Wiedersehen in HangelarMitglieder der ersten Wasserwerfer-Einheit treffen sich

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Die Bundesgrenzschützer posierten während ihrer Ausbildung in Uniform für ein Gruppenfoto.

Die Bundesgrenzschützer posierten während ihrer Ausbildung in Uniform für ein Gruppenfoto.

Sankt Augustin – Zwölf Tonnen schwer, 156 PS stark und dazu ein 4000-Liter-Wassertank – das waren die ersten Wasserwerfer-Fahrzeuge des Bundesgrenzschutzes, die ab 1977 in Hangelar stationiert waren. Dort trafen sich jetzt elf der Männer wieder, die als erste auf diesen imposanten Fahrzeugen ausgebildet wurden und eingesetzt waren.

„Unser letztes Treffen liegt schon über 20 Jahre zurück, und doch ist es so, als hätten wir uns erst letzte Wochen gesehen“, erzählte Karl-Heinz Heinrichs aus Eitorf, der die Begegnung organisiert hatte. Im Nu waren die alten Spitznamen wieder aktiviert, und beim Blick in die Fotoalben wurden viele Erinnerungen wach.

Aus ganz Deutschland angereist

Aus ganz Deutschland waren die Polizei-Veteranen angereist, darunter auch der ehemalige stellvertretende Zugführer Peter Tiedgen. Nach der Hauptschule und einer Lehre als Kfz-Mechaniker kam der gebürtige Kieler 1965 zum Bundesgrenzschutz: „Unsere eigentliche Aufgabe war ja der Objektschutz in Bonn. Dafür wurden Spezialfahrzeuge wie gepanzerte Jeeps oder Schützenpanzer eingesetzt, für die man einen besonderen Führerschein brauchte.“

Elf Mitglieder der Wasserwerfer-Einheit kamen nach 20 Jahren zu einem erneuten Treffen zusammen.

Elf Mitglieder der Wasserwerfer-Einheit kamen nach 20 Jahren zu einem erneuten Treffen zusammen.

1977 war die Zeit des Terrors der RAF und der Schleyer-Entführung, der Deutsche Herbst eine Phase höchster Anspannung bei den Sankt Augustiner Spezialkräften: „Wir haben mit unseren Fahrzeugen die politischen Institutionen in Bonn, aber auch die Privatwohnungen von Regierungsmitgliedern in der Umgebung beschützt.“ Das bedeutete Zehn-Stunden-Schichten für die Beamten, mit jeweils einer Stunde Vor- und Nachbereitung.

„Direkt auf den Menschen gezielt“

Auch der Einsatz im Wasserwerfer verlangte der Besatzung einiges ab, erinnerte sich Tiedgen: „In der ersten Generation der Fahrzeuge musste der Turm mit dem Wasserrohr noch mit der Kraft der Schultern gedreht und dabei mit dem Rohr gezielt werden.“ Deren Einsatz sei genau geregelt, betonte der 73-Jährige: „Bevor der Werfer tatsächlich eingesetzt wird, erfolgen mehrere Warnungen. Und auch danach werden die Demonstranten erst mit einem Regen oder einer Wasserbarriere angegangen.“

Erst in letzter Konsequenz werde direkt auf den Menschen gezielt, was natürlich ausgiebig geübt werden müsse. Ein Tonband lief die ganze Zeit im Fahrzeug mit, um den Einsatz und die Kommandos zu dokumentieren. 40 Meter reichte der Wasserstrahl, bis zu 15 Meter war er noch stark genug, um Hindernisse wie einen Stahlcontainer aus dem Weg zu schaffen. Die großen Straßenschlachten der Bundesrepublik an der Startbahn West oder in Brokdorf sind den Wasserwerfer-Besatzungen aus Sankt Augustin erspart geblieben. Mehr als Bereitschaftsdienste war für die Truppe kaum drin: „Wir waren ja in der damaligen Hauptstadt unabkömmlich. Wer hätte uns denn hier ersetzen sollen?“

Peter Tiedgen war die Kameradschaft beim Bundesgrenzschutz besonders wichtig, und sie war auch sofort beim Wiedersehen nach 20 Jahren in Hangelar spürbar. Für ihn steht fest: „Ich würde sofort wieder beim Bundesgrenzschutz anfangen.“

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