Die Friedhofskolonne untersucht einmal im Jahr die Grabsteine aller zehn Friedhöfe — Nur einer wackelte.
WackeltestStädtischer Bauhof in Pulheim prüft 8000 Grabsteine auf ihre Standfestigkeit

Warten bis zum Piepton: Mit dem Kipp-Tester prüft Angelika Firmenich die Grabsteine auf dem Parkfriedhof auf ihre Standfestigkeit.
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Routiniert stellt sie das Gerät vor den Grabstein in die Erde. Es erinnert auf den ersten Blick an ein Messgerät aus einer Arztpraxis. Nur dass Angelika Firmenich den Grabstein gleich nicht messen, sondern ihn auf seine Standfestigkeit prüfen wird. Auf die richtige Höhe muss sie den sogenannten Kipp-Tester aber noch einstellen. Der besteht aus zwei Teilen, das eigentliche Messgerät lässt sich an der Halterung auf die gewünschte Höhe verstellen. Unterhalb der Oberkante des Steins, wie sie erklärt.
Dann stellt sie sich dahinter. Den linken Fuß neben das Grab. Den rechten dorthin, wo keine Blume gepflanzt ist. Dann drückt sie das Gerät gegen den Stein, bis es einen längeren Piepton von sich gibt.Wenn der Stein bis dahin nicht gewackelt hat, ist er standfest. Das Gerät schlägt bei einem Druck von umgerechnet 30 Kilogramm an, erklärt Angelika Firmenich. Nach kurzer Zeit dann das erlösende „Piep“: Prüfung bestanden.
Die Standsicherheit muss jedes Jahr überprüft werden
Einmal im Jahr, nach der Frostperiode, prüft der städtische Bauhof alle Grabsteine auf den zehn Pulheimer Friedhöfen auf ihre Standfestigkeit. Das sind nach Angaben der Stadt rund 8000 Stück. „Kippt ein solcher Grabstein, kann es durchaus zu Schäden kommen“, gibt Angelika Firmenich an. „Deshalb prüfen wir im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht jedes Jahr die Standsicherheit.“
Da die Arbeit neben den alltäglichen Aufgaben anfalle, würden in der Regel drei Wochen Prüfungszeitraum eingeplant, so Firmenich von der Friedhofskolonne. Markierungen für die bereits geprüften Bereiche macht sie sich nicht: „Ich weiß, wo ich schon war.“
Mittlerweile gibt es laut Firmenich rund 70 Prozent Urnenbestattungen in Pulheim. Das bedeutet aber nicht, dass die Arbeit der Friedhofskolonne weniger wird. „Urnengräber haben meist auch einen Stein“, so Firmenich. „An der Arbeit ändert dies nichts.“ Nur liegende Grabsteine oder Grabplatten muss sie nicht testen.
Der Kipp-Tester kann nicht immer eingesetzt werden
Steht der Grabstein nicht direkt in der Erde, schraubt Angelika Firmenich die Halterung ab. „Der Kraftaufwand ist grundsätzlich relativ hoch. An manchen Grabsteinen kann die Halterung des Kipp-Testers aufgrund der Beschaffenheit des Grabes nicht zum Einsatz kommen – wenn beispielsweise eine Steinplatte darauf liegt. Dann halten wir den Kipp-Tester nur in der Hand. Das verkürzt zwar die benötigte Zeit für den Aufbau, der Kraftaufwand steigt jedoch“, erklärt sie, während sie gegen das Grabmal drückt. Das Piepen ertönt, der Stein ist fest.
Aber auch wenn Grabsteine eine Silikonfuge hätten, sagt Firmenich, bedeute das nicht, dass der Stein feststehe. Sollte es doch mal vorkommen, dass ein Gedenkstein wackelt, wird er mit einem Aufkleber versehen. Die Nutzungsberechtigten müssen ihn dann wieder instandsetzen.
Die Pulheimer Steinmetze scheinen ihr Handwerk jedoch zu verstehen. Denn das ist laut Firmenich bei der diesjährigen Prüfung nur einmal vorgekommen, und der entsprechende Stein wurde wieder gesichert. Besteht akute Gefahr, wird der Grabstein gesichert oder direkt umgelegt, wie die Verwaltung angibt.