Aus dem Stärkungspakt NRW fließen rund 3,35 Millionen Euro in den Rhein-Sieg-Kreis.
Armut bekämpfenRhein-Sieg-Kreis will Lebensmittel für Bedürftige bereitstellen

Aus Mittel des Stärkungspakts NRW stellt der Rhein-Sieg-Kreis Bedürftigen auch Lebensmittelgutscheine zur Verfügung.
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Lebensmittel, Energie, Mieten. Kaum ein Aspekt des täglichen Lebens, in dem die Preise in den vergangenen Monaten nicht gestiegen sind – zum Teil sogar drastisch. Die anhaltend hohe Inflation macht einem Großteil der Verbraucher zu schaffen, für Menschen mit geringem Einkommen allerdings ist diese Entwicklung in vielen Fällen sogar existenzbedrohend. Das Land hat deshalb mit dem „Stärkungspakt NRW“ ein Unterstützungsprogramm aufgelegt, das helfen soll, Armut zu bekämpfen.
Von insgesamt 150 Millionen Euro, die das Land dafür bereitstellt, fließen rund 3,35 Millionen Euro in den Rhein-Sieg-Kreis und seine 19 Städte und Gemeinden. Darüber, wie die rund 680 000 Euro verwendet werden, die allein der Kreisverwaltung zur Verfügung stehen, hat sich der Kreis mit den Wohlfahrtsverbänden in der Region und der Energieagentur verständigt, wie Landrat Sebastian Schuster und Kreissozialamtsleiter Andreas Grünhage jetzt erläuterten.
Lebensmittelgutscheine von Aldi
Zunächst 60 000 Euro gehen demnach vor allem in Form von Lebensmittelgutscheinen für den Discounter Aldi in die sogenannte Einzelfallhilfe für Einzelpersonen und Familien in Notlagen. Die Höhe der Unterstützung, die nach Angaben Grünhages „möglichst unbürokratisch“ gewährt werden soll, richtet sich nach der Zahl der Familienmitglieder, der konkreten Notlage und der Höhe des Einkommens beziehungsweise der bezogenen Sozialleistungen.
Gefördert werden können aber beispielsweise auch der Kauf einer Brille, energieeffizienter Haushaltsgeräte oder dringend notwendige Reparaturen. Anträge auf Einzelfallhilfe können beiden Wohlfahrtsverbänden gestellt werden (siehe Infokasten).
Zweite Säule der Hilfe ist der Ausbau der Sozialberatung bei den Wohlfahrtsverbänden. Ihnen stehen dafür zunächst 80 000 Euro zur Verfügung, um ihre Beratungskapazitäten aufzustocken. Das ist offenbar dringend nötig: „Bei uns hat sich der Beratungsbedarf in den vergangenen Monaten verdreifacht“, schildert Barbara König, Kreisgeschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bonn/Rhein-Sieg. Von immerhin einer Verdoppelung der Zahl der Beratung von Menschen in existenziellen Notlagen berichtet Monika Bähr, Vorstandsvorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen.
Dritte Säule ist der Ausbau der Energieberatung durch die Energieagentur Rhein-Sieg. Sie berät seit 2018 vor allem Eigenheimbesitzer bei Fragen rund um das Thema Energieeffizienz. „Inzwischen wird unsere Beratung aber auch immer öfter von Mieterinnen und Mietern in Anspruch genommen, die die steigenden Energiekosten nicht mehr stemmen können“, schildert Geschäftsführer Thorsten Schmidt.
LED-Leuchten im Tausch
Die Energieagentur plant den Ausbau von Informationsveranstaltungen für diese Zielgruppe. In Vorbereitung ist aber auch eine sogenannte „LED-Tauschaktion“, bei der konventionelle Leuchtmittel gegen Energiesparlampen ausgetauscht werden.
Weitere Informationen zu den Einzelfallhilfen, die der Kreis gewährt, gibt es auf dessen Internetseite.
Kreis und Wohlfahrtsverbände hoffen, mit den jetzt zugeteilten Mitteln möglichst viele Bedürftige erreichen zu können. Sie sehen den Stärkungspakt allerdings auch kritisch. „Lieber wäre uns bei diesem Thema eine planvolle Herangehensweise“, sagt Kreissozialamtsleiter Grünhage. „Mit dauerhaften Mitteln für die Kommunen wäre uns viel mehr geholfen.“ Das sieht auch Awo-Geschäftsführerin König so: „Der Stärkungspakt endet am 31. Dezember 2023, die Probleme der Menschen bleiben aber auch nach Silvester.“