Rhein-Erft-KreisPartnerstädte kämpfen mit Corona

Der deutsche Arzt Karl Vermöhlen behandelt Covid-19-Erkrankte im Krankenhaus in St. Vith.
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Kerpen/Bergheim – Deutschland ächzt unter der Corona-Krise. Doch nur wenige Kilometer entfernt in der belgischen Grenzregion stellt sich die Situation noch sehr viel schlimmer dar. Ein Blick hinüber, beispielsweise in die Kerpener Partnerstadt St. Vith, macht das deutlich.
In den neun Kommunen der deutschsprachigen Gemeinschaft (DG), zu denen auch St. Vith gehört, sind im Zeitraum von 23. bis 29. Oktober 841 bestätigte Corona-Fälle hinzugekommen. Das ergibt bei einer Einwohnerzahl von 76.000 der neun Gemeinden einen Inzidenzwert von 1107. Zum Vergleich: Im Rhein-Erft-Kreis lag der Inzidenzwert am 30. Oktober bei 117,5.

Der idyllisch gelegene Ort St. Vith, die belgische Partnerstadt von Kerpen, leidet derzeit sehr unter der Corona-Pandemie.
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Der Arzt Karl Vermöhlen, der in Kall im Kreis Euskirchen lebt und am Krankenhaus in St. Vith die Corona-Abteilung leitet, vermutet, dass diese Zahl noch nicht einmal die ganze Wahrheit widerspiegelt. Ein Teil der DG-Bürger lasse sich im benachbarten Luxemburg, das eine sehr offensive Teststrategie verfolge, oder in Deutschland testen , und die Ergebnisse träfen in der DG gar nicht oder erst verspätet ein. Im Krankenhaus St. Vith betreuten seine Kollegen und er in der vergangenen Woche 14 Corona-Patienten, berichtet Vermöhlen. Drei davon seien beatmet worden.
Zwei Todesopfer
Das St. Vither Krankenhaus sei für 40 000 Einwohner ausgelegt. Die Corona-Abteilung sei inzwischen zu klein. „Wir ziehen in eine größere um“, erklärt der Arzt. Nicht dringliche Operationen würden verschoben. Zwei Menschen aus der deutschsprachigen Region hätten den Kampf gegen das Virus in der letzten Woche leider verloren – einer 70 Jahre und einer 79 Jahre alt. Das teilte das St.-Nikolaus-Hospital in Eupen mit, dem Verwaltungssitz der deutschsprachigen Region.
In Ostbelgien wird nun heftig darüber diskutiert, ob Kirmesfeiern es dem Virus zu leicht gemacht haben könnten. Im Nachbarkreis Euskirchen waren Kirmesfeste abgesagt worden, die Infektionszahlen dort sind viel niedriger.
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Am 5. Oktober wurde hingegen im belgischen Weywertz gefeiert, eine Woche später in Bütgenbach-Berg. Vermöhlen glaubt, dass es ein Fehler war, diese Veranstaltungen zu genehmigen. „Leider war der starke Anstieg der Neuinfektionen zu erwarten“, sagt er. Saalveranstaltungen seien nun mal Superspreader-Ereignisse, so der Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin.
Auch für Bergheim hat die sehr hohe Zahl der Corona-Infizierten in Belgien Auswirkungen. Michael Robens vom Bürgermeisterbüro erklärt: „Eigentlich wollten wir in diesem Jahr das 30-Jährige unserer Städtepartnerschaft mit dem belgischen Andenne feiern, aber aufgrund der Pandemie ging das nicht.“ Die Jubiläumsfeier soll nun 2021 nachgeholt werden – falls Corona es zulässt.