Traditionsgeschäft MeyerDie Klütten wurden einst einzeln verkauft
Brühl – Stolz lenkt René Meyer den tonnenschweren hochmodernen Tankwagen auf den Hof am Brühler Güterbahnhof. „Das ist die neueste Generation der Meyer-Tankwagen“, sagt der 34-Jährige. Mit einem Fassungsvermögen von 38 000 Litern Heizöl und einer Länge von 14,5 Metern ist es ein beeindruckendes Fahrzeug.
René und sein Cousin Harald Meyer sitzen hinter dem Steuer der dicken Brummer. Gemeinsam werden sie die Meyer Mineralölhandel GmbH in die Zukunft führen. Die Anfänge des Unternehmens reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Auch wenn es in dieser Zeit noch kein Heizöl gab, eine warme Stube wollte die Menschen auch damals haben.
Doch viel ist aus den Gründungsjahren nicht bekannt. Die Firma Meyer hat sich auf die Lieferung fossiler Brennstoffe – zunächst Kohl, später auch Mineralöl – spezialisiert. Die beiden Geschäftsführer und Brüder Hermann Josef (80) und Christian Meyer (77) sind im Betrieb und mit der Arbeit groß geworden. Ihre Großeltern Maria und Christian Meyer haben den Brennstoff noch mit der Handkarre zu Fuß an den Mann gebracht, bevor sie sich ein Pferd leisten konnten, das ihnen die schwere Arbeit etwas leichter machte.
Vater verkaufte Briefmarkensammlung für Unternehmen
„Brikett war zum Ende des 19. Jahrhunderts sehr teuer“, erläutert der jetzt 77 Jahre alte Christian Meyer. Einzeln seien deswegen die Kohlestücke verkauft worden. „Sie kamen nur nachts aufs Feuer, um damit die Glut zu halten“, berichtet er. Tagsüber habe man die Öfen damals mit Holz befeuert.
Nach dem Tod des Großvaters 1941 übernahm zunächst dessen Frau Maria Meyer die Verantwortung für das Familienunternehmen. „Unser Vater kam erst 1945 aus dem Krieg zurück“, berichten die beiden Geschäftsführer. Der Vater habe dann seine Briefmarkensammlung verkauft und vom Verkaufserlös den ersten Nachkriegslastwagen für das Unternehmen kaufen können. „Unser alter Vorkriegslaster wurde ja mit unserem Vater 1939 für den Polenfeldzug eingezogen“, berichten die beiden Geschäftsführer.
Erster Tankaufsetzer fasste 4000 Liter
Die Nachkriegsjahre waren hart. Der Vater habe sich nie wieder richtig erholt. „Als er krank wurde, habe ich 1952 die Handelsschule abgebrochen, um im Betrieb zu helfen“, berichtet Hermann Josef Meyer. Mit einer Sondergenehmigung durfte er sogar schon im Alter von 17 Jahren den Führerschein machen. Die Erinnerung an diese Zeit ist lebendig. „Mann, was haben wir Kohle geschleppt. Doch geschadet hat uns das nicht“, sagt der 80-Jährige.„Die Klütten haben wir direkt in Brühl von den Kohlefabriken gekauft.“
1961 gingen die ersten Ölbestellungen ein. „In den ersten Monaten haben wir aber nur die Bestellungen angenommen“, erinnert Hermann Josef Meyer sich. Das Öl sei vom Lieferanten zunächst direkt zum Kunden gebracht worden. Doch das änderte sich schnell und schon im Herbst 1961 kauften die Brüder den ersten Tankaufsetzer. „Er hatte ein Fassungsvermögen von 4000 Liter“, weiß Hermann Josef Meyer noch genau. Längst hatte die Firma damals ihr Brennstofflager am Güterbahnhof in Vochem eingerichtet. Die Kohle wurde mit dem Güterzug dorthin gebracht. 1970, der Liter Heizöl kostete zwischen sechs und sieben Pfennige, investierten Hermann Josef und Christian Meyer in den ersten Tankwagen mit einem Fassungsvermögen von 10 000 Liter.
Sechs Meyer-Tankwagen unterwegs
Nach dem Tod der Mutter stieg Christian Meyer 1968 mit ins Unternehmen ein. Immer mehr Menschen stellten ihre Heizung auf Öl um. So wurde aus dem Klüttenlieferanten die Meyer Mineralölhandel GmbH. Unvergessen bleiben die Ölkrisen. „1974 wurden uns die Verkaufsmenge mit maximal 5000 Liter Heizöl täglich sogar vorgeschrieben“, berichten die beiden Senioren.
Heute sind täglich sechs Meyer-Tankwagen unterwegs. Längst hat sich aber auch im Unternehmen der neue Umgang mit Energie bemerkbar gemacht. Die Verbraucher heizen vermehrt nicht mehr mit Kohle oder Öl, sondern auf erneuerbare Energien. Doch noch gibt es Arbeit genug. Sogar Klütten werden aus der alten Tradition heraus noch ausgeliefert. „Doch die sind heute im halben Zentner gebündelt zu haben“, sagen die Geschäftsführer.