Cold Cut CobraIn Eitorf schneidet die Feuerwehr mit Wasser durch Mauern und Stahl

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Die Feuerwehr Eitorf hat „Cold Cut Cobra“ angeschafft.  Moritz Baumgart (l.) und Marcel Decker führen das Löschsystem vor, bei dem ein Wasserstrahl mit 300 bar Druck, zu dem ein Schleifmittel beigemischt wird, in Sekunden Stein und Stahl durchdringen kann.

Die Feuerwehr Eitorf hat „Cold Cut Cobra“ angeschafft. Moritz Baumgart (l.) und Marcel Decker führen das Löschsystem vor.

Das Löschsystem funktioniert mit 300 bar Arbeitsdruck. Innerhalb weniger Sekunden lassen sich Dachziegel und Stahlbleche durchtrennen.

Marcel Decker von der Freiwilligen Feuerwehr hat die Lanze auf das mehrere Millimeter starke Stahlblech aufgesetzt, sein Kamerad Moritz Baumgart stützt ihn von hinten. Am Bediengriff drückt der Feuerwehrmann den Hebel, mit rund 300 bar trifft das Wasser auf das Metall. Ein Wasserschleier bildet sich um die Spitze, nach nicht einmal fünf Sekunden ist die Platte durchbohrt. Ein Strahl, der sich zum Sprühnebel auffächert, schießt auf der anderen Seite heraus.

„Das ist das so genannte Cold cut Cobra-Löschsystem“, erklärt Baumgart. Ursprünglich kommt es aus der Petrol-Chemie. Die benötigte ein Schneidverfahren ohne Funkenflug. In Skandinavien wird es häufig als erstes Angriffsmittel benutzt, weil die Hilfsfristen dort ganz andere sind. Bis zu 30 Minuten könne es dort dauern, bis eine erste Löschgruppe komplett vor Ort ist. „Cobra“ aber lässt sich mit zwei Leuten bedienen.

Aus der Spitze der Lanze kommt der schneidende Strahl heraus. Der dringt tief ein und löst sich in einen feinen Wassernebel auf, mit der Oberfläche eines Fußballfeldes.

Aus der Spitze der Lanze kommt der schneidende Strahl heraus. Der dringt tief ein und löst sich in einen feinen Wassernebel auf, mit der Oberfläche eines Fußballfeldes.

Das komplette System ist in Eitorf auf einem Rollwagen montiert, der bei einem Gebäudebrand mit dem Gerätewagen Logistik bereits bei der ersten Alarmierung mit ausrückt. Lediglich die Wasserversorgung muss gelegt werden. „Es geht auch ohne größere Pumpe eines Löschfahrzeugs, es geht auch mit einem Gartenschlauch“, so Baumgart. Es sind nur 30 Liter pro Minute erforderlich.

Die Temperatur kann innerhalb von 15 Sekunden von 700 auf unter 100 Grad Celsius gesenkt werden

„Wir schaffen eine Zugangsöffnung von einem Millimeter, der Strahl hat dann eine Eindringtiefe von 15 bis 16 Meter.“ Er entfaltet Dank der feinen Vernebelung durch den hohen Druck eine Oberfläche die der eines Fußballfelds entspricht. Dadurch gibt es eine sofortige und schnelle Wärmebindung. In einem Lehrvideo konnte so in einem geschlossenen Übersee-Container die Temperatur innerhalb von 15 Sekunden von 700 auf unter 100 Grad Celsius abgesenkt werden. 

In weniger als fünf Sekunden war ein gut ein Millimeter großes Loch in das Stahlblech geschnitten. Das frische Loch ist in der Mitte zu sehen.

In weniger als fünf Sekunden war ein gut ein Millimeter großes Loch in das Stahlblech geschnitten.

Bei härterem Material wird ein so genanntes Abrasiv zugemischt, ein Schleifmittel, das den Durchdringungsprozess befördert. Bei dem Stahlblech war die Wirkung verblüffend. Das schwierigste Medium ist Naturstein. „Wir haben bei einem zehn mal zehn Zentimeter großen Würfel sieben Minuten benötigt“, berichtet Baumgart von den Versuchsreihen. 

Das Cobra-Löschsystem in Eitorf ist unter anderem für Fugenbrände gedacht

Gemeindebrandinspektor Jürgen Bensberg hat „Cobra“ angeschafft. Rund 40.000 Euro hat es gekostet. Es muss regelmäßig geübt werden, sagt er. Zwar müssen Einsatzkräfte nicht direkt ans Feuer, aber doch noch relativ nahe an den Brandherd heran. Deshalb tragen sie im Echteinsatz Atemschutzgeräte und zusätzlich einen Poncho.

Gedacht ist das System unter anderem für Brände in Dehnungsfugen, wie in der vergangenen Woche am Katholisch-Sozialen Institut in Siegburg. Der Siegburger Einsatzleiter, Torsten Becker, hatte die Eitorfer schon um Unterstützung gebeten, doch fand sich zuvor noch eine andere Lösung. Becker ließ sich Cobra jetzt an der Eitorfer Wache zeigen.

Dann müssen wir nicht mehr komplett fluten.
Gemeindebrandinspektor Jürgen Bensberg, Wehrleiter in Eitorf

Auch bei Dachböden mit hoher Brandlast kann es eine gute Alternative sein. „Dann müssen wir nicht mehr komplett fluten und verhindern größere Wasserschäden“, so Bensberg. Feuer in Industriehallen, Kellerbrände: „Es gab viele Einsätze, da hätten wir es gut gebrauchen können.“ Jetzt ist es im Kreis erstmals verfügbar.

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