Hofkäserei in Much macht dichtKrise versetzt Jules Käsekiste den Todesstoß

Rainer Schmitz ließ die Laibe auch im Keller von Burg Overbach reifen.
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Much – Die Krise hat Jules Käsekiste den Todesstoß versetzt. Die Bauernhofkäserei, 1995 in Reinshagen gegründet und lange auf Wachstumskurs, macht dicht. In unsicheren Zeiten drehten die Verbraucher den Cent dreimal um, sagt Rainer Schmitz. Dazu kämen die explodierenden Energiekosten.
In dieser Stimmung für die nächsten zehn Jahre in eine ungewisse Zukunft zu investieren, das habe er lange überlegt und dann verworfen, berichtet der 58-Jährige: „Ich habe keinen Nachfolger, meine Kinder machen etwas anderes.“
Mucher Hofkäserei verarbeitete anfangs eigene Milch
Schmitz ist Landwirt, hielt lange Milchkühe, auch Ziegen. Verarbeitete anfangs mit seiner Frau Juliane ausschließlich selbst hergestellte Milch, kaufte bald den Grundstoff für den Ziegenkäse zu, später die Kuhmilch von zwei Nachbarhöfen.
Jules Käsekiste stand immer auch für Experimente. Für Deutschlands einzigen Höhlenkäse mieteten die Mucher einige Jahre einen Teil der Attahöhle im Sauerland, ließen die Laibe später in der Dechenhöhle reifen – hinter einem Netz zum Schutz vor Fledermäusen. Der Klosterkäse erhielt sein Finish in einem Kloster im Westerwald, der Burg Overbacher wurde im Keller des Golfclubs mit Salzlake abgerieben und gedreht. Die Gummibärchen in der Käsemasse blieben allerdings ein Gag.
Ein solch hochwertiges Rohmilchprodukt brauche Erklärung, meint Rainer Schmitz, der nach der Trennung von seiner Frau allein die Käsekiste weiterführte. „Doch in den Supermärkten, an den Frischetheken gibt es immer weniger Personal.“ Ein regionaler, handwerklich gemachter Käse zum Kilopreis von mehr als 20 Euro verkaufe sich gerade in schlechten Zeiten nicht gut genug. Rätselhafterweise lief er besser in Hessen und Norddeutschland als in der Region Köln/Bonn/Düsseldorf.
Das Equipment, die Kessel und Bruchwannen, sei schon veräußert an eine kleine Käserei in Norddeutschland. Geht er in den vorzeitigen Ruhestand? Das stehe noch nicht fest: „Erst mal muss ich hier alles abwickeln.“ Das Land, die Gebäude, die Hallen würden vermietet, verpachtet oder verkauft.
Von den zuletzt 17 Beschäftigten stehe keiner auf der Straße, betont Schmitz: „Alle haben einen Job, nur einer macht weiter Käse.“