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Sexuelle GrenzverletzungenErzbistum versetzt Pfarrer Winfried Jansen in den Ruhestand

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Erftstadt – Nach fast einem Jahr ist es nun doch zu einer Einigung gekommen: Pfarrer Winfried Jansen, dem vorgeworfen wurde, vor etwa 40 Jahren sexuelle Grenzverletzungen begangenen zu haben, verzichtet auf seine Ämter. Wie das Erzbistum mitteilt, wird er in den Ruhestand versetzt. Er soll sich an den Therapiekosten für die Betroffenen beteiligen. Fortan soll er nur noch in Senioreneinrichtungen und auf besondere Genehmigung des Erzbischofs priesterlich tätig sein.

In Erftstadt, wo Jansen seit 1979 als Pfarrer tätig war und sich großer Beliebtheit erfreut, sind die Reaktionen auf die Neuigkeiten unterschiedlich. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte der Erftstädter Dechant Hans-Peter Kippels. Es seien Konsequenzen gezogen worden, der Fall sei nicht einfach zu den Akten gelegt worden. Gleichwohl habe man einen Weg beschritten, bei dem Jansen mit Einschränkungen weiter im priesterlichen Dienst arbeiten könne. Kippels: „Ob dies angemessen ist, kann ich nicht einschätzen.“ Den Opfern sei nun aber erspart worden, dass die Vorfälle im weiteren Verfahren noch einmal aufgerollt werden müssten.

Dass Jansen wieder in Erftstadt als Priester tätig sein könnte, hält Kippels für unwahrscheinlich: „Das ist schwierig, weil es unterschiedliche Sichtweisen auf die Person Jansen gibt. Das ist ihm aber sicherlich auch selber klar.“

Für die Gläubigen in der Pfarreiengemeinschaft Erftstadt-Ville, in der Jansen bis zu seiner Entpflichtung im Februar 2015 als leitender Pfarrer tätig war, biete sich nun die Chance, dass der fast einjährige „Schwebezustand“ ende. „Ich hoffe, dass die Stelle neu besetzt wird“, sagte Kippels. Dies könne aber erst erfolgen, wenn Jansen nach der mündlichen Zusage den Verzicht auf sein Amt auch schriftlich erkläre.

„Ich bin von der außergerichtlichen Lösung ein wenig enttäuscht“, sagte der Bliesheimer Pfarrvikar Willi Hoffsümmer, ein langjähriger Weggefährte Jansens. Denn dies bedeute, dass die Vorwürfe nie aufgeklärt würden. Ein übler Nachgeschmack bleibe. „Wenn es aber wirklich so schlimm gewesen wäre, dann wäre Jansen doch aus dem Priesterstand entfernt worden“, so Hoffsümmer. Und die Neubesetzung seines Postens sei nicht ganz einfach. Dafür müsse man erst einmal den richtigen Kandidaten finden.

„Es ist gut, dass die Sache jetzt formal zu einem Ende kommt“, erklärte Dr. Christopher Hüllen, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Zeitweise sei es überhaupt nicht abzusehen gewesen, wie lange sich das Verfahren hinziehen würde. „Ob dies aber zur Befriedung der Gemeinde beiträgt, weiß ich nicht.“ Denn nun würden alle Beteiligten – die drei betroffenen Frauen, Pfarrer Jansen und die Gemeindemitglieder – wieder mit der Angelegenheit befasst. Juristisch sei die Einigung schwer einzuschätzen. Von „milden“ Sanktionen für Jansen wolle er aber nicht sprechen, so Hüllen.

Wie er weiter erläuterte, waren die Erftstädter Gremien am Dienstag über die Einigung informiert worden. Die entsprechende Erklärung soll am Wochenende in allen Gottesdiensten verlesen werden.

„Die Gemeindemitglieder haben das alles tapfer und gemeinsam durchgestanden“, sagte Damian van Melis, der ebenfalls dem Pfarrgemeinderat angehört. Sie bräuchten nun Ruhe und einen neuen Pfarrer.