Boden ist zu trockenLandwirte im Rhein-Erft-Kreis rechnen mit schlechter Rübenernte

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Landwirt Willi Liesenberg zeigt den Unterschied: eine normal gewachsene Knolle und eine, die erst etwa fünf Wochen nach der Einsaat ihr Wachstum aufgenommen hat.

Landwirt Willi Liesenberg zeigt den Unterschied: eine normal gewachsene Knolle und eine, die erst etwa fünf Wochen nach der Einsaat ihr Wachstum aufgenommen hat.

Rhein-Erft-Kreis – Der Klimawandel ist längst auch im Rhein-Erft-Kreis angekommen: Zum dritten Mal in Folge beginnt die Zuckerrübenernte aufgrund der langen Trockenperioden rund drei Wochen später als in den vielen Jahrzehnten zuvor. „Nach dem Proberodungen im August, die von der Zuckerrübenfabrik durchgeführt wurden, hat man den Erntebeginn jetzt auf den 8. Oktober festgesetzt“, berichtet Kreislandwirt Willy Winkelhag.

Er ist alles andere als erbaut über die Entwicklungen. „Der Boden und die Pflanzen sehnen sich regelrecht nach Wasser.“ Ganz schlimm sei es dort, wo der Boden sandig und leicht sei, wie etwa bei Lechenich und Niederberg. „Dort rechnet man mit teils ganz katastrophalen Ernteergebnissen“, sagt der Kreislandwirt. In und um Hürth sei der Boden schwerer. „Dort gehe ich von einer guten Durchschnittsernte aus.“

„Der Boden ist allerdings insgesamt viel zu hart, um die Knollen ohne Bruch und damit ohne hohe Ernteverluste einfahren zu können“, sagt Landwirt Willi Liesenberg. Der 53-Jährige führt den landwirtschaftlichen Betrieb in Kerpen-Türnich in der dritten Generation. Er ist auf dem Hof seiner Eltern und Großeltern aufgewachsen. Doch Trockenperioden wie in den vergangenen drei Jahren habe es früher nicht geben.

Unterdurchschnittliche Ernte

Bereits bei der Einsaat im Frühjahr sei der Boden extrem trocken gewesen. „Etwa 20 Prozent des Saatguts hat gar nicht oder erst fünf Wochen später nach dem ersten Regen gekeimt“, erklärt er. Deutlich zu erkennen seien auch die Lücken auf seinen Rübenfeldern.

80 Tonnen je Hektar

„Die Situation für Zuckerrüben insgesamt ist schwierig“, sagt Heinz Leipertz. Er ist zuständig für die Zuckerrübenfabriken ins Euskirchen, Jülich und Appeldorn. In allen drei Fabriken werden in diesem Jahr deutlich weniger Zuckerrüben verarbeitet. Ausschlaggebend dafür ist die Witterung. Auf sandigen, leichten Böden, wie bei Euskirchen, liegt der Ertrag bei 35 bis 40 Tonnen pro Hektar, auf guten und ertragsstarken Böden bei 80 bis 90 pro Hektar. Verantwortlich für den Rückgang am Rübenanbau im Rheinland ist laut Leipertz auch die Politik. So würden Landwirte aus anderen europäischen Ländern für ihren Zuckerrübenanbau mit bis zu 600 Euro pro Hektar subventioniert werden, deutsche Landwirte bekämen das nicht. (mkl)

Liesenberg rechnet mit einer unterdurchschnittlichen Zuckerrübenernte. Durch das sonnige Wetter sei der Zuckergehalt in den Knollen jedoch ganz gut, obwohl er nach den jüngsten Regenfällen wieder gesunken sei, weil die Feldfrüchte ihre Energie in das Wachstum ihres durch die Hitze geschwächten Blattwerks setzten.

Auch deswegen habe man den Erntetermin in den Oktober verlegt. „Wir müssen uns darauf einstellen, künftig die Felder zu bewässern“, sagt Liesenberg. Ein erster Bewässerungsverband sei bereits gegründet. „Die Beregnung von Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse wird wohl Schule machen.“ Einzig für Getreide rechne sich die Beregnung nicht. „Das Wasser muss ja aus rund 100 Metern Tiefe geholt werden“, sagt Liesenberg.

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Auch Winkelhag sagt: „Wenn die langen Trockenperioden so bleiben, dann kommen wir um eine Beregnung nicht herum, oder wir können nur noch Feldfrüchte anbauen, die weniger Wasser brauchen oder früher geerntet werden können.“

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