Für unsere Serie besuchen wir den Einzelhandel im Rhein-Erft-Kreis. In dieser Folge: Die Bäckerei und Konditorei Kayser in Pulheim.
Serie „LadenLokal“Die Bäckerei Kayser in Pulheim nutzt noch immer Opas Rezeptbuch

Konditor-Meister Detlev Köhler (v.l.) mit Geschäftsinhaber Alexander Kayser und Stephan Gärtner, der bereits seit 1996 im Unternehmen arbeitet.
Copyright: Margret Klose
Wer im Stadtzentrum von Pulheim unterwegs ist, dem kann es schnell passieren, dass ihm der Duft von frischen Backwaren in die Nase steigt. Und dann ist es kaum mehr zu vermeiden, dass dem ein oder anderen Passanten das Wasser im Mund regelrecht zusammenläuft. Öfter endet eine solche Erfahrung mit einem Besuch im Café der Bäckerei und Konditorei Kayser auf der Venloer Straße.
Alleine sitzt man dort im lichtdurchfluteten Café mit Blick auf den Marktplatz nicht. Egal ob morgens zum Frühstück, mittags für den Snack oder nachmittags zum Kuchenschmaus, in der Bäckerei Kayser ist immer was los.
Pulheim: Bäckerei Kayser hat mehr als 80 Mitarbeiter
Mehr als 80 Mitarbeiter – darunter drei Konditoren und acht Bäcker – Gesellen, Meister und Azubis – sorgen von den frühesten Morgenstunden bis in den Abend hinein dafür, dass der Betrieb in der Backstube, dem Café und den vier Niederlassungen läuft. „Dabei wird es immer schwerer, gute Mitarbeiter zu finden“, sagt Geschäftsinhaber Alexander Kayser (40). Wegen personeller Engpässe habe er die Niederlassung in Sinnersdorf bereits schließen müssen.

Die Bäckerei mit Café liegt auf der Venloer Straße im Herzen Pulheims.
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Vor vier Jahren hat er zusammen mit seiner Frau Vanessa (36) den Betrieb von seinen Eltern Hermann-Josef und Angelika Kayser übernommen. Gegründet wurde die Bäckerei lange vor dem Zweiten Weltkrieg von Familie Schmitz. „Mein Opa war eigentlich Maler. Nach dem Krieg sollte er die Bäckerei Schmitz hier in Pulheim renovieren und streichen. Dabei hat er sich in die Bäckerstochter – meine Oma – verliebt“, berichtet Kayser. Nach der Renovierung habe sein Opa damals der Liebe wegen das Malerhandwerk sogar an den Nagel gehängt und eine Bäckerausbildung und anschließend auch den Meister gemacht.
Sauerteigbrot wie bei den Großeltern
Und so wie schon seine Großeltern zieht auch Alexander Kayser seinen Sauerteig für die Brote selber und ohne chemische Zusätze. Von seinem Großvater selber entwickelt ist auch die Rezeptur des Pulheimer Brots. Opa habe sich das Rezept für dieses Roggenbrot sogar patentieren lassen. „Und es ist nach wie vor sehr gefragt“, sagt Kayser. Eine weitere Besonderheit sei auch das Vollkornbrot. „Dafür mahlen wir sogar noch das Getreide – den Weizen und den Roggen - hier im Keller unserer Bäckerei selber“, berichtet er. Insgesamt habe er inzwischen mehr als 20 verschiedene Brot- und sogar über 30 unterschiedliche Brötchensorten im Angebot.
Der 40-Jährige liebt seine Arbeit. Sein Vater habe ihm bei der Berufswahl völlig freie Hand gelassen. Als Kind hat er in der Backstube sogar Fußball spielen dürfen. Dabei habe er den Bäckern und Konditoren neugierig auf die Finger geschaut. Schnell sei dabei auch der Wunsch entstanden, selber dieses Handwerk zu erlernen.

Auszubildende Lara-Sophie Büsgen präsentiert die „Einschulungstorte“, die in den vergangenen Tagen schon ziemlich oft bestellt wurde.
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In dieser Freiheit möchte Kayser auch seinen Sohn (8) heranwachsen lassen. „Nur Fußballspielen darf er in der Backstube natürlich nicht“, lacht Kayser. Doch wünscht er sich, dass sein Junior später aus sich heraus entscheidet, ob er das Unternehmen einmal weiterführen will.
Alexander Kayser hat seine Bäckerlehre nie bereut
Was ihn jedoch selbst betrifft, so habe er die Entscheidung bisher nicht bereut. „Die Arbeit ist vielseitig und jede Jahreszeit bringt ja ihren eigenen Reiz mit“, erklärt er. Plätzchen und Stollen gebe es in der Vorweihnachtszeit, saisonal vom Frühjahr bis weit in den Herbst hinein sei die Vielfalt der Obsttorten. Darüber hinaus bieten auch Ostern, Karneval und der Jahreswechsel Anlässe zur kreativen Gestaltung. Die Marzipantorte ist hingegen rund ums Jahr bei Geburtstagen, aber auch Hochzeitsfesten und Jubiläen gefragt. „Es ist einfach schön, den Menschen mit einem gebackenen Kunstwerk eine Freude machen zu können“, sagt Kayser.
Einzig die Bürokratie, unter anderem zur Produktionssicherheit, wünscht sich auch Alexander Kayser abgebaut. „Wir müssen ja inzwischen sogar Statistiken darüber erstellen, wie viel Mehl wir genau verbraucht haben“, erklärt er. Irritierend findet er auch die Kassenbon-Aufbewahrungspflicht. „Wir heben doch zusätzlich unsere komplette Buchführung mindestens zehn Jahre lang auf – und lange schon ist alles digital – inklusive dieser Kassenbons“, sagt er.
Als Mitglied der Bäckerinnung im Rhein-Erft-Kreis weiß Kayser aus Gesprächen mit seinen Berufskollegen auch, dass sich einige Bäckerei-Inhaber von der Bürokratie gegängelt fühlen.
Ein großes Thema ist im Gremium auch der Nachwuchs. Kayser hat Glück und aktuell sogar zwei Auszubildende im Betrieb, die nacheinander zuerst eine Ausbildung zum Bäcker und dann in verkürzter Lehrzeit auch noch den Konditor lernen.