Hausmeister Thomas Keuth aus Wesseling will Titel als Aalkönig trotzdem verteidigen.
Wels statt AalWesselinger hatte plötzlich dicken Fisch aus dem Rhein an der Angel

Thomas Keuth aus Wesseling wollte einen Aal angeln, fischte dann aber einen Wels aus dem Rhein.
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„Ich bin dann mal weg“, verabschiedete sich Thomas Keuth (55) vor ein paar Tagen abends kurz vor 22 Uhr von seiner Frau. Gerade hatte er noch die Tomaten gegossen – nach einem langen Arbeitstag als Hausmeister in der Rheinschule in Urfeld wollte er unbedingt zum Rhein, um Aale zu fischen. Sein Plan war, spätestens um Mitternacht wieder zu Hause sein.
Keuth ist passionierter Angler und schon seit Kindertagen Mitglied im Urfelder Fischerverein. Bereits als Jugendlicher hat er dort beim traditionellen Aalfang mitgemacht. Der Wettbewerb beginnt stets drei Wochen vor der Aalnacht. Ziel ist es, dann auch immer einen Aalkönig zu krönen, der in den zurückliegenden drei Wochen den größten Aal gefangen hat. Mehrmals ist das auch Keuth schon gelungen – zuletzt 2024. „Jetzt möchte ich natürlich den Titel verteidigen“, erklärt er.
Keuth wohnt nur knapp 400 Meter vom Rheinufer entfernt. Der 55-Jährige ist in Urfeld groß geworden. Er kennt den Rhein, und er kennt auch die schönsten Anglerplätze zwischen Wesseling und Urfeld. Dort zu sitzen, die Stille sowie den seichten Wellenschlag des Rheines zu hören und das Wasser zu riechen — das sei für ihn wie Urlaub. „Da schalte ich hundertprozentig ab“, erklärt er. Es war noch nicht ganz dunkel, als Keuth an dem Abend seine Angel auswarf. Am Haken hatte er einen ganz normalen Mehlwurm. Keuths Angel ist eigentlich längst museumsreif.
Angel vor 40 Jahren auf Proviantboot gekauft
„Die habe ich mir vor etwa 40 Jahren auf dem Proviantboot von Willi Becker in Urfeld gekauft“, erzählt er. Das sei noch eine andere Zeit gewesen, als Proviantboote die Schiffer auf dem Rhein mit Lebensmittel versorgt haben. Als Kind hat Keuth sogar mit Bohnenstangen geangelt, die er sich bei seinem Onkel im Garten ausgeliehen hatte. „Da habe ich einfach ein Seil dran gebunden, daran einen Haken befestigt und einen Regenwurm aus dem Garten vom Onkel gehängt“, erinnert er sich. Auch diese Angel habe funktioniert. Unvergessen bleiben ihm die vielen Rotaugen, die er damit gefangen habe. „Die haben uns damals ganz gut geschmeckt“, weiß er noch.
Zurück zum Aalfischen: Keuth saß also ganz entspannt auf seinem Angelsitz und genoss die Ruhe. „Herrlich“, dachte er noch. Der Tag ging langsam zu Ende – die Betriebsamkeit verschwand. Ein laues Lüftchen wehte. Keuth war völlig entspannt und saugte jeden Augenblick dieser Ruhe in sich auf. Doch plötzlich war es mit der Entspannung vorbei. Adrenalin schoss ihm durch den Körper, als er gegen 23 Uhr den harten Schlag an seiner Angel spürte. „Mir war direkt klar, dass da ein großer Fisch angebissen hat - der mir direkt auch 50 Meter Bremsschnur nahm“, erzählt er. Der Drill dauerte dann knapp zehn Minuten. Keuth erkannte, dass es kein Aal sein konnte, den er an der Angel hatte und vermutete vielmehr einen Wels.
1,40 Meter lang und 17,8 Kilogramm schwer
Der Angler lag richtig. 17,8 Kilogramm schwer und 1,40 Meter lang war der Wels, den er aus dem Rhein schließlich zog. Welse habe er ja schon einige Male gefischt, die er aber aufgrund ihrer noch geringen Größe immer wieder in den Rhein gelassen hat. Diesmal war das anders. Es war Punkt Mitternacht, als er an diesem Abend seinen Fang nach Hause trug. Erste Gratulantin war seine Ehefrau Andrea. Am nächsten Morgen klingelte dann mehrfach sein Handy. Alle wollten den Wels sehen und gratulierten ihm von Herzen.
Der Vorsitzende des Fischervereins Manfred Rothermund rückte direkt mit der Kamera an, um den Wels und seinen Fänger auf einem Foto zu verewigen. Inzwischen ist der Wels in Scheiben geschnitten, filetiert und in der Tiefkühltruhe. „Er schmeckt fantastisch“, haben Keuths Mutter und Schwiegermutter bereits bestätigt. Direkt hatten sie den frischen Wels klassisch leicht gesalzen und mit Zitrone beträufelt in der Pfanne geschmort. Noch hat Thomas Keuth auch sein Ziel nicht aus den Augen verloren, den Titel als Aalkönig zu verteidigen. „Ich habe Zeit bis zum 19. Juli“, sagt er.
Aalnacht geplant
Zum Abschluss des dreiwöchigen Aalangelns feiert der Fischerverein Urfeld am 19. Juli die 57. Aalnacht. Auf der Rheinwiese, den sogenannten Aalplatz, Höhe Klärwerk in Urfeld, geht es dann rund. Für das Fest wird eine kleine Zeltstadt sowie eine Tanzfläche aufgebaut. Mit Discomusik, Bier vom Fass, Matjesbrötchen und Grillwürstchen werden die Besucher verwöhnt. Rheinaal wird es allerdings nicht geben und auch der Wels bleibt im Gefrierschrank.