Im Helmut-Loos-Bad in Niederkassel-Lülsdorf senkte die Stadtverwaltung die Wassertemperatur ab, um Energie zu sparen. Nun melden Eltern ihre Kinder vom Schwimmunterricht ab.
Nur 25 GradWasser im Niederkasseler Bad ist Kindern zu kalt

Schwimmkurse für Kinder hat der Verein LüRa bereits abgesagt, weil das Wasser zu kalt sei.
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Wenn Teilnehmer von Schwimmkursen der Spielvereinigung Lülsdorf-Ranzel (LüRa) in diesen Tagen ins Wasser des Helmut-Loos-Hallenbades steigen, kann für viele von ihnen von Badespaß keine Rede sein. „Gerade Kinder halten es wegen der niedrigen Wassertemperatur nicht lange im Schwimmbecken aus, sie stehen schon nach kurzer Zeit bibbernd am Beckenrand“, schildert Dominik Schreiter, der Vorsitzende der LüRa.
Seit die Stadt die Wassertemperatur im Schwimmbecken von 29 auf 25 Grad abgesenkt hat, um Energie zu sparen, lässt die Begeisterung für die Kinder-Schwimmkurse spürbar nach. „Kurse für diese Altersgruppe sind unter den aktuellen Bedingungen nicht möglich“, schildert Schreiter. Sein Verein hat 80 Jungen und Mädchen abgesagt, die an einem Schwimmkurs teilnehmen wollten.
Mit Neopren-Anzügen sollten Kinder im Lülsdorfer Bad vor Kälte geschützt werden
Man habe noch versucht, mit Neopren-Anzügen für die kleinen Kursteilnehmer Abhilfe zu schaffen. „Aber das bringt nichts, es braucht viel Zeit, den Kindern die Anzüge an- und wieder auszuziehen, da ist eine Schwimmstunde ganz schnell vorbei, mal ganz abgesehen davon, dass wir die Kinder vor dem Gang zur Toilette auch erst wieder aus dem Anzug rausholen müssen.“
Weil dem Verein nun die Kursteilnehmer und damit auch ein Teil seiner Einnahmen wegbrechen, hat sich die LüRa mehrfach an die Stadt gewandt und vorgeschlagen, die Wassertemperatur im Schwimmbad wieder zu erhöhen. Dort allerdings verweist man auf die Diskussionen in den politischen Gremien und weist die Forderung zurück.
„Leider haben sich seit der Entscheidung, die Wassertemperaturen zu reduzieren, faktisch keinerlei Änderungen ergeben, die eine Rückkehr zu den alten, sicherlich wünschenswerten Badetemperaturen rechtfertigen würden“, heißt es in einem Schreiben der Stadtverwaltung an Schreiter. „An den Ergebnissen (Reduzierung der Wassertemperatur) wird sich auch nichts ändern, wenn Sie in Abständen von einigen wenigen Wochen immer wieder Szenarien und die damit verbundenen Konsequenzen aufzeigen.“
Eltern melden ihre Kinder jetzt vermehrt vom Schwimmunterricht ab
Auch der Beigeordnete Carsten Walbröhl verteidigt die Bemühungen der Stadt, mit dem geringfügigen Komfortverlust im Schwimmbad einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. Die Stadt folge mit der Temperaturabsenkung um vier Grad einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, erläuterte er kürzlich im Hauptausschuss des Stadtrates. Das gefalle sicher nicht jedem, sei aber angesichts der Situation auf dem Energiemarkt dringend geboten.
Unterdessen hat die Absenkung der Wassertemperatur offenbar auch Folgen für den Schwimmunterricht der Niederkasseler Schulen. Bei der katholischen Grundschule in Lülsdorf etwa melden Eltern ihre Kinder vermehrt vom Schwimmunterricht ab, wie Schulleiterin Margret Michels auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. „Gerade in der momentanen Infektionswelle befürchten die Eltern, dass sich ihre Kinder beim Schwimmunterricht erkälten.“
Zu kalt ist es aber nicht nur jungen Schwimmerinnen und Schwimmern. „Bei unseren Aquafitness- und Präventionskursen gehen uns auch die älteren Teilnehmer von der Fahne“, sagt LüRa-Chef Dominik Schreiter. „Von ursprünglich vier Kursen mit jeweils 20 Teilnehmenden bieten wir zurzeit nur noch zwei an, und auch da kommen mitunter nur noch acht Leute.“ Wer ohnehin Probleme mit Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit habe, den schreckten die abgesenkten Wassertemperaturen ab, so Schreiter.
Den Hinweis des Beigeordneten auf die Temperaturempfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen lässt er nicht gelten. „25 Grad mögen vielleicht im Leistungssport akzeptabel sein, wenn man seine sechs Kilometer am Stück schwimmt. Alle, die nicht so aktiv sind, empfinden diese Temperatur aber verständlicherweise als zu niedrig.“