Franzhäuschen und HeidestübchenWie die Krise diese Gastronomen erfinderisch macht

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Kerstin Salgert und Udo Jedamski aus dem Lohmarer Franzhäuschen trotzen der Krise auch dank ihres zweiten Standbeins „Feinkost Franz“.

Kerstin Salgert und Udo Jedamski aus dem Lohmarer Franzhäuschen trotzen der Krise auch dank ihres zweiten Standbeins „Feinkost Franz“.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Schließung der gastronomischen Betriebe Mitte März war für die Restaurants ein schwerer Schlag. Viele Betreiber reagierten mit einem Angebot an Speisen „to go“, was vor allem von den Stammgästen gerne angenommen wurde. Seit dem 11. Mai dürfen die Restaurants ihre Türen unter Einhaltung bestimmter Abstands- und Hygienevorschriften wieder öffnen. Sowohl die Gastgeber als auch die Gäste müssen sich aber an die Vorgaben und an bestimmte Rituale gewöhnen. Dazu zählt es, einen Mund- und Nasenschutz beim Betreten des Lokals oder beim Gang auf die Toilette zu tragen, sich registrieren zu lassen und den vorgegebenen Sicherheitsabstand einzuhalten. Wir haben zwei Restaurants besucht und gefragt, wie sie die Zeit der Pandemie bislang überstanden haben.

Lohmarer Franzhäuschen

Manchmal hilft eine Eingebung, gutes Timing oder auch nur eine Portion Glück, um eine schwierige Situation gut zu überstehen. Udo Jedamski und Kerstin Salgert aus dem Lohmarer Franzhäuschen haben alles richtig gemacht, als sie im vergangenen Herbst ihren Veranstaltungssaal in ein Bistro mit Feinkostangebot verwandelten. Wo über Jahre Feierlichkeiten wie Hochzeiten stattfanden, stehen seit Oktober gute Weine, erlesene Öle, leckerer Schinken und Käse und weitere Spezialitäten unter dem Namen „Feinkost Franz“ zum Verkauf. Seitdem verfügt das Paar mit Restaurant und Feinkostlokal inklusive Bistro über zwei Standbeine.

„Viele Gäste haben uns in den vergangenen Wochen gefragt, ob wir einen siebten Sinn gehabt haben“, sagt Kerstin Salgert. „Die Entscheidung hatten wir aber schon lange getroffen.“ Es war wohl der optimale Zeitpunkt für ein neues Kapitel des Betriebs. Positiv blicken die beiden auch auf die treue Verbundenheit der Gäste. „Sie haben uns die gesamte Zeit über Mut zugesprochen, bei uns eingekauft und unsere Speisen immer wieder bestellt und abgeholt“, erzählt Salgert. Das Sortiment bei Feinkost Franz haben Salgert und Jedamski während der Coronakrise noch einmal erweitert. Und weil sich das Prinzip der „Speisen zum Mitnehmen“ bewährt hat und sich mancher Gast noch nicht wieder so richtig traut, ein Restaurant zu besuchen, können die Gerichte weiterhin abgeholt werden. Salgert und Jedamski, die das Häuschen, welches eher ein ausgewachsenes Haus ist, in vierter Generation führen, profitieren in der Krisenzeit besonders von den räumlichen Möglichkeiten. So können die Tische im Bistro modular verteilt werden, und der gebotene Mindestabstand lässt sich problemlos einhalten. Außerdem verfügt man neben dem Restaurant über eine Weinbar und ein Kaminzimmer, was die Spielräume erweitert.

Auf der aktuellen Speisekarte des Restaurants finden wir Vorspeisen wie Carpaccio vom Angus-Filet mit Rucola und gehobeltem Parmesan (12,50 Euro). Zu den Hauptgerichten zählen Pfälzer Dreifaltigkeit aus Saumagen, Leberknödel und Bratwurst mit Kartoffelpüree und Sauerkraut (17,50 Euro), marinierte Lammkoteletts an Ratatouille und Gratinkartoffeln (24,50 Euro) oder Doradenfilet auf Spargelrisotto (19,50 Euro).

Besuchen können Sie das Franzhäuschen, Franzhäuschenstraße 67, 53797 Lohmar, Telefon (02241) 388980, mittwochs bis samstags von 17.30 bis 22 Uhr und sonntags von 12 bis 14 Uhr sowie von 17 bis 20 Uhr. Bistro und Feinkost Franz sind mittwochs und donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie freitags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.franzhaeuschen.de

Landgasthaus Heidestübchen

Acht Wochen geschlossen zu haben, war auch für Kerstin und Horst Grimiaux eine große Herausforderung. Ihr Landgasthaus Heidestübchen liegt mitten im Grünen – ein idyllisches Fleckchen umgeben von Wiesen und Wald. Bei Wanderern und Radfahrern ist der Ort deshalb sehr beliebt und zudem ein perfekter Ort für Feierlichkeiten. Doch auf die Veranstaltung solcher Höhepunkte musste das Ehepaar in diesem Frühjahr weitgehend verzichten – ein herber Verlust, der schwer aufzufangen ist. Zumal, wenn man bedenkt, dass man sich bei Familie Grimiaux das Ja-Wort geben kann. Seit 2015 hat das Standesamt Much hier eine Außenstelle. Das Landgasthaus verfügt über reichlich Platz und viele Möglichkeiten auf 70 000 Quadratmetern im Außenbereich.

In Zeiten von Covid-19 ist das Fassungsvermögen im Innenbereich auf 35 Plätze zusammengeschmolzen. Doch die Familie hat die Zeit der erzwungenen Pause genutzt, um sich Gedanken über die Zukunft zu machen und ihr Konzept zu erweitern. Dabei wurden mehrere Ideen erörtert. Eine erscheint aber jetzt schon spruchreif: Auf einer großen Wiese auf dem Grundstück wird man bald gemütliche Liegen aufstellen, von denen sich der Sonnenuntergang bei einem Glas Wein und Fingerfood in idyllischer Atmosphäre genießen lässt. In ebenso romantischer Atmosphäre lassen sich aber auch jetzt schon regionale geprägte Gerichte von der saisonalen Speisekarte im Restaurant oder auf der Terrasse genießen.

In seiner Küche verwendet Horst Grimiaux mit Vorliebe Produkte in Bio-Qualität. Zum Auftakt bietet sich etwa Salat Buddha Bowl mit Kurkuma-Mischung und ayurvedischen Gewürzen (18,50 Euro) an. Ein Klassiker der Heidestübchen-Küche sind der Pastateller mit rotem Babymangold in Meersalzblüten, Spargel und argentinischen Rotschwanzgarnelen mit Parmesan hoben (18,50 Euro) oder „Bolonaise vom heimischen Reh“ mit Burgundersoße in einem Nest von Rosmarinbandnudeln und gartenfrischer Salatauswahl (21,20 Euro).

Gutes Angebot an Weinen

Wer ein Fleischgericht vorzieht, entscheidet sich vielleicht für Kalbsgeschnetzeltes mit Waldpilzrahmsoße, Herzoginkartoffeln und Gurken-Dill-Salat in hellem Pfefferbalsam (22,80 Euro). Das kreative Speiseangebot harmoniert mit einer wohl sortierten Weinauswahl. Das gilt nicht nur für das deutsche Sortiment, in dem das Weingut Albert Kallfelz aus Zell an der Mosel mit seinen Weißweinen eine herausgehobene Position einnimmt, sondern auch für die französischen, italienischen und spanischen Rotweine. Biertrinker können auf frisch gezapftes Peters Kölsch, Veltins Pils, Bergisches Landbier und König Ludwig Weißbier zurückgreifen. Wer lieber auf alkoholische Getränke verzichtet, greift vielleicht zu einem der Säfte aus der Fruchtsaftkellerei Weber aus dem Oberbergischen.

Geöffnet ist das Landgasthaus Heidestübchen, Hündekausen 2, 53804 Much, Telefon 02245/24 29, mittwochs bis freitags ab 17 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags ab 11.30 Uhr.landgasthaus-heidestuebchen.de

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