Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Okos reiste extra zur Papstwahl nach Rom. Geistliche aus dem Kreis teilen positive erste Eindrücke.
„Er muss ein Brückenbauer sein“So denken Katholiken im Rhein-Erft-Kreis über den neuen Papst

Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Okos aus Frechen reiste extra für die Papstwahl nach Rom und wartete stundenlang auf den Auftritt des neuen Papstes.
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Auch im Rhein-Erft-Kreis haben die Menschen gespannt nach Rom geschaut, als Robert Francis Prevost sich einer Weltöffentlichkeit als Papst Leo XIV. vorstellte. Als Oberhaupt der katholischen Kirche, die weltweit 1,4 Milliarden Mitglieder hat, sind die Erwartung an das Amt groß.
Direkt auf dem Petersplatz in Rom erlebte der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Okos aus Frechen den historischen Moment. Er war extra am vergangenen Mittwoch (7. April) mit Freunden in die italienische Hauptstadt gereist, um die Wahl des neuen Papstes mitzuerleben - wie bereits vor zwölf Jahren bei Papst Franziskus.
„Es war überwältigend. Als der Name bekannt gegeben wurde, brach ein großer Jubel aus, wie bei einem WM-Finale. Nur, dass es nicht um eine Nation ging, sondern sich Menschen aus allen Ländern gemeinsam gefreut haben“, berichtet Okos. Der Moment sei „gelebte Weltkirche“ gewesen.
Mit seinen Freunden stand der Frechener weit vorne vor dem Vatikangebäude, schon mittags hatte die Gruppe Stellung bezogen - wie bereits am Vortag, als erst einmal schwarzer Rauch aufstieg. „Wir wollten hautnah dabei sein, es lag am Donnerstag (8. Mai) auch etwas in der Luft, wir hatten das Gefühl, dass es an diesem Tag noch verkündet wird“, so Okos.
Eine weiße Möwe wartete auf dem Schornstein
Die Atmosphäre unter den Wartenden sei besonders gewesen: „Wildfremde Menschen fühlten sich verbunden, alle haben miteinander geredet.“ Irgendwie sei die Situation auch surreal gewesen: „Die ganze Welt hatte sich versammelt und starrte gemeinsam auf einen Schornstein, es war unbegreiflich, was dahinter passiert“, erinnert sich der Politiker. Zur Erheiterung der Menge sei immer wieder eine weiße Möwe auf dem Schornstein gelandet. „Sie wartete wohl mit uns und schien ein Gruß des Heiligen Geistes zu sein“, so Okos.
Er hat Nähe ausgestrahlt, war selber komplett überwältigt und hat mit den Tränen gekämpft
Der erste Auftritt des neuen Papstes sei überwältigend gewesen: „Er hat beeindruckende Worte gesprochen, er will Brücken bauen und ein Friedensstifter sein. Er hat Nähe ausgestrahlt und war selber komplett überwältigt“, erzählt Okos. Papst Leo XIV. habe mit den Tränen gekämpft. „Es war sehr schön mitzuerleben, er hat die Zeichen der Zeit erkannt und will verschiedene Meinungen zusammenbringen.“
Auch Kreisdechant Achim Brennecke hat die Papstwahl verfolgt. Ihm war der US-Amerikaner vorher nicht bekannt, also habe er sich kundig gemacht und einen positiven ersten Eindruck gewonnen. „Ich habe abends im Fernsehen gesehen, wie er auf die Loggia kam, die Hände hochhielt und begann: Der Friede sei mit euch. Dass er jetzt diesen Frieden als Thema nimmt, finde ich eine gute Sache.“ Er traue ihm aus erster Wahrnehmung heraus zu, dass er die Kirche weiterführen kann.
Rhein-Erft-Kreis: Papst Leo XIV. löst Optimismus aus
„Wer Papst wird, muss ein Brückenbauer sein“, sagt Brennecke. „Pontifex ist ja der alte Begriff dafür. Er muss zwischen Konservativen und Progressiven gestalten.“ Dafür sieht der Kreisdechant gute Ansätze in der Vita des neuen Papstes. „Er war Ordensoberer der Augustiner, er war Bischof in Peru, war im Vatikan, also in Rom, und war am Ende der Personalchef für die Bischöfe. Er spricht mehrere Sprachen wie Englisch, Italienisch, Spanisch. Das wäre für mich immer wichtig, dass einer wirklich den Blick über den ganzen Globus hat.“
Herausfordernd sei aber dabei, dass die Menschen in der Kirche sehr unterschiedlich geprägt sind. Keiner könne dabei alle Wünsche erfüllen. Achim Brennecke betonte auch die Bedeutung interreligiöser Gespräche. „Wir brauchen Begegnungen, Begegnungen mit Menschen untereinander. Und wenn man diese Begegnungen hat, diese Treffen, dann lernt man den anderen kennen und dann verändert sich auch was im Gehirn.“
Es falle dann schwerer, den anderen als Gegner zu sehen. „So kann man Weltkirche gestalten.“ Die Menschen hätten vielleicht ein unterschiedliches Religionsverständnis, können aber trotzdem gut miteinander umgehen.
Brühler Pfarrer betont Ordensvergangenheit des Papstes
Jochen Thull, der als Pfarrer in Brühl arbeitet, hat ebenfalls einen positiven ersten Eindruck vom neuen Papst. „Als er auftrat, fand ich, er machte einen sehr freundlichen, aufgeschlossenen Eindruck und man spürt ihm auch so eine innerliche Freude an. Und ich fand auch beeindruckend, dass er nach dem ersten Friedensgruß sofort seinen Vorgänger ansprach. Er kam auch mit Begriffspaaren wie: Kirche ist für alle da, ohne Bedingungen.“

Jochen Thull ist Pfarrer in Brühl.
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Für ein weiteres Thema, die sogenannte Synodalität, könnte auch die Vita von Papst Leo XIV. entscheidend sein. „Als Augustiner bringt er ja eine ganz andere Form von Beteiligung oder synodalen Strukturen mit, denn die Orden haben das ja ausgeprägter als in der normalen Pfarrei- oder Diözesanlandschaft.“ Solche Orden zeichneten auch in ihrem Alltag, wenn es zu Entscheidungen kommt, eine größere Beteiligung aller Mitbrüder des Konvents aus, sagt Thull. „Ansonsten habe ich herausgehört: Ich gehe meinen Weg nicht allein, sondern mit den Gläubigen zusammen.“
Frechener Pfarrer: Papst kann weitere Türen öffnen
Papst Leo XIV. scheint bei einer Begrüßung vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen zu haben. „Er hat ja gestern vom Frieden gesprochen“, sagt Christof Dürig, Pfarrer in Frechen. „Und ich denke, das ist eine wichtige Botschaft in dieser unruhigen Zeit. Ich hoffe, dass er da Akzente setzen kann und auch gehört wird.“
Die Kirche im Rhein-Erft-Kreis würde sich aktuell mit der Umstrukturierung beschäftigen und damit, wie auch Laien und Ehrenamtler Verantwortung übernehmen können, wenn es nicht genug Priester gibt. „Da kann der Papst sich nicht in jedes Land und auch nicht in den Rhein-Erft-Kreis einmischen. Aber er kann weiter Türen öffnen und sagen: Kommt, geht, sucht euren Weg.“ Einerseits müsse man die daraus entstandene Vielfalt zulassen, andererseits müsse auch die Einheit der Kirche gewahrt werden.

Christof Dürig arbeitet als Pfarrer in Frechen.
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Papst Franziskus habe bereits möglich gemacht, vieles auszusprechen und auf den Tisch legen. „Da konnte man erkennen, dass es natürlich Unterschiede zwischen den Kontinenten gibt, dass es aber durchaus auch Überschneidungen gibt.“ Ein weltweites Thema sei etwa die Rolle der Frau. Da habe Franziskus Türen geöffnet, sei aber nicht durchgegangen. „Die Kirche ist da natürlich immer sehr langsam. Das ist bei so einer großen Gemeinschaft nicht so einfach, verschiedene Positionen unter einen Hut zu kriegen.“
Petra Börsch vom Kreisdekanat wünscht sich einen zuhörenden Papst
Petra Börsch, im Kreisdekanat Rhein-Erft Nord der katholischen Frauengemeinschaft Deutschland tätig, ist nach der Ansprache des Papstes positiv, dass Leo XIV. eine fortschrittliche Linie verfolgen wird, soweit man das für die Kirche sagen könne. „Was Frauen betrifft, hoffen wir, dass der synodale Weg am Ende etwas bringt.“ Sie habe das Gefühl, dass sich die Türen da weiter öffnen könnten. „Er wird nicht ein Abziehbild von Papst Franziskus werden. Er wird seinen eigenen Stil reinbringen. Aber ich hatte gestern den Eindruck, dass er den Menschen sehr zugewandt ist.“
Und für die Rolle von Frauen in der Kirche? Sie sollten ihrer Ansicht nach mehr Möglichkeiten bekommen, ihre Stimme abzugeben. „Ich wünsche mir natürlich auf lange Sicht, dass Frauen auch die Weihe empfangen dürfen, oder in der Kirche das leben dürfen, was sie möchten.“ Das halte sie kurzfristig nicht für realistisch, dafür seien die konservativen Stimmen zu laut. „Und der Papst ist ja Führer einer Weltkirche. Er kann nicht nur auf die Belange in Deutschland und in Europa eingehen.“ Die Kirche brauche einen zuhörenden Papst.