Beim Fahrradklimatest wurde Niederkassel von Radfahrenden nur durchschnittlich bewertet. Für den ADFC hat die Stadt beim Radfahren noch Luft nach oben.
ADFC-FahrradklimatestSo bewerten Radelnde in Niederkassel ihre Stadt

Präsentierten die Ergebnisse des Niederkasseler Fahrradklimatests: Uwe-Dirk Gallasch und Peter Lorscheid vom ADFC, Bürgermeister Matthias Großgarten und die städtische Mobilitätsbeauftragte Fee Rebbe (v.l.)
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Bei einem der größten Ärgernisse beim Radfahren in Niederkassel ist Abhilfe in Sicht: Der Radweg entlang der Berliner Straße in Lülsdorf soll breiter werden. Das hat Bürgermeister Matthias Großgarten bei der Vorstellung der Ergebnisse des Fahrradklimatests am Montag (30. Juni) angekündigt. Weil der Zaun zum angrenzenden Chemiepark Lülsdorf versetzt werden kann, sollen Radfahrende schon bald mehr Platz bekommen. Das ist wichtig, weil der Weg entlang der Berliner Straße auch den Fahrradfernverkehr entlang des rechtsrheinischen Rheinufers um das Industrieareal herumführt.
Gut möglich, dass die Teilnehmenden des 2026 anstehenden nächsten Fahrradklimatests, für das Radfahren in Niederkassel dann bessere Noten vergeben. Im aktuellen Fahrradklimatest, der im Herbst vergangenen Jahres durchgeführt und jetzt ausgewertet wurde, kommt Niederkassel unter allen Rhein-Sieg-Kommunen auf einen mittleren Platz. Die 129 Personen aus Niederkassel, die sich an der vom Bundesverkehrsministerium geförderten bundesweiten Umfrage beteiligt haben, geben ihrer Stadt im Schnitt die Note 3,82. Zum Vergleich: Das linksrheinische Meckenheim mit der besten Bewertung kommt auf eine 2,66, Neunkirchen-Seelscheid schneidet mit 4,45 am schlechtesten ab.
Radler kritisieren Niederkasseler Ampelschaltungen
Schaut man sich die Bewertungen für Niederkassel im Einzelnen an, dann punktet die Stadt bei Radfahrenden mit der guten Erreichbarkeit des Stadtzentrums und der Möglichkeit, vergleichsweise zügig zu fahren. Positiv wird auch das Leihfahrradsystem der RSVG bewertet – obwohl die Zahl der Ausleihen im kreisweiten Vergleich in Niederkassel eher gering ist.
Auf Kritik der Radfahrenden stoßen dagegen die Ampelschaltungen für den Radverkehr, die Verkehrsführung an Baustellen. Bemängelt wird von den Teilnehmenden am Fahrradklimatest auch, dass das Radfahren in Niederkassel ihrer Meinung nach nicht genügend gefördert wird. Zudem bemängeln sie, dass das Parken auf Radwegen nicht ausreichend geahndet wird.
„Niederkassel kommt beim Fahrradklima noch nicht wirklich voran“, fasst Peter Lorscheid, Sprecher des örtlichen ADFC, die Ergebnisse des Niederkasseler Fahrradklimatests zusammen. „Während andere Städte wie Hennef, Rheinbach oder Eitorf Fahrradkonzepte entwickelt und in die Umsetzung gebracht haben, schlummert das Niederkassler Fahrradkonzept 'Fähre – City – Bahnhof' mehr oder weniger in der Schublade und gelangt nur schleppend zur Umsetzung.“
Bei den Befragten sei nicht angekommen, dass die Stadt etwas für Radfahrende tun wolle – entsprechend schlecht falle die Bewertung der Fahrradförderung aus, sagt Lorscheid „Hier muss die Stadt künftig mehr tun – und das, was sie tut, auch besser kommunizieren. Getan habe sich beispielsweise etwas bei den vor allem auch für Berufspendler wichtigen Verbindungen nach Troisdorf und zur S-Bahn-Station in Spich. Hier seien aus ehemals schlecht befestigten Feldwegen gute Radwege geworden.
Niederkassel stieg beim Thema Fahrradstraßen wieder aus
Kritik vom ADFC musste sich Bürgermeister Matthias Großgarten beim Thema Fahrradstraßen anhören. Zwei solcher Fahrradstraßen waren versuchsweise auf der Uferstraße in Lülsdorf und auf der Eschmarer Straße in Uckendorf eingeführt worden. Den Stadtrat hatten die Ergebnisse des Versuchs allerdings nicht überzeugt, weshalb die Stadt den Versuch im Jahr 2024 beendete.
„Der Niederkasseler Ausstieg aus dem Thema Fahrradstraße ist hier leider wenig hilfreich“, sagt Lorscheid. „Demgegenüber sind Fahrradstraßen in Städten wie Hennef oder Rheinbach, die sich beim Fahrradklima-Test merklich verbessert haben, ein ganz zentrales Element“. Der Bürgermeister dagegen kann die Entscheidung des Stadtrates nachvollziehen. „Auf Fahrradstraßen sollten Radfahrende wirklich Priorität haben. Das ist aber auf den beiden Fahrradstraßen in Niederkassel nicht der Fall gewesen. Deshalb war das in dieser Form nicht sinnvoll.“
Einig sind sich der Bürgermeister und der ADFC-Sprecher dagegen beim Thema Fahrrad-Reparationsstationen. Fünf von ihnen wurden in Zusammenarbeit von Stadtmarketing und dem Radstudio Söndgerath bisher im Stadtgebiet aufgestellt und von Radfahrenden offenbar gut angenommen, bilanzieren sie. Weitere Stationen sollen folgen.