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„Möchte noch viel sehen“Schwerkranker Mucher geht im Panda-Mobil Marke Eigenbau auf Reisen

4 min
Mit Ideen und Geschick machte Armin Ulrich Palzewski aus seinem Fiat Panda ein Micro-Wohnmobil, in dem auch seine Hündin Fee ihren Platz hat.

Platz ist auch im kleinsten Pkw: Mit Ideen und Geschick machte Armin Ulrich Palzewski aus seinem Fiat Panda ein Micro-Wohnmobil, in dem auch seine Hündin Fee mit auf Reisen geht. 

Wenig Geld, aber viel Geschick: Ein schwerkranker Rentner aus Much geht in seinem Micro-Wohnmobil Marke Eigenbau auf Reisen. Und erregt mächtig Aufsehen.

Platz ist auch im kleinsten Pkw. Der nicht gerade klein gewachsene Armin Ulrich Palzewski kann sich in seinem Fiat Panda bequem ausstrecken. Die Matratze liegt auf einer 2,14 Meter langen Holzplatte, darunter Kisten und Kästen mit einem kompletten, kleinen Haushalt: Lebensmittel, Wasser, sogar Porzellangeschirr. Sein Micro-Wohnmobil Marke Eigenbau ermöglicht dem Schwerkranken zu reisen, trotz kleiner Rente.

„Ich will noch viel sehen“, sagt der Mucher, dessen Lebens- und Leidensgeschichte mehr Zeilen füllen würde, als eine Zeitung hat. Mehrfach sprang er dem Tod schon von der Schippe. Zu allem Überfluss wurde bei ihm im vergangenen Februar bei einer Magenspiegelung zufällig ein aggressiver Speiseröhrenkrebs entdeckt. Dem schnellen Handeln und der Kompetenz der Ärzte in der Uniklinik Bonn habe er sein Leben zu verdanken, lobt er und lächelt.

Nutzfahrzeugschlosser arbeitete lange als Fernfahrer für eine Troisdorfer Spedition

Seit 25 Jahren schon bezieht der 59-Jährige eine EU-Rente, mit der er keine großen Sprünge machen kann. Bis 2023 habe es noch für eine Ferienwohnung in Tirol, beispielsweise, gereicht. Allerdings nicht mehr in Zeiten stark gestiegener Preise. Ein Wohnwagen, gar ein Wohnmobil: unerschwinglich.

Palzewski, gelernter Nutzfahrzeugschlosser, aufgewachsen in Seelscheid, lange wohnhaft in Troisdorf, besann sich auf seine guten Jahre als Lkw-Fahrer im Fernverkehr. Die Schlafkabine, den Wasserkanister, den Gaskocher, auf dem er Wasser für Tee und Kaffee erhitzte und die Eintöpfe aus der Dose. Das alles müsste doch auch in seinem italienischen Kleinstwagen, Baujahr 2009, Platz finden.

Platz ist auch im kleinsten Pkw, wenn man ihn gut nutzt: Palzewsi kann Lebensmittel für vier Tage lagern. Außerdem hat er in seinem Panda einen Gaskocher, Kochgeschirr, Porzellanteller und -tassen, Besteck, Kleidung, Werkzeug, Tisch und Stühle verstaut.

Platz ist auch im kleinsten Pkw, wenn man ihn gut nutzt: Palzewsi kann Lebensmittel für vier Tage lagern. Außerdem hat er in seinem Panda einen Gaskocher, Kochgeschirr, Porzellanteller und -tassen, Besteck, Kleidung, Werkzeug, Tisch und Stühle verstaut.

Vor drei Monaten ließ er sich 18-Millimeter-Holzplatten auf Maß schneiden, den Rest machte er selbst, „36 Euro kostete das Material“. Der Beifahrersitz musste drin bleiben, wegen der Airbags. Der Bastler sieht jeder Verkehrskontrolle entspannt entgegen: Der Panda ist im rechtlichen Sinn kein Wohnmobil, „ich transportiere nur Sachen“.

Wichtig seien die Gurte, die die Ladung vorschriftsmäßig sicherten, den Wagen könne er in wenigen Minuten ausräumen. Sein erstes Ziel war die RSAG-Deponie in Niederpleis, die Fahrzeugwaage zeigte 1,17 Tonnen an, „1,305 ist das höchstzulässige Gesamtgewicht“.

Auch für seinen Hund Fee ist Platz im Micro-Wohnmobil

Bei aller Einfachheit, ein bisschen Komfort muss sein: Für kleines Geld besorgte er sich eine Lkw-Plane mit Ösen, Tarpstangen, Heringe, Abspannleinen – fertig war das Schatten spendende Vorzelt. Die Fenster hat er von innen blickdicht gemacht, ein Tuch zur Gardine umfunktioniert, mithilfe einer Freundin, die nähen kann. Eine Lichterkette sorgt für heimelige Stimmung.

Platz ist auch für seinen Hund, einen Podenco-Mischling. Ein Gurt, der am Geschirr befestigt wird, sichert seine „Fee“, wenn er am Steuer sitzt. Seit 2020 folgt sie ihm auf Schritt und Tritt. Konnte er früher gesundheitsbedingt höchstens 150 Meter laufen, gehen sie nun wandern, täglich einige Runden, ein Wunder. Er habe noch einen weiteren Begleiter, erzählt der 59-Jährige, der seinen Familienstand mit „glücklich alleinlebend“ beschreibt: „Ich habe zu Gott gefunden.“ Seitdem gehe es ihm tatsächlich besser, das müssten andere nicht verstehen, nicht glauben.

Palzewski strahlt Energie aus, präsentiert, was der Panda in sich hat: Campingtisch und -stühle, Schneidbretter und Kochmesser, zwei Powerbanks, Kleidung, Warnwesten, Werkzeug und eine – bislang unbenutzte – Trockentoilette: Alles ist ordentlich verstaut. Überall erregt er Aufsehen, zuletzt auf einem Campingplatz in Attendorn, „dort hat eine fünfköpfige Familie den Fiat umringt und sich alles zeigen lassen“.

Heimelig: Die Stromversorgung für Lichterkette und Campinglampe läuft über eine zweite Batterie, damit der Fiat immer startklar ist.

Heimelig: Die Stromversorgung für Lichterkette und Campinglampe läuft über eine zweite Batterie, damit der Fiat immer startklar ist.

Eine Kühlbox mit Kompressor brauche er nicht, „zu teuer, dazu kämen ja noch die nötigen Solar-Panels“. Die Getränke blieben auch in den Holzkisten kühl. Vier Tage könnte er autark überleben, wenn er müsste. Doch Wildcampen, das weiß Palzewski, ist fast überall in Europa verboten. In Skandinavien gibt es Ausnahmen. Und in Albanien, dem Balkanland mit so viel unberührter Landschaft. Das ist sein großes Ziel. 

„Bei guter Pflege, ist dieser 60-PS-Motor von Fiat quasi unkaputtbar.“

Demnächst steuert er aber erstmal einen Ort im hohen Norden an, mit vielsagendem Namen: In Glücksstadt habe er einen kleinen, günstigen Campingplatz gefunden, „direkt am Elbdamm“. Dort trifft er sich mit einer Bekannten. Im Herbst geht’s zu seiner Freundin nach Tirol, allerdings mit Zwischenstopps, so wie es seine Gesundheit zulässt.

Damals, im Lkw, habe er im Schnitt 750 Kilometer am Tag geschafft. Vorbei. Armin Ulrich Palzewski will aber weiterhin unterwegs sein, das Micro-Wohnmobil sei trotz seiner 192.220 Kilometer auf dem Tacho bestens in Schuss: „Bei guter Pflege, das bedeutet große Inspektion mindestens einmal im Jahr, wenn nicht früher, ist dieser 60-PS-Motor von Fiat quasi unkaputtbar.“