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Denis ScheckWälzer aus dem „Doofen-Regal“

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Er müsse sie bis zur letzten Zeile lesen, seufzte Literaturkritiker Denis Scheck in der Siegburger Buchhandlung R2 . (Foto: Peters)

Siegburg – Denis Scheck hat in seinem Berufsleben schon viel Elend erlebt: Öde Wälzer, sinnfreie Texte oder verhunzte Verse von sonderbaren Autoren. Die Begeisterung für Bücher ist dem Literaturkritiker und Moderator der ARD-Sendung „Druckfrisch“ dabei nicht abhanden gekommen. In der Siegburger Buchhandlung R² stellte der gebürtige Stuttgarter nun etliche gelungene und nicht ganz so gelungene Werke vor, verbunden mit grundsätzlichen Betrachtungen über das, was Literatur ausmacht. Über 25 Bücher stapelten sich vor Scheck auf dem Tisch, wobei der Gast einige Wälzer zur Abschreckung eigens aus dem heimischen „Doofen-Regal“ mitgebracht hatte. „Es ist stets Vorsicht geboten, wenn das Foto eines Prominenten großformatig den Buchumschlag ziert“, warnte der Kritiker und bemühte als Beispiel das Werk einer sehr prominenten deutschen Schauspielerin. Sie ist für Scheck nur noch eine „durchgeknallte Esoterik-Schlampe“, was er anhand eines ausführlichen Zitats aus dem dubiosen Werk mühelos belegen konnte. Überhaupt nahm er die boomenden Lebenshilfe-Ratgeber ins Visier, deren Autoren – „vorwiegend Quacksalber“ – nach seiner Überzeugung mit dem bewährten mittelalterlichen Teeren und Federn noch gut bedient wären. In „Druckfrisch“, seiner „kleinen literarischen Familiensendung“, stellt Scheck auch die jeweils zehn meist verkauften Sachbücher und Romane eines Monats vor. Dies sei der „Fluch meines Lebens“, klagte er, denn jedes Buch, über das er öffentliche rede, müsse er auch tatsächlich von der ersten bis letzten Seite lesen. Nicht immer ein Vergnügen, wie er anhand des erfolgreichsten Romans des vergangenen Jahres zeigte. Prompt erlebte das Auditorium einen pointierten Auszug aus der Erotik-Schmonzette „50 Shades of grey“, die Scheck umgehend nach allen Regeln der Kunst auseinander nahm. Doch der Kritiker lobte auch: Das Shakespeare-Jahr habe einige wirklich bemerkenswerte Neuerscheinungen mit sich gebracht, auch verfüge Deutschland mit Autoren wie Frank Schätzing endlich über gehobene Unterhaltungsliteratur. Die Zuhörer erfuhren, dass der meistverkaufte Krimi aus der Feder der oft unterschätzten Agatha Christie stammt und der wohl weltweit erfolgreichste Roman von Charles Dickens verfasst wurde. Scheck, der gerne in der Badewanne oder im Bett liest, ermutigte Leser, sich nicht von vermeintlichen Autoritäten wie Literaturkritikern einschüchtern zu lassen: „Vertrauen Sie dem eigenen Geschmack.“ Schließlich habe er mit seiner früheren Ablehnung von Ernst Jünger schwer daneben gelegen. Und es gab Lob für die Gastgeber, diese hätten eine „wirklich gut sortierte Buchhandlung“. Schließlich seien Buchhandlungen „Tankstellen des Geistes“.

Zum Abschied gab der Hobbykoch dem begeisterten Auditorium noch eine Warnung mit auf den Weg: „Bei den Kochbüchern erscheint fast noch mehr Mist als bei der Belletristik.“