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StreunerRhein-Sieg-Kreis diskutiert über Katzensteuer und Kastrationspflicht

Lesezeit 3 Minuten

Der Rhein-Sieg-Kreis erhofft sich von der Einführung einer Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht ein Ende der unkontrollierten Vermehrung der Vierbeiner in der Region.

Rhein-Sieg-Kreis – Müssen Katzenhalter, die ihre Vierbeiner nicht nur in der Wohnung halten, sondern ihnen auch Freigang gewähren, ihre Tiere demnächst zwingend kastrieren und mit einem Chip registrieren lassen?

Und müssen Katzenhalter in der Region künftig sogar eine Katzensteuer zahlen? Mit diesen Fragen müssen sich die Mitglieder des Kreistags in den kommenden Wochen erneut intensiv beschäftigen.

Grund für die Diskussion, die von vielen Tierfreunden intensiv beobachtet wird, ist die steigende Zahl freilebender und oftmals kranker Katzen im Rhein-Sieg-Kreis.

2700 kranke Tiere

Mehr als 3700 streunende Stubentiger haben die Mitglieder der zehn im Rhein-Sieg-Kreis aktiven ehrenamtlichen Tier- und Katzenschutzvereine in den vergangenen Jahren gezählt – und eingefangen.

Mehr als die Hälfte von ihnen, rund 2700, waren nach Angaben von Anita Kirchner, der Sprecherin der Katzenschutzvereine, krank, fast 90 Prozent der gefangenen Tiere waren außerdem nicht kastriert und deshalb in der Lage, sich unkontrolliert zu vermehren. Um das zu verhindern, lassen die Tierschützer die eingefangenen Tiere kastrieren, meist auf eigene Kosten.

Dennoch steigt vor allem in den ländlichen Gebieten des Rhein-Sieg-Kreises die Zahl der eingefangenen streunenden Katzen seit Jahren. 380 waren es noch 2010, im vergangenen Jahr lag ihre Zahl bei mehr als 550, wie Hanns van den Driesch, der Leiter des Kreisveterinäramtes, jetzt bei der Sitzung des Kreistags-Umweltausschusses unter Berufung auf Zählungen der Katzenschützer berichtete.

Hinzu kommt eine Dunkelziffer von bis zu 700 freilebenden Katzen, die entweder von Tierfreunden gefüttert werden oder die im Verborgenen leben.

Der Rhein-Sieg-Kreis will gegen das Problem der wachsenden Katzenpopulation schon seit längerem vorgehen. Ein Versuch, die 19 Städte und Gemeinden ins Boot zu holen, blieb bislang aber ohne Erfolg.

„Die Kommunen haben Sorge, dass sie zusätzliches Personal benötigen, wenn eine Kastrationspflicht kommt und sie kontrollieren müssen, ob diese auch eingehalten wird“, sagte der Chef-Veterinär des Kreises im Umweltausschuss. Anstatt eine Kastrationspflicht mit Hilfe des Ordnungsrechts auf den Weg zu bringen – dabei wäre die Beteiligung der Kommunen erforderlich – will der Kreis das gleiche Ziel nun mit dem Tierschutzgesetz erreichen.

Zur Wahl stehen dabei drei Varianten: Eine Kastrationspflicht rund um ausgewählte Brennpunkte, eine kreisweite Kastrationspflicht nur für sogenannte Freigängerkatzen oder aber eine Kreisweite Kastrationspflicht für alle Hauskatzen.

Aus der Sicht des Veterinärs ist die kreisweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen ein sinnvoller Schritt, um die Überpopulation freilebender Katzen in den Griff zu bekommen. Es sei sinnvoll, eine solche Regelung einzuführen und zu beobachten, wie sich die Zahl streunender Katzen entwickele.

Parallel dazu will er die Zusammenarbeit mit den Katzenschutzvereinen fortsetzen. Sie könnten die freilebenden Katzen weiterhin einfangen und kastrieren lassen, dann allerdings mit stärkerer finanzieller Unterstützung des Kreises.

Für eine großangelegte Kastration seinen 80 000 bis 90 000 Euro erforderlich. „Man muss davon ausgehen, dass die Kastration einer Katze 110 bis 120 Euro kostet“, rechnete van den Driesch vor. „Bei Katern ist der Eingriff billiger, bei Katzen muss man mit etwas höheren Kosten rechnen.“

Hinzu kommen die Kosten für etwaige medizinische Behandlungen sowie für die Registrierung der Tiere per Chip. Diese Kosten könnten aus dem laufenden Etat des Kreisveterinäramtes allerdings nicht bestritten werden.

Demonstration im Kreishaus

Die Unterstützung der Katzenschützer in der Region haben Kreistag und Kreisverwaltung. Vor der Sitzung des Ausschusses demonstrierten rund 20 von ihnen im Kreishaus und forderten auf Transparenten „Kastrieren und registrieren – Katzenelend beenden!“

Die Mitglieder des Umweltausschusses beauftragten die Kreisverwaltung, bis zur nächsten Sitzung des Gremiums verschiedene Varianten einer Kastrations- und Registrierungspflicht für Katzen auszuarbeiten und den damit jeweils verbundenen Aufwand zu ermitteln.

Auf ausdrücklichen Wunsch des Ausschussmitgliedes Friedrich Wilhelm Kuhlmann soll dabei auch untersucht werden, ob die Einführung einer Katzensteuer sinnvoll und praktikabel sein könnte.

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