Die Schülerinnen und Schüler entwickelten Ideen für den Alltag – so sollen sie sich auch an Fächer wie Informatik und Technik herantrauen.
HackdaysIn Much entwerfen Schüler Projekte, die das Leben leichter machen

Einen Chip auslesen kann dieses Gerät, gesteuert wird es von einem Computer-Progamm.
Copyright: Marius Fuhrmann
Ein „Lifehack“ ist ein simpler, aber cleverer Trick, der das Alltagsleben erleichtert. Sie können auch für das Schulleben nützlich sein. Bei den „Hackdays“ an der Gesamtschule Much entwickelten die Schülerinnen und Schüler genauso einfache, aber kluge Ideen, um etwa den Geräuschpegel in den Klassenräumen zu senken oder das Problem der verstopften Toiletten zu lösen.
Die Jugendlichen schrieben dafür Computerprogramme – wie echte Hackerinnen und Hacker. Unterstützt wurden sie dabei von Studierenden der Informatik und Elektrotechnik. „Es geht darum, Probleme an der Schule zu erfassen und zu überlegen, wie diese selbst gelöst werden können“, sagte Julia Wunder, MINT-Koordinatorin an der Gesamtschule. MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Begleitet und mitorganisiert wurden die „Hackdays“ durch das regionale Bildungsbüro des Rhein-Sieg-Kreises, Trägerin des Projekts „Zukunft durch Innovation“, das landesweit den MINT-Nachwuchs fördern soll. Es stellte das Material zur Verfügung und organisierte die Unterkünfte für die Studierenden, die die Jugendlichen unterstützten.
Die Idee hinter den Hackdays: Die Schüler sollen selbst kreativ werden
„Die Schülerinnen und Schüler sollen aus dem Unterrichtskontext rausgehen und kreativ werden. Wir leben in einer Gesellschaft mit viel zu wenig Leuten in MINT-Berufen, das Projekt soll die Kinder auf den Geschmack bringen, in diesen Bereich zu gehen“, erklärte Wunder. Gerade bei Mädchen liege die Hemmschwelle hoch. „Problem, Lösung, Umsetzung: Das ist genau das, was auch in Betrieben passiert. Nur gibt es im Unterricht dafür selten die Freiräume, deswegen sind wir froh, das machen zu dürfen.“

Liroy, Lera-Joelle und Hanna (v.l.) haben einen Geräuschpegel-Messer entwickelt.
Copyright: Marius Fuhrmann
Einen Lautstärker-Messer haben Lera-Joelle (14), Liroy (15) und Hanna (16) gebaut. Übersteigt der Geräuschpegel 80 Dezibel, spielt das Gerät „Never Gonna Give You Up“ von Rick Astley – oder jeden anderen beliebigen Ton. „In den Klassenräumen ist es oft sehr laut, man hört die Durchsagen nicht, und die Klasse hört nicht drauf, wenn der Lehrer sagt, dass man still sein soll“, sagte Lera-Joelle und Hanna.
Der Dezibelmesser steckt in einer selbstgebastelten Schachtel, er ist eine kleine Platine mit Kabeln und einer Digitalanzeige. Über USB ist die Technologie mit einem Laptop für die Befehlseingabe und einer Lautsprecherbox verbunden. „Dass der Ton bei einer bestimmten Lautstärke ausgelöst wird, muss man programmieren. Ich habe das noch nie vorher gemacht, aber es hat viel Spaß gemacht“, erklärte Liroy. Informatik wolle er später aber nicht wählen. „Ich glaube, das würde als Fach sehr zeitaufwendig werden.“
Ein Chip, der Vandalismus auf der Schultoilette vorbeugen könnte
Eine andere Gruppe designte einen Chip, mit dem sich ein Toilettenschrank öffnen lässt. Denn Vandalismus und mutwillig verstopfte Toiletten haben an der Gesamtschule dazu geführt, dass sich alle Schülerinnen und Schüler den Schlüssel im Sekretariat abholen müssen. Mit dem Chip könnte nachvollzogen werden, wer wann die Toilette aufgesucht habe.
Yasmina Adams studiert Sozioinformatik an der RPTU Kaiserslautern, hatte bei der Unterstützung der Schülerinnen und Schüler aber mindestens genauso viel Spaß. „Ich bin seit Tag Eins am Schwärmen, die Jugendlichen sind sehr motiviert, und es ist schön zu sehen, wie sie sich einen Plan B und Plan C überlegen.“ Das Projekt sei darauf ausgelegt, die Informatik kennenzulernen. „Viele Begriffe kennen die Jugendlichen schon vom Computerspielen, ich erkläre ihnen anhand von einfachen Beispielen und Metaphern die Funktionen“, so Adams. „EVA ist nicht anderes als Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe – es ist wie ein Puzzle.“