermeisterkandidat für Kerpen.
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Der parteilose Andreas Erdmann, 37 Jahre alt, will, aufgestellt durch das Bürgerbündnis Kerpen (BBK) Bürgermeister für die Stadt Kerpen werden. Was ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet und was er in Kerpen umsetzen will, erzählt er Elena Pintus im Interview.
Herr Erdmann, stellen Sie sich denen, die Sie noch nicht kennen, doch einmal vor.
Andreas Erdmann: Ich bin 1988 geboren, habe einen kleinen Sohn von fünf Jahren und bin selbstständiger Unternehmer in Köln. Wir haben ein Sportgeschäft und zudem bieten wir Veredelungen von Sportartikeln an.
Was war der ausschlaggebende Punkt, der Sie dazu veranlasst hat, sich als Bürgermeisterkandidat aufzustellen?
Mein Sohn und ich standen in Kerpen an der Ampel kurz vor Weihnachten und er hat mich gefragt, wo die Lichter hin seien, also die Weihnachtsbeleuchtung. Ich habe ihm gesagt, wir müssen den Bürgermeister fragen. Da hat er mich gefragt, ob ich das nicht selbst machen könnte, Bürgermeister zu sein. Und das war ein kleiner Anstoß, dass ich mir dachte, warum eigentlich nicht?
Kerpen: Erdmann will Bürger transparent informieren
Dann kamen die Bundestagswahlen, die mich als Bürger massiv gestört haben. Zum einen, weil im Wahlkampf viele Lügen verbreitet wurden. Und dann natürlich auch, dass die Rechten so viele Stimmen erhalten haben. Auch gestört hat mich, dass auch hier in Kerpen Bürger dafür hinhalten sollen, wenn finanzielle Löcher entstanden sind.
Was wäre Ihr Lösungsansatz dafür, dass letzteres nicht mehr vorkommt?
Mein Ansatz wäre, die Ressourcen, die wir in der Stadt gerade haben, verlagern. Ich bin überzeugt, dass wir derzeit zu wenig Aufmerksamkeit auf unsere Fördermöglichkeiten durch Bund und Land richten und auch den sozialen Bereich vernachlässigen. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir momentan nicht genug Mitarbeiter bei der Stadt an den richtigen Positionen haben.
Außerdem sollten wir auch strukturell etwas an der Personalsituation ändern, also dafür sorgen, dass die Mitarbeiter auch ein schaffbares Pensum an Arbeit erhalten.
Wichtig ist es natürlich auch, die Bürger nicht weiter mit Grundsteuererhöhungen zu belasten. Da muss man schauen, was für Gewerbe gibt es vor Ort, warum haben wir solche Einbrüche in den Gewerbesteuereinnahmen. Vor allem müssen wir aber auch die Gewerbetreibenden, die wir vor Ort haben, viel stärker einbeziehen und vernetzen.
Kerpen: Digitalisierung als ein zentrales Thema
Was sind Ihre drei wichtigsten Themen?
Mir wäre ganz wichtig, die Digitalisierung der Stadtverwaltung. Digitalisierung könnte Prozesse vereinfachen und beschleunigen und Mitarbeiter entlasten. Ein Beispiel sind fehlerhaft ausgefüllte Anträge. Da liegt jemandem bei der Stadt ein Antrag vor und auf der achten Seite fällt auf, da fehlt ein Kreuzchen. Dann muss der ganze Antrag zurück. Digital dagegen kann man direkt festlegen, dass bestimmte Felder eines Antrags ausgefüllt werden müssen, bevor der überhaupt eingereicht werden kann.
Ich weiß, dass viele Kommunen in NRW damit ein Problem haben. Aber wir in Kerpen könnten auch mal Vorreiter sein und es mit der Digitalisierung vormachen.
Ein weiteres Thema ist eben die Sicherung des Gewerbes vor Ort. Als Unternehmer sehe ich mich da im Vorteil. Besonders wichtig ist hier, die Unternehmen zu vernetzen und bestehende Objekte weiter zu nutzen und interessant für Investoren zu machen. Und natürlich gehört auch die Vermarktung des Standorts für neue Unternehmen dazu.
Und, was man auch nicht vergessen darf, ist die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Ich will, dass die Bürgerinnen und Bürger bereits vor den politischen Entscheidungen informiert und eingebunden werden. Man muss den Bürgern den ganzen Prozess von Anfang an klar machen, das hat nicht zuletzt die Verärgerung über die Grundsteuererhöhung gezeigt.
Kerpen: Parteiloser Kandidat will als Vermittler agieren
Woran hakt es aus Ihrer Sicht, dass in Kerpen viele Projekte auf sich warten lassen?
Beispiel Gymnasium: Erst wurde sich um die tatsächliche Schülerzahl gestritten, dann um die Frage Neubau oder Sanierung? Dann ging es um die Größe und jetzt hakt es an den finanziellen Mitteln. Man konnte sich in all den Punkten bisher nicht schnell einigen. Ähnliches beim Haushalt 2025. Es war ja lange klar, dass wir einen Haushalt brauchen. Da hätte man sich schon vorher Gedanken machen können, was muss verbessert werden, wo kann man dran arbeiten.
Wie würden Sie das ändern, wenn Sie Bürgermeister wären?
Durch die Transparenz. Für mich als Parteiloser ist es egal, mit wem ich spreche innerhalb des Stadtrates. Alle sollten die Interessen der Bürger vertreten und ich möchte als Vermittler agieren. Und wenn es dann doch mal hakt, muss man den Bürgern auch ganz transparent zeigen, woran es liegt. Das schafft aus meiner Sicht auch Druck, schnellere Lösungen zu erzielen. Zudem bin ich auch der Ansicht, die gr0ßen Parteien sollten auf die kleineren zugehen und ein Miteinander fördern.
Vieles von dem, was Sie angesprochen haben, wollen auch die anderen Kandidaten umsetzen, etwa die Digitalisierung und die Transparenz. Was unterscheidet Sie denn von den anderen?
Dass ich eben keiner Partei angehöre. Da ich in keiner Partei bin, wirken auf mich auch keine Parteistrukturen. Das BBK steht zwar hinter mir und unsere Interessen sind größtenteils deckungsgleich, dennoch habe ich durchaus auch andere Meinungen und die kann ich ohne Probleme vertreten.
Was auch wichtig ist: Ich bin belastbar und ich bin hungrig. Ich spüre einfach eine Vorfreude. Da sehe ich den größten Unterschied zu den anderen Kandidaten.
Warum wollten Sie mit dem BBK zusammenarbeiten?
Ich kenne David Held schon seit Ewigkeiten. Deshalb habe ich ihn gefragt, ob er mir einfach ein paar Infos geben kann. Es ging am Anfang gar nicht zwingend darum, dass wir das zusammen machen. Ich bin auf ihn zugegangen und habe gesagt, ich mache das sowieso, egal was du sagst. Aber er war anfangs nachdenklich und bat mich um kurze Bedenkzeit. Ein paar Tage später bekam ich den Anruf von ihm, dass das BBK mich gerne als ihren Bürgermeisterkandidat vorschlagen möchte.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf den Wahlsieg ein?
Ich bin mein größter Kritiker. Das Interesse der Leute steigt, vor allem nach der Podiumsdiskussion. Ich bin positiv gestimmt, dass Kerpen mit mir eine Veränderung herbei führen will.