„Garibaldi“Italienisches Eis mit Feuer

Italienisches Eis und brasilianisches Feuer vereint Luiz Dos Santos Brito in seinem „Garibaldi“. 2004 kam er aus Brasilien nach Siegburg, seit 2009 ist er sein eigener Herr im S-Carré.
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Siegburg – Wer als junger Mann seine Heimat verlässt, um in einem völlig fremden Land eine neue Existenz aufzubauen, muss Mut haben und nicht selten auch Improvisationstalent beweisen.
Da wird nicht lange gefackelt. So wie Donnerstag vergangene Woche, als ein Stromausfall die halbe City lahmlegte. „Eine halbe Stunde“ hat Luiz Dos Santos Brito mit angesehen, wie sein Eis in der Kühltheke des „Garibaldi“ mangels Strom dahinschmolz und sich dann entschieden, die süßen Bällchen lieber an Passanten zu verschenken, als sie in die Mülltonne zu schmeißen. 700 Bällchen, fast die ganze Tagesproduktion, hat er unter die Leute gebracht – und auf diese Weise ganz sicher ein paar neue Kunden gewonnen.
Dass es bisweilen unkonventioneller Entscheidungen bedarf, hat Luiz Dos Santos Brito in seinem Leben des öfteren erfahren. Er war gerade 25 und konnte kein Wort Deutsch, als er 2004 in Brasilien die Koffer packte und nach Siegburg kam. Im Café Florenz lernte er die Kunst der Eisherstellung und ist heute sein eigener Herr im „Garibali“. Die „Café Bar Italiano“ im S-Carré hat er 2009 von seinem früheren „Lehrherrn“ Massimiliano Zallot übernommen – wie auch die Feinheiten italienischer Eisproduktion. Sein Meister habe immer gesagt: „Mach mal so, mach mal so.“ Aufgewachsen ist Luiz im brasilianischen Espirito Santo. Dort arbeitete er in einer Bäckerei, bis italienische Bekannte seines Onkels auftauchten und ihm von Europa und jenem Café Florenz in Siegburg vorschwärmten. Bei Zallot fand er auch gleich einen Job und mehr noch – seine große Liebe. Längst ist er mit seiner Kollegin Antonia, die aus Spanien stammt, verheiratet und stolzer Vater der vierjährigen Laura. Ihr Name steht sogar auf der Speisekarte – als „Laura-Frühstück“. Exotisches findet sich auch in Luiz’ Eissortiment: „Joghurt mit Feige“ empfiehlt der Chef seinen Gästen.
Doch kommen jedes Jahr neue Sorten hinzu, für die sich der Hausherr auf Fachmessen in Italien inspirieren lässt. Vor allem „cremig“ wollen es die Genießer, weiß er von seinem Lehrmeister. Macht er ihm jetzt Konkurrenz? „Wir sind befreundet“, betont der mittlerweile 33-Jährige. Aber immerhin: Sein „Garibaldi“ floriert. Die Außengastronomie hat Luiz von ehemals 40 auf 156 Plätze erweitert, ein Eislabor hat er sich eingerichtet und sein Team auf insgesamt acht Personen aufgestockt. Vor allem in den Mittagspausen profitiert das „Garibaldi“ von seiner Lage in Nachbarschaft der Kreisverwaltung, der Kreissparkasse und des Amtsgerichtes.
Kein Wunder, dass Luiz Dos Santos Brito nur selten Heimweh nach Brasilien verspürt: „Hier in Siegburg habe ich meine Frau, meine Tochter und meine Arbeit.“ Bloß: Urlaub hat er schon lange nicht mehr gemacht.