HA SchultFrau Siegburg unter Promis

HA Schult erläuterte Vizebürgermeister Martin Rosorius und Dr. Martin Schilling, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank (von links), seine Kunstaktion. (Fotos: Bröhl)
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Siegburg – Kaum geboren, schon unsterblich: Dafür hat HA Schult gesorgt, meint er jedenfalls selbst – und selbstbewusst. Den kleinen Oscar, geboren im Jahr 950 Siegburger Zeitrechnung, quartierte er im Erdgeschoss des Stadtmuseums ein. Zwischen Pablo Picasso und der Ordensgründerin Franziska Schervier strahlt der Wonneproppen von Anke Fink-Stauf und Michael Schröder aus dem Fenster die Passanten an. Zwei Etagen darüber lächelt Katharina Bandekow, flankiert von John Lennon und Ezra Pound, mit sonnengelber Haartracht. Und auf der Mansarde thront mit Blumen geschmücktem Sommerhut Veronika Siegburg.
Die heißt wirklich so, wurde in Siegburg, geboren, ist dort aufgewachsen und hat dort gearbeitet. Was für die VR-Bank Rhein-Sieg, die zur 950-Jahr-Feier die Kunstaktion sponsert, überzeugende Argumente waren, um sie neben Oscar, dem Spross des Geschäftsführer-Ehepaars vom Baumarkt Henrich, und der 28-jährigen Katharina Bandekow aus 25 Bewerbungen auszuwählen für dieses Kabinett, das ansonsten Persönlichkeiten der Geschichte der Stadt und dem Rest der Welt vorbehalten ist.
Dazu zählt HA Schult auch das Siegburger Lottchen und selbstredend Ex-Fußball-Weltmeister Wolfgang Overath sowie den einst in Siegburg lebenden Astronauten Ulf Merbold. Was zeigt, dass sich der Kölner Künstler, mittlerweile 75, durchaus mit Siegburg beschäftigt hat, mit dem „sozialen Gefüge“, wie er sagt. Wobei er seine Auswahl „nach Gefühl und Laune“ getroffen hat. Der Heilige Anno als Stadtgründer war da Pflicht, ebenso Siegburgs große Persönlichkeiten wie der Komponist Engelbert Humperdinck, dem Schult einen Ehrenplatz neben Beethoven gönnte, oder dem in Siegburg geborenen Indianermaler Charles Wimar, der von seinem „Iron Horn“ vertreten wird. Und natürlich Maximilian Jacobi, der im 19. Jahrhundert die Irrenheilanstalt auf dem Michaelsberg gegründet hatte.
Der Rest ist beliebig und bei manchen der insgesamt 32 Porträts fraglich, ob sie die nächsten 950 Jahre überdauern, etwa Siegburgs Wahrsagerin Lilo von Kiesenwetter oder Freddy Mercury. Doch wollte Schult einen „Spiegel des aktuellen Zustands“ schaffen. Und da darf auch eine so umstrittene Persönlichkeit wie Wladimir Putin nicht fehlen, den er gleich neben „Angie“ (Angela Merkel) platzierte.
Viele der Promis hat HA Schult gewissermaßen nur umgesiedelt – von seinem Troisdorfer „Hotel Europa“, der damaligen Kaiserbau-Ruine, ins Siegburger Stadtmuseum. Damals, 2001, habe der frisch gewählte Troisdorfer Bürgermeister „nichts Eiligeres zu tun gehabt, als das Hotel Europa sprengen zu lassen“, erinnert sich Schult mit Groll: „Ich habe hier in Siegburg quasi Asyl bekommen.“ Und in dieser Stadt „mit ihrem eigenen Temperament“ habe er „nur sehr freundliche Menschen getroffen“, was der Künstler – um große Worte nie verlegen – als „Signal“ wertete, für „die Freiheit, die einem die Kunst gibt.“ Und die könnten die Siegburger jetzt Tag für Tag erleben. Denn wenngleich er anfangs fürchtete „Das wird nix“, so ist er jetzt doch überzeugt: „Das ist ein gelungenes Werk, damit das mal klar ist.“
Allerdings gilt das Asyl im „Home-Heimat“, so der Titel der Aktion, nur für drei Monate. Danach werden die Porträts verkauft. Auch Katharina Bandekow, für die es „das Größte“ wäre, ihr überdimensionales Selbstporträt im Wohnzimmer aufhängen zu können, muss dafür bezahlen. Schult: „Das Mädchen ist schon gut bedient.“