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Startrompeter im InterviewMarkus Stockhausen spielt neues Programm in Lohmarer Kirche

Lesezeit 5 Minuten
Markus Stockhausen spielt Trompete.

Markus Stockhausen bei einem Konzert.

Mit dem Trompeter sprach Peter Lorber über das bevorstehende Konzert, Corona und seinen berühmten Vater.

Der weltbekannte Trompeter Markus Stockhausen (65) ist am kommenden Freitag in der Evangelischen Kirche Honrath zu hören. Mit dem Programm „Sound and Spirit“ tritt er an der Seite von Alireza Mortazavi (Santur) und der Seelscheiderin Petra Wolf (Gongs, Quarzröhrenspiel) auf.

Herr Stockhausen, was erwartet die Gäste in Honrath?

Markus Stockhausen: Musik eines spontanen Trios insoweit, als das Zusammenspiel mit Petra Wolf eine echte Premiere ist. Sie hat mich beim Konzert „langetönefürdenfrieden“ in der Kölner Lutherkirche angesprochen und gefragt, ob wir etwas zusammen machen könnten. Ich fand die Idee sofort gut. Mit Alireza Mortazavi spiele ich schon seit 2015 im Duo.

Laut Ankündigung gibt es „empfindsame und ekstatische improvisierte Musik.“ Was darf man sich darunter vorstellen?

Es ist eine intuitive Musik, die im Augenblick entsteht. Sie reagiert auf den Ort, an dem wir spielen, auf die Menschen, die gegenwärtig sind, auf die Tageszeit. So können wir unsere momentane Empfindung optimal zum Ausdruck bringen.

Auch die Empfindung der Gegenwart, etwa mit dem Krieg?

In dem Sinne könnten Sie sagen, dass unsere Musik einen Beitrag zum Weltfrieden leisten möchte. Es ist eine friedliche, harmonische Musik, die sich aus der Mixtur verschiedener Kulturen ergibt. Da schwingt auch das Thema Völkerverständigung oder Musik jenseits von Grenzen mit. Ich werde ja oft als musikalischer Grenzgänger bezeichnet.

Da erscheint ja die Honrather Besetzung passend.

Auf jeden Fall. Alireza Mortazavi kommt aus dem Iran, man weiß ja, was dort gerade los ist. Er repräsentiert eine andere Kultur, und es ist eine Ehre, dass er hier auftritt.

Wie sind Sie eigentlich durch Corona gekommen?

Ich bin persönlich gut durchgekommen, auch wenn lange Zeit keine Konzerte stattfinden konnten. Ich nutzte die Zeit für umfangreiche Aufnahmen. Psychologisch war es eine schwierige Zeit, mitzuerleben, wie sich anhand des Corona-Themas die Gesellschaft rasant polarisierte.

Sie haben, wie Ihre Veröffentlichungen zeigen, eine dezidierte Meinung zu politischen Dingen. Was bewegt Sie?

Ich bin ein interessierter Mensch. Ich lebe wach in dieser Welt. Die aktuellen Probleme rühren mich an. Sie greifen ein in unser Leben, bestimmen die Politik und beeinflussen die großen Entscheidungen.

Haben Sie von Ihrem Vater, dem berühmten Komponisten Karlheinz Stockhausen, ein Erbe übernommen?

Ein großes, weil er ein extrem vielseitiger Musiker war. Seine Musik ist so komplex und neu gewesen. Das hat mich natürlich maßgeblich beeinflusst und meinen musikalischen Horizont weit gemacht. Er hat die Latte sehr, sehr hoch gehängt. Ich habe in seinen Opern und in seinem großen Werk Sirius mitgewirkt. Es war sehr großes Kino.

Was schätzen Sie besonders an Ihrem Vater?

Er war ein hochprofessioneller Mann. Alles, was er angefasst hat, machte er hundert- oder tausendprozentig. Er war ein Perfektionist, der alles mitgestaltete, von CD-Aufnahme, Partituren, Licht und Ton bis zur Bestuhlung eines Konzerts. Das hat auf mich abgefärbt.

Ihr Vater hat Sie aufgeschlossen für Musik. Er kann aber wenig dafür, dass Sie zu den Weltbesten Ihres Metiers gehören?

Ich wurde früh einbezogen in seine Projekte. Da entwickelte ich einen enormen Ehrgeiz, denn ich wollte nicht nur eingeladen werden, weil ich sein Sohn bin. Es war ein erschreckender Gedanke, dass ich vielleicht nicht gut genug hätte sein können. Ich machte das Konzertexamen, nahm an Wettbewerben teil, habe immer versucht, so gut wie möglich zu sein. Jazz, Klassik, zeitgenössische Musik – all das floss bei mir schon im Studium zusammen. Natürlich habe ich Grenzen gespürt, aber gemerkt, aha, ich habe auch etwas, was ich besonders gut kann.

Mit Zwölftonmusik treten Sie aber nicht in die Fußstapfen von Papa?

Ja. Es tauchen in meiner Musik auch atonale Themen auf, über die wir improvisieren, aber das ist eine Farbe im Kontext anderer Stücke. Ich bin kein Neutöner, ich muss die Musik fühlen können. Viel Neue Musik kann man unglaublich interessant finden, sie bleibt aber leider oft auf einem intellektuellen Level.

Haben Sie unerfüllte musikalische Wünsche?

Sukzessive erfüllen sich mir alle Wünsche. Ich lebe aus dem Moment heraus. Wenn etwas auftaucht an Wünschen oder Ideen, versuche ich sie zu realisieren. Wenn man das Prinzip der intuitiven Musik oder des intuitiven Lebens verinnerlicht hat, folgt man dem, was man spürt. Es ist eine Lebensphilosophie.


„Sounds and Spirit“ in der Kirche

Als sie Markus Stockhausen darauf ansprach, „etwas zusammen zu machen“, habe sie „eher an eine größere Gruppe gedacht“, in der sie „eine von vielen ist“, berichtete die Yogalehrerin und Klangheilerin Petra Wolf. Umso mehr sei sie von Stockhausens Angebot überrascht gewesen, die Dritte im Bund neben dem Berufs-Trompeter und Alireza Mortazavi zu sein.

Die Seelscheiderin freut sich, dass Markus Stockhausen „aus dem Bauch heraus“ Vertrauen in sie setzte. „Ich schaue, was kommt“, sagte sie gelassen und mit Vorfreude. Sie wolle sich nicht zurückhalten, fühle sie doch, „dass da etwas ist.“ Petra Wolf: „Wir werden einander zuhören und uns respektieren, das ist auch Frieden.“

„Sounds and Spirit“ heißt das Konzert, das am Freitag, 24. März, in der evangelischen Kirche Honrath, Peter-Lemmer-Weg 20, stattfindet. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei, Spenden werden erbeten.

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