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Museumstöpfer „Jane & Jork“Der Ton fließt wie von Zauberhand

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Seit kurzem betreiben sie die Schauwerkstatt des Keramikmuseums: Jane Nüssel und Jork Wüllenweber.  

Brühl – „Wenn ich hier die Tür aufschließe, geht mir das Herz auf“, schwärmt Jane Nüssel, die zusammen mit Jork Wüllenweber seit kurzem die Schautöpferei im Keramikmuseum betreibt. Tatsächlich ist ihr Arbeitsplatz im ersten Stock der früheren Stellmacherei etwas ganz Besonderes, denn hier sind sie umgeben von den Originalen mittelalterlicher Krüge und Trinkgefäße, die ihnen als Vorbild für die eigene Arbeit dienen.

An jedem ersten Wochenende im Monat kann man der Brühlerin und dem Gummersbacher dabei zusehen, wie sie Repliken der Brühler Keramik herstellen. Nachdem die langjährige Museumstöpferin Claudia Ufer ihren Wohnsitz ins Bergische Land verlegt hatte, war die Museumstöpferei eine Weile verwaist. Jetzt konnte mit „Jane & Jork“ zur Freude der Brühler Museumsgesellschaft die Lücke wieder geschlossen werden.

Der 56-jährige Jork Wüllenweber betreibt die Töpferei seit 30 Jahren. In Gummersbach hat er eine Werkstatt; häufig aber ist er auf Mittelaltermärkten und in Freilicht-Museen anzutreffen, wo er sein Handwerk vorführt. „Wenn Jork auf der Scheibe dreht, fließt der Ton wie von Zauberhand nach oben“, begeistert sich Jane Nüssel. Sie lobt die Sinnlichkeit des Töpferhandwerks, das sie in Frechen und Wuppertal erlernt hat.

Typisch für die mittelalterliche Brühler Töpferware ist die sogenannte „Grapentasse“, die auf drei kleinen Füßen steht, und die Besucher für 10 Euro als Erinnerung gern mit nach Hause nehmen. Dass sie bis heute alltagstauglich ist, kann man im Museumsbistro erleben. Hier schenkt Pächterin Hanne Engels den Kaffee in die rustikalen Tassen ein und serviert das beliebte Schmalzbrot auf Tellern, die eine Etage höher auf der Drehscheibe entstanden sind.

„Das macht das Museum lebendig“, meint Jane Nüssel, die sich an der Scheibe mit ihrem Kollegen abwechselt und Besuchern bereitwillig Rede und Antwort steht. Sie hat sich über die Brühler Keramikgeschichte informiert und weiß zu berichten, dass die „Pingsdorfer Ware“, die von Brühl aus nach ganz Europa exportiert wurde, an ihrem charakteristischen Knetfuß zu erkennen ist.

Zeitlos schöne Krüge und Teller

Jane und Jork fertigen aber nicht nur Gebrauchsgeschirr, für das der mittelalterliche Formenfundus als Vorbild dient. Unter ihren Händen entstehen auch schlichte, zeitlos schöne Kelche, Schalen, Teller und Krüge aus unterschiedlichen Tonen, die zum Teil mit einem Dekor bemalt werden.

„Jeder von uns hat seine bevorzugten Formen“, erklärt die temperamentvolle Jane Nüssel, die das Geschirr im eigenen Haushalt verwendet. „Meine Kinder benutzen die handgefertigten Schalen am liebsten fürs Müsli“, berichtet sie. Einziges Manko: derzeit verfügt das Keramikmuseum nicht über einen eigenen Brennofen.

Jane & Jork bieten ihre Erzeugnisse auch beim Adventsmarkt an, der am 15. Dezember von 11-17 Uhr im Keramikmuseum stattfindet. Weitere Aussteller sind der Kunstglaser Peter Limp und die Brühler Künstlerin Felicitas Redmer.

Das Brühler Keramikmuseum in der Kempishofstraße ist mittwochs und samstags von 15-17 Uhr, sonntags von 11-13 und 14-18 Uhr geöffnet; das Bistro Mi-Sa von 18-22 Uhr.