Den mutmaßlichen Täter hat die Polizei noch nicht gefasst. Es handelt sich um einen 39-jährigen Wuppertaler. Opfer und Täter kannten sich.
Nach Streit im GerichtMann nach Messerstichen in Kerpen außer Lebensgefahr – er sagte als Zeuge aus

Kriminalbeamtinnen und -beamte suchten am Montag im Umfeld des Tatorts nach Spuren.
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Der 42-Jährige, der Montagmittag (19. Mai) am Amtsgericht Kerpen durch mehrere Messerstiche lebensbedrohlich verletzt worden war, befindet sich in einem stabilen Zustand. Er ist in einem Krankenhaus notoperiert worden. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben eines Sprechers der Kölner Polizei um einen 39-Jährigen aus Wuppertal. Er war nach der Tat mit einem grauen Pkw mit Wuppertaler Kennzeichen geflüchtet.
Die Polizei geht Zeugenhinweisen nach, wonach die beiden Männer sich kennen. Weitere Details wie Hintergründe zur Tat nennen die Ermittler nicht. Die sei Gegenstand des Ermittlungsverfahrens.
Kerpen: Opfer erlitt tiefe Stichwunden im Schulterbereich und wurde notoperiert
Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, hatten sich der 42-Jährige und der gesuchte Wuppertaler gegen 12 Uhr im Wartebereich des Amtsgerichts lautstark gestritten. Als das spätere Opfer das Gebäude verließ, soll der Tatverdächtige ihn in Richtung Parkplatz verfolgt haben. Dort soll er auf der parallel verlaufenen Löwenerstraße mehrfach auf den 42-Jährigen eingestochen haben, das als Beifahrer in einem grauen BMW saß. Der 42-Jährige hat nach Informationen dieser Redaktion tiefe Stichwunden im Schulterbereich davongetragen.
Einer Mitarbeiterin des Amtsgerichts verdankt der Mann, der blutüberströmt auf dem Bürgersteig lag, möglicherweise, dass er überlebt hat. Sie leistete geistesgegenwärtig Erste Hilfe, nachdem es sich im Gerichtsgebäude in Windeseile herumgesprochen hatte, dass es jemand schwer verletzt sei. Amtsgerichtsdirektor Dr. Arndt Lorenz zollt der Frau seinen Respekt: „Das Ganze war ja nicht ganz ohne. Schließlich war da ja ein Messer im Spiel.“

Dr. Arndt Lorenz ist Amtsgerichtsdirektor in Kerpen.
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Der Zwischenfall hat bei einigen Bediensteten Spuren hinterlassen. Sie wurden Zeugen der Tat. Lorenz hat sie ermuntert, Gebrauch von einer speziellen Trauerhotline des Justizministeriums zu machen. Der Amtsgerichtsdirektor selbst hat in seiner Laufbahn noch keinen vergleichbaren Fall wie das am Montag Geschehene erlebt.
Seinen Kenntnissen zufolge trafen Opfer und Täter am Rande eines Prozesses aufeinander, in dem es um eine gefährliche Körperverletzung geht. Angeklagt ist ein Mann, der bei einer Auseinandersetzung im Oktober 2024 in Frechen zwei Männer verletzt haben soll. Dabei spielte laut Anklage auch ein 40 Zentimeter langes Messer eine Rolle, wobei die Verletzungen nicht daher rührten.
Wenn jemand ein Messer bei sich gehabt hätte, hätte es ein akustisches Signal gegeben
Laut Anklage waren mehr als zehn Personen an der Auseinandersetzung zwischen zwei offensichtlich rivalisierenden Lagern beteiligt. Es gab offenbar Unstimmigkeiten über den Verkauf einer Geschäftsimmobilie in Frechen.
Das Opfer von Montag hatte als Zeuge und einer der Geschädigten in diesem Prozess ausgesagt. Nachdem er den Gerichtssaal verlassen hatte, kam es auf dem Flur zu einem Streit zwischen dem 42-Jährigen und einem anderen Mann, offenbar dem 39-jährigen Wuppertaler. Daran waren zwei weitere Männer beteiligt. Die Richterin verständigte laut Lorenz daher die Wachtmeister. Sie trennten die Streitenden und ermöglichten es dem 42-Jährigen, das Gerichtsgebäude zu verlassen. Die drei anderen hielten sie einige Minuten zurück.

Ein Polizist sichert Spuren an dem Wagen, in dem das Opfer als Beifahrer gesessen hatte.
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Weitere wenige Minuten später trafen dann offenbar das Opfer und der Täter aufeinander, das schwer verletzt zurückblieb. Lorenz schließt aus, dass der mutmaßliche Täter das Messer im Gerichtsgebäude mit sich geführt hat. Wie in allen anderen Justizgebäuden müssen Besucher auch in Kerpen eine Sicherheitskontrolle passieren. „Wenn jemand ein Messer bei sich gehabt hätte, hätte es ein akustisches Signal gegeben“, versichert Lorenz.
Der Prozess wurde nicht nur aufgrund der Tat unterbrochen. Drei Zeugen benötigen einen kurdischen Dolmetscher, weil sie nicht ausreichend genug Deutsch sprechen, um dem Prozess folgen und die Fragen des Gerichts beantworten zu können.