Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Siegburger KeramikmarktWir zeigen das Größte, Teuerste und Witzigste aus Ton

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Tineke van Gils mit ihrer Covid-Vase.

Siegburg. – Vorsicht, zerbrechlich! Auch im dichtesten Gedränge näherten sich die Besucher des Keramikmarktes achtsam den 86 Ständen auf dem Markt, bewunderten Filigranes und Bodenständiges, Gefäße, Skulpturen, Unikate und Serien der ausgewählten Künstler. Unter so viel Schönem und Originellem eine Auswahl zu treffen, fällt wirklich schwer. Wir suchten die Superlative:

Das Kleinste: Eine zarte, weiße Platte aus Porzellan, zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser, steht auf dünnen Seeigel-Beinen. Platziert man darauf eine Praline, kommt sie ganz groß raus, sagt Gudrun Lüpke-Dolny. Das Ganze lässt sich auch umdrehen: Ein Juwelier präsentierte einen Ring auf den Stacheln. Schmuck aus Ton gab es übrigens auch, und der war noch kleiner.

Unikate von sechs bis 4500 Euro

Das Größte: Zwei Meter hoch ist die Säule, die Ulrich Witzmann schuf. Sie vereint zwei Elemente: Steinzeug, farbenfroh glasiert, und Wasser. An dem schlanken Brunnen perlen die Tropfen hinab. Ein Hingucker für rund 2300 Euro.

Das Preiswerteste: Die Mohnblumen von Agnieszka Borkowska wirken im Strauß und auch einzeln. Sechs Euro kostet einer der glänzenden Immerblüher am Stand der Frau aus Polen, erstmals in Siegburg dabei.

Auszeichnungen

Den Publikumspreis erhielt Judith Radl aus Bendorf (1000 Euro). Die Jury kürte Bokyung Kim & Minsoo Lee aus Dießen/Ammersee zum besten Stand (1000 Euro). In der Kategorie „Keramiker“ gab es zwei erste Preise: für Martina Sigmund-Servetti, Heilbronn, und Nathalija Dolenc, Fränkisch-Crumbach (je 500 Euro). Der Keramikmarkt fand erstmals seit 2019 nach der Corona-Pause wieder statt. (coh)

Das Teuerste: 120 Arbeitsstunden (Brennen und Trocknen nicht mitgerechnet) stecken in der Stele der Siegburger Künstlerin Ines Hasenberg. Für 4500 Euro erhalten die Käufer dreidimensionale Malerei mit Oxid-stiften, eine durch zweifaches Brennen bei 900 und 1200 Grad Celsius wetterfeste Skulptur, die mehr sei als bloße Dekoration. Wird so etwas Hochwertiges auf Märkten verkauft? „Ja, tatsächlich“, sagt Hasenberg. Meist nicht spontan, sondern beim zweiten oder dritten Besuch. „Das ist ein Prozess, der in den Leuten wächst.“ Alle Stücke auf dem Keramikmarkt, auch die Kleinsten, seien ihren Preis wert, sagt die Mitorganisatorin. „Hier sind nur Profis. Es ist unser Beruf und unsere Berufung.“

Neuer Inhalt

Tassen auf High Heels präsentierte Nela Havlickova.

Das Hintergründigste: Simone Krug erzählt Geschichten mit ihren Unikaten, eine Kombi aus Keramik und Fundstücken. So wird ein rostiger Stab zum Koffergriff, mit einem Treibhölzchen lässt sich eine Vitrine auf hohen Stelzen öffnen, ein Glöckchen auf einem Draht lockt zum Anstupsen. Überraschendes auch auf den zweiten Blick: Außen matt, offenbaren viele Skulpturen ein glanzvolles Innenleben und zaubern ein Lächeln auf die Gesichter.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Witzigste: Auf High Heels stehen die Tassen von Nela Havlickova und Josef Tresek, filigran und doch stabil. „Mein Vater Josef hatte die Idee“, sagt die Tschechin. Die Porzellan-Trinkgefäße bestehen aus zwei Teilen, der Absatz gehört zum Griff, „schwierig zu formen“. Wer greift hier zu, Frauen oder Männer? „Beide“, sagt Havlickova.

Das Aktuellste: Die Covid-Vase von Tineke van Gils sollte eigentlich ein Einzelstück bleiben, doch nun stehen schon „sieben bei berühmten Virologen“ auf dem Tisch, schmunzelt die Niederländerin. Nummer Acht in einem changierenden Grau-Grün hat van Gils in Siegburg mit Gräsern gefüllt. Eigentlich sei sie für Tulpen gedacht, die unteren Ausbuchtungen sind geschlossen, bis zu einem Drittel kann die Corona-Keramik Wasser fassen. Die augenzwinkernde Botschaft steht am Fuß: „Bleibt positiv!“