Sie möchte vermeiden, dass künftige Entwürfe versteckte Hinweise oder Codes enthalten. Politiker diskutieren am 3. Juli über die Kriterien.
VorgabenVerwaltung legt Kriterien für künftige Graffiti-Projekte in Pulheim fest

Der Entwurf für ein Graffito sollte an der Stirnseite der Unterführung am Pulheimer Bahnhof entstehen.
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Die Jugendlichen waren enttäuscht. Wie berichtet, hatte die Stadtverwaltung auf den letzten Drücker einen für Freitag, 23. Mai, geplanten Graffiti-Workshop abgesagt. Vorgesehen war, dass neun Jugendliche die Wand in der Unterführung am Pulheimer Bahnhof - zur Geyener Straße hin - mit dem Kölner Graffiti-Künstler „Pape La Pab“ (Pablo Faber) gestalten. Bei einem vorbereitenden Treffen im Caritas Jugendzentrum Pogo am 4. April hatten sie Skizzen für das Graffito angefertigt, die dann unter Mithilfe des Künstlers in einen Entwurf eingeflossen sind.
Pulheim: Keine versteckten Symbole
Die Verwaltung befürchtete, dass der Entwurf versteckte Hinweise und Codes enthalten könnte. Sie bat eine Fachstelle - in dem Fall die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Köln - zu prüfen, ob die Ziffern und Symbole möglicherweise eine Bedeutung haben, die nicht unterstützt werden sollte. Das Ergebnis liegt vor. Demnach konnte keine versteckte Symbolik festgestellt werden, wie die Verwaltung in ihrem Beschlussvorschlag für den Jugendhilfe-Ausschuss am Donnerstag, 3. Juli, schreibt.
„Eine weitere Recherche ergab, dass ein Wort im Entwurf dahingehend gedeutet werden könne, dass es auf hochwertige Cannabisprodukte hinweist. Gleichzeitig ist das Wort eine Bezeichnung für eine kurdische Minderheit“, heißt es weiter. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Jugendlichen des Projektes nicht oder nur ansatzweise über die Gepflogenheiten der Graffiti-Szene Kenntnis hätten und daher Worte aus ihrer Lebenswelt für den Entwurf gewählt hätten.
Pulheim: Klare Vorgaben
Um schon im Vorfeld Irritationen bei ähnlichen Projekten zu vermeiden, hat die Verwaltung Gestaltungskriterien für Graffiti im öffentlichen Raum formuliert, über die der Jugendhilfe-Ausschuss am 3. Juli entscheiden soll. Die Sitzung im Ratssaal beginnt um 18 Uhr. Beispielsweise sind politische, religiöse oder gesellschaftlich polarisierende Botschaften nicht gestattet, aufmunternde hingegen schon, sofern sie allgemeinverständlich und wertneutral sind.
Außerdem nicht gestattet sind Zahlen-/Buchstabenkombinationen, Symbole oder Farben, die mit Extremismus, Gangs, Szenecodes oder Subkulturen in Verbindung stehen und Anspielungen auf Drogen, Gewalt oder sexuelle Inhalte. Es soll sichergestellt sein, dass das Motiv keine Ängste oder Ablehnung erzeugt. Ästhetisch ansprechende, farblich harmonische Graffiti, die zur Umgebung passen, lokale Identität widerspiegeln, „um belebende Wirkung in dunklen Orten zu erzeugen“, sind erwünscht.
Ein Gremium, dem Mitarbeitende der Verwaltung, des Kulturamtes und eventuell die Polizei angehören, wird den Entwurf prüfen, analysieren und gegebenenfalls eine Stellungnahme bei einer Fachstelle für Extremismus-Prävention oder bei lokalen Streetart-Experten einholen.
Der Bürgerverein Pulheim (BVP), der den Graffiti-Workshop angestoßen hatte, kritisiert den Kriterienkatalog, da er zahlreiche Einschränkungen enthalte. In ihrem Änderungsantrag schlägt die Fraktion einen Dialog mit der lokalen Graffiti-Szene vor, er soll helfen, „realitätsnahe und authentische Projekte zu ermöglichen“, um nur ein Beispiel zu nennen.