Schwerer UnfallWas mit dem zerstörten Heiligenhäuschen in Sankt Augustin passieren soll

Lesezeit 3 Minuten
Ein Haufen Schutt liegt vor einem Haus. Er ist mit einer blauen Plane bedeckt.

Von dem Heiligenhäuschen an der Siegstraße in Menden sind lediglich Schutt und Trümmer übrig geblieben.

Die Geschichte des denkmalgeschützten Heiligenhäuschens in Sankt Augustin reicht bis ins Jahr 1600 zurück.

Am Donnerstagvormittag sind die Schäden des Autounfalls an der Siegstraße in Menden immer noch deutlich sichtbar. Wo noch am Dienstag ein Heiligenhäuschen stand, sind jetzt nur noch Schutt und Mauerreste zu sehen, die mit einer blauen Plane vor dem Regen geschützt werden. Gegen 21.40 Uhr am Dienstagabend hatte ein 37 Jahre alter Fahrer aus Sankt Augustin die Kontrolle über sein Auto verloren und war mit großer Wucht gegen das unter Denkmalschutz stehende Heiligenhäuschen gestoßen.

Noch am selben Abend wurde das einsturzgefährdete Baudenkmal abgerissen, Trümmerteile wurden von Mitarbeitern des Bauhofes abtransportiert. Zwei Tage später traf sich nun eine Delegation an der Unfallstelle, um zu beraten, wie es mit dem Denkmal weitergehen soll.

Sankt Augustin: Kirche bietet Hilfe bei Restaurierung des Denkmals an

„Der Wunsch, das Heiligenhäuschen wieder so herzurichten, wie es noch am Dienstag aussah, wurde von allen Seiten geäußert“, sagt Charly Baumanns, ehemaliger Ortsvorsteher in Menden und Vorstandmitglied im Kirchengemeindeverband. Anwesend, so Baumanns, war neben einer Vertreterin der Unteren Denkmalschutzbehörde auch ein Mitglied der Eigentümergemeinschaft.

Ein schwer beschädigtes Auto steht vor einer Mauer.

Am Dienstagabend war ein Auto gegen das Denkmal gekracht.

„Wir konnten vor Ort erstmal nur anbieten, dass das Erzbistum bei der Restaurierung unterstützen kann, wenn die Eigentümer daran Interesse haben“, sagte Baumanns. Dort gebe es natürlich gute Kontakte zu spezialisierten Restauratoren.

Das Baudenkmal an der Siegstraße blickt auf eine lange Geschichte zurück: Das laut Informationen des Stadtarchivs wahrscheinlich kurz nach 1600 errichtete Wegekreuz war in das Fachwerkhaus „Op dr Letsch“ integriert, eins der ältesten Häuser Sankt Augustins. Schon damals bezeichneten die Mendener es als „Hellihüsje“, obwohl es keinem Heiligen geweiht war. 1910 stifteten schließlich die Eheleute Ursula Ingerberg und Johann Raaf das Häuschen rund um das Wegekreuz.

Sankt Augustin: 1989 bekam das Heiligenhäuschen seinen Heiligen

„Ein Altar kam dazu, damit die Monstranz bei der Fronleichnamsprozession darauf aufgebaut werden konnte“, sagt Werner Ingerberg, dessen Vorfahren mit der Stifterfamilie Ingerberg verwandt sind und der selbst zur Historie des Heiligenhäuschens forscht. Die Besitzer und Nachbarn schmückten das Häuschen damals mit Heiligenfiguren, Tüchern und Blumen.

Zwei Männer und eine Frau stehen vor einem Heiligenhäuschen.

Ortsvorsteher Willi Dalmus (links), Bürgermeisterin Anke Riefers und der Gönner (Bauunternehmer Czieslak) vor dem restaurierten Heiligenhäuschen am 21. August 1996.

1962 wurde das historische Fachwerkhaus „Op dr Letsch“ schließlich von Mitarbeitern des Freilichtmuseums Kommern abgebaut, um dort originalgetreu wiederaufgebaut zu werden. Dieses Projekt – so das Stadtarchiv –  wurde aber nie vollendet. Das Heiligenhäuschen blieb an seinem angestammten Platz.

In den folgenden Jahren verfiel das Heiligenhäuschen immer mehr, bis sich die Pfadfinderschaft Sankt Georg seiner annahm und es renovierte. Im November 1989 holte Pastor Günther die Zustimmung der Familie Ingerberg ein, um das Häuschen doch noch einem Heiligen zu widmen: dem heiligen Georg, Schutzpatron der Mendener Pfadfinder.

Mendener Heiligenhäuschen wurde schonmal bei Autounfall beschädigt

Zuletzt wurde das Häuschen 1996 restauriert, als die verbliebenen Überreste des historischen Fachwerkhauses „Op dr Letsch“ zwei Mehrfamilienhäusern wichen. Finanziert wurden die Arbeiten damals von einem Bonner Bauunternehmer – am 21. August versammelten sich Bürgermeisterin Anke Riefers und Ortsvorsteher Willi Dalmus an der Siegstraße, um den Abschluss der Restaurierung zu feiern.

„Diesen Häusern diente das Heiligenhäuschen schonmal als guter Schutz bei einem Autounfall“, erinnert sich Werner Ingerberg. Im Winter 2011 war ein Auto in das Denkmal gekracht und hatte es erheblich beschädigt. Im Jahr darauf war es wieder aufgebaut worden. Darauf hofft Werner Ingerberg nun erneut: „Das Häuschen sollte in seiner alten Form erhalten bleiben und restauriert werden.“

Rundschau abonnieren