LuftwaffeBei Kerpen fliegen nachts wieder Tornados und Eurofighter

Lesezeit 3 Minuten
Piloten sitzen in einem Eurofighter-Cockpit.

Startvorbereitungen zum Nachtflug in einer der wenigen Doppelsitzer des Eurofighters am Standort des Luftwaffengeschwaders.

Übungsflüge in der Nacht sind für die Luftwaffe alternativlos. Auch die Piloten des Nörvenicher Boelcke-Geschwaders starten derzeit in der Dunkelheit.

Kurz nach 19 Uhr starten die ersten Eurofighter und Tornados von der Rollbahn des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ zu Nachtflügen, bei denen sie den Ernstfall erproben: das Bombardieren von Bodenobjekten, Luftkämpfe mit bis zu fünf Maschinen, aber auch Navigation, das Zielen über Infrarotbildschirme in der Nacht oder Auftanken in der Luft.

Abgesehen von roten und blauen Lichtern, die Rollbahn und Gebäude markieren, und der Neonbeleuchtung in den Hangars herrscht völlige Dunkelheit über dem Militärflughafen. Es sind der Lärm der Triebwerke, die grünen Positionslichter der Jets und die Flamme des Nachbrenners der Düsentriebwerke, die die Jets beim Start in der Dunkelheit verraten. Kaum erkennbar sind die Umrisse der Jets selbst.

Vier Jets des Boelcke-Geschwaders sind in Rumänien

Ob Piloten am Montag überhaupt zu Übungsflügen starten konnten, sei wegen der Kälte ungewiss, schildert der Kommodore des Luftwaffengeschwaders, Timo Heimbach. Denn bei Übungsflügen verzichteten sie auf Starts unter Einsatz der umweltbelastenden Enteisungsmittel. Am Montag blieb das Thermometer über null Grad, die Maschinen konnten starten.

Die Pressestelle hatte Medienvertreter eingeladen, um über die Nachtflüge zu informieren. Das Luftwaffengeschwader wolle den vielen Fehlinformationen begegnen, die kursierten, seitdem bekannt sei, dass vier Maschinen des Luftwaffenstützpunktes in Rumänien Dienst täten, sagte Pressesprecher Oberstabsfeldwebel Markus Löhr.

Piloten üben im Saarland und in Schleswig-Holstein

Auf die Frage, ob sich „das Gefühl der Piloten beim Einsteigen ins Cockpit“ seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine geändert habe, antwortete Heimbach: Nein, nichts habe sich in der Routine des Geschwaders geändert. Auf etwaige Auslandseinsätze seien die Piloten vorbereitet.

Zu den üblichen Abläufen gehöre auch der Beginn der Übungsnachtflüge in der Regel Mitte September, um noch spätere Flugzeiten während der Schönwetterperiode zu vermeiden. Nachtflüge fänden von montags bis donnerstags von 19 bis 22 Uhr statt. Durchschnittlich starteten fünf Eurofighter und fünf Tornados. Ziel sei es, das „Flugfenster“ zu komprimieren, Starts also auf den Zeitraum einer Dreiviertelstunde zu beschränken.

Kommodore Timo Heimbach vor einem Flugzeug.

Nachtflüge enden mit dem letzten Flugtag am 19. Dezember sagt Oberst Timo Heimbach, Kommodore des taktischen Luftwaffengeschwaders 31.

Etwa eine Viertelstunde brauchten die Jets, bis sie die Übungslufträume entweder über Schleswig-Holstein oder im Saarland erreichten, sagte Heimbach. Durch die Wahl ganz unterschiedlicher Eintrittsorte zur Landung sei es ihnen gelungen, die Belastung durch Fluglärm so zu verteilen, dass nicht einzelne Orte in der Nachbarschaft die ganze Last zu tragen hätten.

Mitte Dezember machen Eurofighter- und Tornado-Flieger Winterpause

Am 19. Dezember sei letzter Flugtag für die Eurofighter, mit den letzten Übungsflügen der Tornados schließe der Flugplatz einen Tag später. Im neuen Jahr seien Nachtflüge wieder von der sechsten bis zur zwölften Kalenderwoche geplant. Rund 35 Piloten des Boelcke-Geschwaders absolvierten 3800 Flugstunden im Jahr, dazu komme die gleiche Anzahl Piloten und Übungsstunden vom Militärflughafen in Büchel. Die Doppelbelastung durch die zusätzlichen 25 Tornados dauere bis zum Ende der Arbeiten in Büchel, voraussichtlich im Februar 2026.

Techniker, die auf dem Rollfeld in Deckung gehen. Im Hintergrund ist ein Flugzeug zu sehen.

Die Techniker gehen in Deckung, wenn sie beim Abbiegen des Jets der warme Luftstrom des Düsentriebwerks trifft.

Trainingsflüge bei Nacht seien ein essenzieller Bestandteil von Ausbildung und Einsatzbereitschaft der Eurofighter und Tornadopiloten, daran ließ Heimbach keinen Zweifel. Allein vier Flugstunden seien nötig, um die Fluglizenz zu erhalten, um taktische Manöver in der Nacht zu beherrschen, seien 30 bis 40 Nachtflugstunden nötig. Simulatoren seien dafür kein Ersatz.

Im Simulator fehle die Erfahrung der körperlichen Belastung durch die Fliehkräfte. Bis zu 9 g, also das Neunfache der Erdanziehungskraft müssten Piloten aushalten. Aber auch die Psyche reagiere anders bei einem echten Flug. Letztlich erprobten auch die Techniker die umfangreichen Vorbereitungen und Handgriffe.

Für die Medienvertreter gehörte eine warme Begegnung mit dem Eurofighter beim Ausrollen aus dem Hangar dazu. Bei einer scharfen Rechtskurve des Jets standen sie unvermittelt im kräftigen Föhn der Turbinen, während das Personal ganz routiniert am Boden kauerte.

Rundschau abonnieren