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Steuergeld für NaturschutzBUND kauft Haus in Lohmar für 300.000 Euro und reißt es ab

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Ist dieses Haus 300.000 Euro wert? Viel Geld floss aus Steuermitteln, um es aus dem Naafbachtal zu entfernen.

Viel Geld floss aus Steuermitteln, um das sogenannte „Messiehaus“ aus dem Naafbachtal zu entfernen. 

Ein lange leer stehendes Haus ist aus dem Naturschutzgebiet Naafbachtal entfernt worden. In das BUND-Projekt flossen rund 270.000 Euro Steuergelder. 

Wer kauft ein Wohnhaus, um es abzureißen und den Bauplatz der Natur zu überlassen? Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Rhein-Sieg feiert diesen Schritt als Erfolg. Es flossen indes nicht nur viel Schweiß und Mühe in das Projekt, sondern auch nicht zu knapp Steuergelder: Von den 300.000 Euro für den Immobilienkauf finanzierte die öffentliche Hand 270.000 Euro.

Das Fördergeld stammt aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums. Die restlichen zehn Prozent musste die BUND-Stiftung mit Sitz in Düsseldorf aufbringen.

Den Umweltaktivisten war das Gebäude im Lohmarer Naafbachtal ein Dorn im Auge

Den Umweltaktivisten war das Gebäude mitten im Naturschutzgebiet Naafbachtal schon lange ein Dorn um Auge. Das „Messiehaus“, wie es der Sprecher des BUND Rhein-Sieg nennt, stand seit rund einem Jahrzehnt leer. Es sei zusehends verfallen, so Achim Baumgartner, und habe „immer wieder Besuche des Ordnungsamtes“ ausgelöst. „Für das Naafbachtal war es eine Last.“

Der Plan der Vorsitzerin, das Wohnhaus wieder aufzubauen, sei damit vom Tisch. Nun könne sich die Natur wieder ausbreiten. Zur Ruine gehörten fast fünf Hektar Land, darunter große Wiesenflächen, die systematisch in große Streuobstbestände umgewandelt würden.

BUND-Sprecher Achim Baumgartner.

BUND-Sprecher Achim Baumgartner.

Der BUND hat diese Entwicklungsmaßnahme lange vorbereitet und mit verschiedensten Partnern umgesetzt. Nachbarn hätten „mit Traktorkraft, Engagement und Fürsprache“ geholfen. Der Abriss sei in „unzähligen kleinen, ehrenamtlichen Abrissaktien kosteneffizient erfolgt“.

So gab es Volunteeraktionen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Deutsche Post/DHL. Auch die Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals packte mit an. Zehn Container mit insgesamt mehr als 60 Tonnen Bauschutt und drei mit rund vier Tonnen Altholz wurden abgefahren; unzählige Anhänger voll mit Müll und Altholz selbst zur RSAG gebracht. Das Land Nordrhein-Westfalen, so Baumgartner, habe die Entsorgungskosten durch Naturschutz-Fördermittel mitfinanziert.

Der Rückbau gerade dieses Gebäudes nahe der Ortsgrenze zu Neunkirchen-Seelscheid habe dem BUND besonders am Herzen gelegen, „weil es völlig isoliert im baurechtlichen Außenbereich und im Schutzgebiet stand“. Es einfach sich selbst zu überlassen, sei wegen der vielen Abfälle und aus Gründen der Verkehrssicherung nicht möglich gewesen.

„Nach dem Abriss ist dieser Teil des europäischen Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebietes nun dauerhaft störungsärmer.“ Blumenreiche Wiesen und Obstbäume können sich fortan am ehemaligen Hausstandort entfalten und vielen Tierarten wie dem Siebenschläfer Schutz und Lebensgrundlage bieten.