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Mit einer Prise WitzStommelner Kalle Wego schreibt seit 1997 Karnevalsreden

Lesezeit 4 Minuten
Es ist Kalle Wego zu sehen, wie er seine Rede übt.

Kalle Wego übt seine Büttenrede für den KSTA und die KR.

Das Stommelner Urgestein Kalle Wego schreibt seit 1997 Reden für den Karneval. Für unsere Zeitung ist er in die imaginäre Bütt gestiegen.

An Themen mangelt es nicht. Das tägliche Leben, der Sport – da insbesondere der 1. FC Köln – und die Politik liefern den Stoff, mit denen Kalle alias Karl Heinz Wego gerne spielt und seine Reden würzt. Garniert wird das Ganze mit einer Prise Witz und einem kritischen Touch.

Nicht fehlen darf dies: „Ich halte den Leuten den Spiegel vor. Das ist gerade bei den Texten für die Nubbelverbrennung wichtig“, sagt das Stommelner Urgestein. Für diese Zeitung ist Wego in die imaginäre Bütt gestiegen.

Rede für die Nubbelverbrennung noch in der Mache

An dieser Stelle ein Hinweis an diejenigen, die am Dienstagabend dabei sein werden, wenn mit der Strohpuppe, dem Nubbel, alle Sünden verbrannt werden: Die Rede ist noch in der Mache. „Ein paar Ideen habe ich schon notiert, aber sie wird wohl erst kurz vor knapp fertig.“

Spaß am Fastelovend hatte der heute 70-Jährige von klein auf. „In unserer Familie wurde immer Karneval gefeiert.“ Der Zoch, der traditionell am Karnevalssonntag durch den Mühlenort geht, war eine feste Größe in Kalle Wegos Terminkalender.

Wego schreibt seit 1997 Reden

Über Jahre war er mit der Interessengemeinschaft Böscher Karneval, später dann mit den Stommeler Hitzköpp dabei, die sich 2003 aufgelöst haben. „Das hat in all den Jahren sehr viel Spaß gemacht. Aber irgendwann war die Zeit vorbei“, verrät Kalle Wego.

Das Redenschreiben entdeckte der pensionierte Beamte 1997 für sich. Damals bezirzte er an der Seite von Prinz Jürgen (Kalkmann) und Bauer Dieter (Seifert) als Jungfrau Caroline die närrische Schar. Die meisten Reden für die Auftritte des Trifoliums habe er geschrieben, erinnert sich Kalle Wego, Prinz Karneval der Session 2004/2005.

Auch Improvisieren gehörte dazu

Es folgten weitere – für zwölf Dreigestirne, von denen er fünf als Prinzenführer begleitet hat, und seit 2012 für die Nubbelverbrennungen. Auch die Sketche für die Auftritte des Bauernpaares Hein und Trien (alias Wego und Udo Keldenich) stammen aus Wegos Feder.

„Wir haben uns auf humoristische Art und Weise permanent hochgenommen. Aber wir waren auch gut im Improvisieren“, erinnert sich Kalle Wego, der seit 2013 der KG Stommeler Buure angehört. Sorgen, dass die Ideen für seine Reden einmal ausbleiben könnten, macht er sich nicht.

Ideen kommen Wego spontan

„Ich tue mich nicht schwer. Die Ideen kommen mir spontan in den Sinn, wie aus dem Nichts bei meinen Spaziergängen mit dem Hund, beim Einkaufen, aber auch schon mal nachts.“

Vor Jahren sei es ihm das passiert. „Ich bin dann um 3 Uhr aufgestanden, habe mich an den Küchentisch gesetzt und die komplette Rede geschrieben. Ein Notizheft, um seine Einfälle festzuhalten, habe er nicht dabei. „Ich versuche, mir die Ideen zu merken.“ 


Kalle Wego hat eine Büttenrede für die Zeitung verfasst

In Sälen, Kneipen, Zelten und auch auf den Straßen War der Karneval stets ein Fest zum Feiern und Bespaßen So simpel ist das heutzutage aber längst nicht mehr, dazu muss eine Betrachtung nun kurz her.

Karnevalszüge, zu allen Zeiten schrill und kunterbunt werden sich sicher ändern, denn in der Gesellschaft geht es rund. Im Karneval zeigte sich von jeher die Vielfalt der Welt, doch oh wei, damit ist es vermutlich und auf Dauer bald vorbei. Denn man stellt fest und erschreckt: Kaum noch etwas gilt als politisch korrekt! Kostümieren Jecke sich als Cowboys oder Chinesen, gibt es Kritik und drohen Haue mit dem Hexenbesen. Auch ein „Indianer“ darf es nicht mehr sein, Winnetou fände dies sicherlich nicht fein. Derselbe, immerhin dargestellt als gut und edel,ist nun „raus“, und das will mir einfach nicht in den Schädel!

„Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“, ein schöner Gassenhauer in und um das kölnische Städtchen, wird jetzt bekrittelt und im Titel Sexismus gewittert, es wird gezetert und getwittert. Es ist zum Heulen, Aneignung nennt sich die neue Masche, als Kostümierung empfiehlt sich nunmehr bestens „Sack und Asche“.

Ach, liebe Leute, lasst es uns doch nicht so maßlos übertreiben und bitte auf dem Teppich bleiben! Wir erleben momentan eh uns nie bekannte, schwierige Zeiten, die uns allen Kopfschmerzen bereiten. Es bestehen Konflikte, es herrscht Rezession, es geht um die Inflation, also Kaufkraftschwund! Wer mag das schon? Drum heißt es auch im Fastelovend: Besucherschwund! Dabei ist ein fröhliches Herz doch so gesund.

Also, liebe Leute, seid doch so gut, macht euch selbst und macht auch anderen Mut, steht auf und macht euch also auf die Beine, besucht die Stadt, besucht eure Vereine. In diesen merkwürdigen Tagen kann es doch nicht schaden, ein Tänzchen „in publico“ zu wagen! Es geht um Spaß und Freud’, das will ich nicht verhehlen, und das ist doch Balsam für unsere krisengeplagten Seelen. Feiert Karneval mit Freude daran, natürlich sittsam und brav! In diesem Sinne: ein dreifaches Helau, Müll opp und Alaaf!