Nicht jammern, sondern etwas tun, ist für viele Gastronomen die Devise. Sie setzen auf Musik, Tanz und Theater.
Gastro-IdeenWie Restaurants und Bars in Rhein-Sieg der Krise trotzen

Andrea Primo, Gastwirtin und Sängerin, bietet in ihrem spanischen Restaurant Live-Musik und Karaoke.
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Frische Ideen beleben die Gastro-Szene in Rhein-Sieg. Etliche Lokale bieten ihren Kunden mehr als Kulinarik – und trotzen so der Krise. Es gibt unter anderem Motto-Partys mit DJ, Schwoof, Karaoke und Schauspiel. Wir beleuchten vier Beispiele.
Musik: Andrea Primo kommt aus einer Musikerfamilie, tourte als Sängerin, bis ihr Sohn kam und sie sesshaft wurde. Als Wirtin kombiniert sie beide Leidenschaften. Live-Musik spielt eine große Rolle in ihrem spanischen Lokal Primo's in Hennef.
Neben Live-Musik setzt Henneferin auf Karaoke, „der Mega-Hype“
„Essen verbindet, genauso wie Musik“, schwärmt die 49-Jährige. Vor allem für den Sommer bucht sie frühere Kollegen für Open-Air-Gigs, und auch von der Gastgeberin gibt es den einen oder anderen Song auf der Terrasse am Geistinger Platz.
Primo ist gut vernetzt, kennt viele Bands noch aus ihrer Zeit als Musikerin. Jedoch die Karaoke-Shows, die im Primo's stattfinden, seien der „Mega-Hype“, sagt Primo, zunächst ein Alleinstellungsmerkmal im Umkreis. Sogar viele junge Leute griffen zum Mikro, die Hits aus den 80ern und 90ern seien wieder angesagt.

Dinner for one goes Sushi: (v.l.) Joe Bennick und Claudia Böttcher von der Studiobühne planen Aufführungen im Makiman von Marco Grewe.
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Theater: Die englische Küche hat nicht den besten Ruf, warum also den Klassiker „Dinner for one“ nicht mit asiatischen Reishäppchen verzahnen? Ab dem kommenden Jahr solle bei Makiman in Siegburg der Vorhang für ein interaktives Theaterstück aufgehen, verspricht Geschäftsführer Marco Grewe.
Kultur plus Gastro ergäben einen Genuss für alle Sinne, so seine Rechnung. Die Kooperation mit der Siegburger Studiobühne soll fruchtbar werden für beide Seiten. Bei einem Unternehmerfrühstück sei er mit René und Claudia Böttcher ins Gespräch gekommen, man teile die gleichen Werte, wolle in der Region für die Region wirken, junge Leute ausbilden, „nicht jammern, sondern etwas tun“.
Kooperation soll Appetit machen auf ein Restaurantessen oder eine Theateraufführung in Siegburg
Durch die Kooperation sollen die Zuschauer der Studiobühne Appetit auf den Restaurantbesuch am Siegburger Bahnhof, in der Hennefer City oder in Bonn zu bekommen – und die Makiman-Gäste Lust auf einen Theaterbesuch. Denkbar sei die Ausgabe von Gutscheinen, so Claudia Böttcher. Und ein Sushi-Buffet zu den Premieren.
Der 57-jährige Kaufmann aus Königswinter, der seine fünf Läden in der Corona-Zeit aufbaute, plant noch mehr Neues für seine Gäste. Im kommenden Sommer soll Freiluft-Schauspiel dazukommen, „wir haben ja große Außenbereiche“. Und vielleicht machten seine Sushi-Kurse mit Mimen-Begleitung noch mehr Spaß.
Musik und Theater: Zum Wein passen sanfte Gitarrenklänge, Platz ist im „Separee“ aber auch für Partys mit Disc-Jockey und Tanz, für private Candlelight-Dinner, für Verkostungen, Tagungen und Karaoke-Shows. Zarife Reibert hat die alte Siegburger Kornbrennerei im Haufeld in eine schicke Weinbar verwandelt. Der Name „Separee“ steht für die Möglichkeiten, die der verwinkelte, denkmalgeschützte Bau, stadtnah und dennoch ruhig gelegen, bietet.

Weinbar im Denkmal: Zarife Reibert lässt in der früheren denkmalgeschützten Likörfabrik ebenfalls das Stück 'Dinner for one' spielen, allerdings mit mediterranem Menü.
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„Ich war schockverliebt“, gesteht die 49-Jährige. Schon beim ersten Rundgang durch das seit zweieinhalb Jahren leerstehende Gebäude habe sie die heutige hochwertige Gestaltung vor Augen gehabt, mit gedeckten Farben, edlem Holz und stylischen Lampen.
Zuvor war hier die Weinhandlung Chateau Berts ansässig. An die Stadtgeschichte erinnern die großen Brennkessel und Exponate wie Fotos im Museumsraum.
Nach dem Neu-Start der Lohmarerin vor rund einem Jahr ist nun die Terrasse mit großen Sonnenschirmen bestückt – und ein Kultur-Konzept für den Herbst gestrickt. Im früheren Weinlager, dem größten Gastraum, soll regelmäßig „Dinner for One“ aufgeführt werden, ebenfalls von der Studiobühne, die, wie beschrieben, auch mit Makiman einige Hundert Meter weiter kooperiert.
Im „Separee“ erhält das Kultstück allerdings eine mediterrane Note: Das Restaurant Remise kocht das Menü. Eine naheliegende Lösung, so Reibert: „Mit unseren Nachbarn arbeiten wir jetzt schon zusammen.“ Dann, wenn die Gäste mehr wollen als die „Separee“-Weinbegleitung aus Flammkuchen, Pinsa oder Käse.
Weinwanderung mit Rheinblick-Picknick ist im Siebengebirge der Renner
Wanderung mit Picknick: Wein spielt auch bei Broel in Bad Honnef die Hauptrolle. Der Winzerbetrieb setzte aber schon früh auf ein Ganzjahresprogramm, mit Verkostungen, Konzerten und, als einer der ersten, auf Weinbergwanderungen im Siebengebirge, um Verkauf und Umsatz anzukurbeln.
„Damals haben wir eine Nische gesucht und gefunden“, erinnert sich Seniorchef Karlheinz Broel, die Konkurrenz zog mittlerweile nach. Das Picknick mit Aussicht auf den Rhein erfordere zwar eine ausgeklügelte Planung, erzählt der Winzer, sei aber zum Renner geworden: „Das läuft über Mundpropaganda.“