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Sankt AugustinElektrobolide der Hochschule Bonn Rhein-Sieg schafft Tempo 100 in 2,3 Sekunden

Lesezeit 3 Minuten
Die Hochschule Bonn Rhein-Sieg präsentierte ihr neuestes Pferd im Stall: den Elektroboliden Artemis.

Die Hochschule Bonn Rhein-Sieg präsentierte ihr neuestes Pferd im Stall: den Elektroboliden Artemis.

Der Elektrorennwagen ist der elfte, der in Sankt Augustin gebaut wurde und der sich bei der internationalen Formula Student bewähren muss.

Artemis heißt das jüngste Pferd im Rennstall der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS). Der hochmoderne Bolide wurde jetzt im Audimax der Bildungsstätte in Sankt Augustin vorgestellt. Die griechische Jagdgöttin Artemis habe dabei als Vision der Studenten und Studentinnen dafür gestanden, „auf der Jagd nach dem Besten zu sein, was sie erreichen können“, wie das Motorsportteam unterstrich. Die technische Bezeichnung ist eher nüchtern: G25e, was für Generation 2025 und Elektroantrieb steht.

Jahr für Jahr wird ein neues, von Elektromotoren getriebenes Rennauto gebaut. Und auch das elfte wird wie seine Vorgänger an der Formula Student, einem internationalen Konstruktions- und Designwettbewerb teilnehmen, wo er sich mit der Konkurrenz aus der ganzen Welt messen muss. Dort steht weniger die reine Geschwindigkeit im Vordergrund. Vielmehr wird das Gesamtpaket aus Ingenieurskunst, Wirtschaftlichkeit und Teamarbeit dem Vergleich unterzogen.

Von der Konstruktion über Fertigung bis zum Marketing: Studierende machten alles rund um den Rennboliden

„Ich bin sicher, dass ihr ein fantastisches Rennauto auf die Beine gestellt habt“, sagte H-BRS-Vizepräsident Professor Johannes Steinhaus zu den im Verein BRS Motorsport organisierten Studenten und Studentinnen, die sich aus allen Fachbereichen der Hochschule rekrutieren. „Das macht euch zum tollen Team, das so vielfältig und spannend ist, wie die Aufgaben, die ihr gemeistert habt“, betonte Steinhaus. Dazu gehörten die Idee und Konstruktion ebenso wie die Fertigung, das Programmieren, Erstellen des Finanz- und Marketingkonzept, die Sponsorengewinnung, betriebswirtschaftlichen Aufgaben bis zum Management. „An dieses Gefühl der Begeisterung und Zusammengehörigkeit werdet ihr euer ganzes Leben lang zurückdenken“, so der Wissenschaftler zu den Studierenden.

Professor Dirk Reith vor der Trophäensammlung der Motorsportgruppe.

Professor Dirk Reith vor der Trophäensammlung der Motorsportgruppe.

Wie komplex die Aufgabenfelder sind und wie effizient diese ineinandergreifen, verdeutlichten interessante Vorträge von Teamleitern und -mitgliedern sowie von Faculity Advisor und Betreuer Professor Dirk Reith, der an die Vorgänger-Teams erinnerte: Man wäre nicht auf dem Stand, „wenn es die Generationen vorher nicht gegeben hätte.“ Die Präsentation verdeutlichte auch die Freude am Miteinander bei der akribischen Projektarbeit. Hierzu die ehemalige Subteam-Leiterin Elena Haedecke: „Das beste Rennauto baut man mit Freunden.“ Alle Macher gruppierten sich schließlich hinter dem durch ein rotes Tuch verborgenen Boliden und strahlten um die Wette, als er unter großen Beifall enthüllt wurde.

Vor zwei Jahren siegte das Team aus Sankt Augustin bei der Formula Student

Er ist eine Weiterentwicklung des Vorjahresmodells, verfügt über vier Elektromotoren mit insgesamt 80 Kilowatt Leistung, soll, wie Simulationen ergaben, in 2,3 Sekunden Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde erreichen, wie aus den Beiträgen hervorging. Jedes Teil des Vorgängers, von Fahrwerk, Lenkung, Kühlung und Bremsen, bis Akkus und Software sei „unter die Lupe genommen worden“. Bei der Aerodynamik wurde auf „dreidimensionale Geometrie“ gesetzt. Das habe Ansprüche an die Fertigung gestellt, die Strömungswerte aber erheblich verbessert. Stolz war die Gruppe auf die Gewichtsreduzierung des Full-Carbon-Monocoques um 23 Kilogramm auf 205 Kilogramm.

Die Wettbewerbe der Formula Student beginnen im August im tschechischen Most. Dort hatte das Team vor zwei Jahren in der „Engineering Design“-Kategorie den 1. Platz errungen und in „Cost and Manufactoring“ den zweiten. Seit 2007 besteht die Gruppe BRS Motorsport. Nachdem zunächst vier Verbrenner-Rennwagen gebaut worden waren, werden seit 2014 ausschließlich elektrisch angetrieben Wagen in einer Werkstatt in Hangelar hergestellt.