PlantanenKritischer Blick auf die Wurzeln der Platanen

haben sich die Wurzeln unter dem Pflaster, wie nach dem Freilegen und Ausschachten deutlich wurde. (Fotos: Mischka)
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Troisdorf – Die Schilder mit der Aufschrift „Die Platanen müssen bleiben“ waren gestern nicht zum ersten Mal in der Fußgängerzone zu sehen. Vehement setzen sich Troisdorfer für den Erhalt der Bäume zwischen Ursulaplatz und Kölner Platz ein. Doch können die Bäume auch bleiben, wenn die Fußgängerzone in den kommenden Jahren umgestaltet wird? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
An drei Bäumen hatte daher die Stadtverwaltung das Wurzelwerk freilegen lassen: Rings um die Baumscheiben und die aufgepflasterten Hochbeete wurde die Erde entfernt, um den Zustand der Wurzeln zu beurteilen. Bernd Draeger, der von der Stadt bestellte Gutachter, sah sich gesternbestätigt in seiner Einschätzung, dass die Bäume in ihrer heutigen Form nicht zu erhalten sind.
„Intensives Starkwurzelvorkommen“ hatte er am ersten Beispielbaum ausgemacht; die notwendigen Eingriffe seien „stark baumschädigend, wenn nicht baumzerstörend“. Auch die Standsicherheit sieht Draeger an diesem Baum gefährdet. „Den Charme der Allee kann man nicht erhalten“, ist er überzeugt; zu groß sind seiner Einschätzung nach die nötigen Eingriffe. „Weniger problematisch“ sei das bei den zwei anderen Beispielplatanen. Doch bleibt er bei seiner Grundhaltung: „Die Bäume lassen sich erhalten, wenn man ihren Charakter aufgibt“.
„Positiv überrascht“ war indes Hans-Max Deutschle, der frühere Leiter des Troisdorfer Grünflächenamtes, Fürsprecher eines Baumerhalts. Wurzeln in einer Tiefe von einem Meter könnten einfach wieder abgedeckt und mit einem Wurzelschutz am Ausbreiten nach oben gehindert werden; für den Umbau der Fußgängerzone seien nur 65 Zentimeter Tiefe notwendig. Nach Schnitt – „das sieht im ersten Jahr schlimm aus“, warnte er die etwa 30 Zuhörer – und guter Versorgung der Bäume hätten diese den Eingriff innerhalb von drei Jahren wieder ausgeglichen.
Für den Tiefbau sei die Situation „äußerst schwierig“, sagte der Beigeordnete Helmut Wiesner; dennoch hat die Stadtverwaltung eine weitere sorgfältige Prüfung vorbereitet. Mitte bis Ende März wird eine Fachfirma im Auftrag der Stadt an den Bäumen auf der Seite von H&M und Forum 25 Prozent der Masse aus den Kronen herausnehmen. „Dafür haben wir eine Ausnahmegenehmigung des Umweltausschusses“, stellte Ulrike Tesch klar, die Leiterin des Umweltamts. Denn eigentlich ist dieser Eingriff ein Verstoß gegen die Baumschutzsatzung. Nach dem Johannistrieb Ende Juni erfolge ein zweiter Schnitt, „dann formt man die Krone noch einmal aus“, erklärte Dr. Hans-Bernd Bendl, zuständig für Grünflächen im Umweltamt. „Das soll noch nach einem ordentlichen Baum aussehen“.
Für die Entscheidung, die letzten Endes auf der politischen Ebene fallen wird, haben die Verantwortlichen noch reichlich Zeit: Die Planung für das umstrittene Teilstück der Fußgängerzone wurde zurückgestellt bis zur Vollendung der übrigen vier Teilabschnitte im Jahr 2017.