In der Kirche spielten Frauen durchaus eine Rolle: Vor 100 Jahren wurde der Frauen- und Mütterverein Much gegründet, heute noch aktiv als kfd.
100 Jahre kfdFrauen- und Mütterverein lindert Not in Much und in der „Ostzone“

An der Wallfahrt zum heiligen Rock in Trier nahm auch Elfriede Höller teil (2. von links), frühere Vorsitzende des Frauen- und Müttervereins und Großmutter von Stefan Höller, heutiger Inhaber der Gaststätte Schublade.
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Sie wollten Not lindern, aber auch Spaß haben, die Frauen, die sich im Mucher Frauen- und Mütterverein zusammenschlossen. Der hatte schon bei seiner Gründung vor 100 Jahren großen Zulauf, wurde später in kfd umbenannt und feiert nun Jubiläum.
Allerdings um einen Monat verspätet, nach den Sommerferien. 282 Frauen hatten nach der Gründung am 15. Juli 1925 ihren Beitritt erklärt. Zur ersten Vorsitzenden wurde Franziska Müller gewählt. Die Gruppe wurde als Bruderschaft geführt, darüber gibt die Hand geschriebene Gründungsurkunde Auskunft.
Der Mucher Historiker Hartmut Benz übersetzte das vom Kölner Erzbischof Kardinal Schulte unterzeichnete Dokument
Die vermag heute kaum noch jemand zu lesen, der Mucher Historiker Hartmut Benz übersetzte das vom Kölner Erzbischof Kardinal Schulte unterzeichnete Dokument. In ihm sind unter anderen die Pflichten der Damen fixiert: die monatliche, „gemeinsame Communion“ und die „guten Werke an bedürftigen Mitgliedern“.

Die von Kardinal Schulte, Erzbischof von Köln, unterzeichnete Gründungsurkunde. Darin wurde unter anderem die 'Pflicht zur gemeinschaftlichen monatlichen heiligen Communion und zu anderen guten Werken an bedürftigen Mitgliedern' fixiert.
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Wäsche und Lebensmittel wurden vor allem an Wöchnerinnen verteilt, also junge Mütter. Der Verein sorgte aber auch für einen geschmückten Altar, finanzierte Blumen und Kerzen. Jede Frau zahlte anfangs zehn Pfennig Mitgliedsbeitrag im Monat, das Geld wurde an den Haustüren eingesammelt.
Das Privatleben der Damen blieb nicht außen vor: So heißt es in der Satzung von 1925, dass die Mitgliedschaft durch „Ausschluss wegen ärgerlichen Lebenswandels“ endet. Beispiele würden nicht genannt und seien auch nicht bekannt, bedauert Vorstandsmitglied Hildegard Penner.
Kleidung und Schuhe wurden gesammelt, die Pakete mit Lebensmitteln angereichert
Überliefert sind vor allem die Aktivitäten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. 1947 übernahm Elfriede Höller den Vorsitz. „Sie war und ist in Much allen bekannt als ‚Omama‘ vom Brudermeister Stefan Höller, Inhaber der Gaststätte Schublade“, berichtet Penner.
Elfriede Höller habe mit den Frauen viel getan, um die Not der Nachkriegszeit zu lindern, nicht nur in Much, sondern auch durch Patenschaften in der sogenannten „Ostzone“. Kleidung und Schuhe wurden gesammelt, die Pakete mit Lebensmitteln angereichert. Ausflüge und gesellige Nachmittage, Theatervorstellungen, karnevalistische Nachmittage und Tanzvergnügen boten Abwechslung. Dazu gab es geistliche Angebote wie Exerzitien, Einkehrtage und Wallfahrten.

Theaterspiel und Nothilfe: Der 1925 gegründete Frauen- und Mütterverein engagierte sich vielfältig, das Foto zeigt Berta Stommel (links) und Elfriede Höller. Much 100 Jahre kfd Klatsch
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Ihr folgten als Vorsitzende Marlies Nies (1973), Monika Brückner (1982), Hannelore Gerhards (1987), und 1999 Margret Tillmann. Zu der Zeit bestand der Verein, der sich nun kfd (katholische Frauengemeinschaft Deutschlands) nannte, aus 500 Mitgliedern.
Heute gehören 220 Frauen zur kfd in Much, überwiegend zwischen 60 und 80 Jahre alt
Finanziell gut ausgestattet, konnten die Frauen weiterhin Gutes tun: Sie unterstützten die Mucher Ärztin Dr. Theresa Rettig bei ihrem Krankenhausprojekt in Ghana und konnten den kranken Kindern Melina und Pascal zu einer Delphin-Therapie verhelfen. Ein Handarbeits-Kreis konnte dazu jedes Jahr beträchtliche Spenden aus dem Verkauf ihrer Strickwaren an örtliche Organisationen überreichen.
Ab 2015 gab es keinen Vorstand mehr – die Leitung des Vereines erfolgte durch ein Team, Ansprechpartnerin ist die jeweilige Sprecherin, zunächst Monika Delling (bis 2017), dann Ingrid Idell-Stürmer (2018) und bis heute Christa Ludwig, seit 2022 unterstützt von Rosemarie Kleff und Hildegard Penner. Präses ist immer ein Geistlicher, 1925 war es Pfarrer Franz Mölders, aktuell ist es Pfarrvikar Pater Joseph Rayappa.

Ausflüge, wie hier nach Aachen, sind beliebte Angebote der katholischen Frauengemeinschaft.
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Heute gehören 220 Frauen zur kfd, überwiegend zwischen 60 und 80 Jahre alt. Die Aktivitäten, wie Ausflüge, Feiern und kirchliche Angeboten würden altersgerecht gestaltet, so Penner.
Die kfd St. Martinus feiert am Sonntag, 17. August, mit einer Festmesse und einem Empfang ihr 100-jähriges Bestehen. Die Messe beginnt um 9.30 Uhr, danach beginnt um 11 Uhr die Feierstunde im katholischen Pfarrheim, Klosterstraße 8.