Zug wurde evakuiertICE vor Siegburger Bahnhof liegengeblieben – Viele Verspätungen

Der liegengebliebene ICE.
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Siegburg – Kurz vor dem Siegburger Bahnhof ist am Silvestertag ein ICE liegen geblieben. Grund ist eine gerissene Oberleitung. Der Zug mit rund 200 Fahrgästen an Bord wurde evakuiert. Die Feuerwehr half ihnen, auszusteigen. Die Menschen wurden mit Bussen zum Siegburger Bahnhof gefahren, von wo sie ihre Weiterreise antraten
Gegen 8.30 Uhr am Freitagmorgen habe es mehrmals laut geknallt, Funken flogen umher, berichteten Juliane Krauß und Yannik Heister, die auf dem Weg nach Augsburg waren. „Das gerissene Kabel ist gegen die Scheibe geschlagen, die erste Schicht des Sicherheitsglases ist zersplittert“, sagten sie. Wie rund 200 weitere Fahrgäste strandeten sie in der Kreisstadt, als ihr Schnellzug, der ICE 513 zwischen Münster und München, rund 400 Meter vor dem Bahnhof liegen blieb.
Einsatzleitung entscheidet sich für Evakuierung des Zugs
Die Einsatzleitung der Feuerwehr traf sich mit Angehörigen der Bundespolizei und Notfall-Managern der Bahn am Triebkopf des Zugs, der auf Höhe des Umspannwerks an der Lindenstraße zum Stehen gekommen war. Das Zugende reichte bis auf die Bahnunterführung an der Wilhelmstraße. Sie berieten sich, was zu tun sei und entschieden, den Zug zu evakuieren. Da war es schon 10.15 Uhr.

Feuerwehrleute evakuieren den Zug.
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Angehörige der Siegburger Feuerwehr und des Rettungsdienstes fuhren auf den schmalen Verbindungsweg entlang der Bahnstrecke. Die Zugchefin öffnete die vorderste Tür, an die die Feuerwehr eine Aluleiter anstellten. Einer nach dem anderen konnten die Fahrgäste den ICE verlassen - mehr als zwei Stunden nach dem unfreiwilligen Stopp. Feuerwehrleute reichten das Gepäck nach.

Anne Dost mit Sohn Leo.
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Rund 50 Meter liefen die Reisenden nach vorne, wo eine Treppe vom Bahndamm herunter führt. Etwas orientierungslos blickten sich die meisten um und stiegen in zwei wartende Gelenkbusse, die die Gestrandeten zum Bahnhof fuhren. Einige Passagiere machten sich auch zu Fuß auf den Weg. Von dort versuchten sie, mit nachfolgenden Zügen an ihr Ziel zu kommen - zum Teil vergeblich.
Viele Passagiere verpassen ihr Flugzeug am Frankfurter Flughafen
„Ich habe meinen Sohn in Düren besucht und war auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen, weil ich in Abu Dhabi wohne“, sagte Gabriele Hughes, die ihren mächtigen Rollkoffer zum Bus schob. „Das Flugzeug ist weg. Ich fahre jetzt zurück nach Düren und versuche es in ein paar Tagen nochmal“, sagt sie. Andere Passagiere hatte es noch schlimmer erwischt, so war zu hören. Ein Mann habe nach Florida fliegen wollen, um seine Wohnung unterzuvermieten - auch sein Flugzeug hob ohne ihn ab.

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Etwas mehr Zeit hatten Anne Dost und ihr Sohn Leo (7) mitgebracht. Sie waren in Düsseldorf eingestiegen und wollten nach Schöngeising bei München, um dort mit Freunden Silvester zu feiern. „Wir nehmen in Siegburg den nächsten Zug, der uns in die Richtung bringt“, sagte die Mutter. „Es war ein bisschen gruselig, als es knallte und Funken flogen, aber es ging so schnell, dass man keine Zeit hatte, sich Gedanken zu machen. Die Leute waren auch alle sehr entspannt.“
Bahnsprecher: Lage soll sich bis zum Abend normalisieren
Der geräumte ICE stand auch am Mittag noch auf dem Gleis. Bis zum Abend sollen die Techniker brauchen, um die Oberleitung zu reparieren, sagte ein Sprecher der Bahn. „Wir hatten am Mittag noch Verspätungen von bis zu 15 Minuten, aber keine Teilausfälle oder Ausfälle mehr, weil die Züge an dem betroffenen Fahrzeug vorbeirollen können.“ Regionallinien seien nicht betroffen gewesen.