Tierfreunde im Rhein-Sieg-KreisTierschutzverein wirft 100 neue Mitglieder raus

Hundewelpen aus dem Tierheim Troisdorf
Copyright: Privat Lizenz
Rhein-Sieg-Kreis – Der Tierschutzverein Rhein-Sieg kommt nicht zur Ruhe. Jetzt wurden mehr als 100 neue Mitglieder kurzerhand aus dem Verein entlassen. Das Geld, das sie bezahlt hatten – insgesamt an die 4000 Euro – bekam jeder einzeln zurücküberwiesen. Tierfreunde im Kreis reagierten entsetzt.
Nikola Nowack engagiert sich seit langem ehrenamtlich im Verein. Sie hilft immer, wenn es ihr Job als Pilotin erlaubt. „Über 100 neue Mitglieder werden jetzt erstmal abgelehnt und dürfen vielleicht nach einer langwierigen Prüfung doch wieder eintreten, vielleicht auch nicht. Das Tierheim Troisdorf ist ein gemeinnütziger Verein, wir brauchen jeden, der bereit ist mitzuhelfen. Was gibt es auch für Gründe, so viele Leute einfach abzulehnen? Darunter sogar teilweise eigene Mitarbeiter?“ Sie beschreibt die Stimmung unter zahlreichen ehrenamtlichen Helfern im Tierheim. Statt sich über neue Mitglieder zu freuen, würden diese mit Argwohn und Misstrauen behandelt. Statt zu sehen, dass jeder Helfer zähle, nehme man sich den Luxus heraus, aus fadenscheinigen Gründen so viele Leute zu verprellen. „Viele von denen werden nicht wiederkommen. Man fragt sich zurzeit, ob das übergeordnete Ziel das Wohl des Tierheims und der Tiere ist oder aber der Erhalt der Machtpositionen gewisser Leute.“
Es hatte ein Misstrauensvotum gegen zwei Vorstandsmitglieder gegeben. Das hatten auch einige Neueingetretene unterschrieben. Jetzt geht es ums Formale: Der amtierende Vorsitzende Ralf Snyders hätte sie nicht einfach aufnehmen dürfen, so das Argument einiger Vorstandsmitglieder. „Diese Vorwürfe wurden mir seitens der anderen Vorstände gemacht, ich konnte aber kein fehlerhaftes Verhalten meinerseits feststellen. Der Vorsitzende hatte bisher immer die Neumitglieder aufgenommen.“
Werner Hermann, er war mehr als zwei Jahre lang Vorsitzender des Tierschutzvereines, bestätigt das: „Als ich Vorsitzender war, wurde jedes Mitglied aufgenommen. Ich habe die Aufnahmeanträge unterzeichnet und dann war alles klar. Da gab es fast nie Probleme, es wurde auch nicht im Vorstand besprochen, wer Mitglied werden darf oder nicht“. Hermann berichtet weiter: „Wer dann einen Mitgliedsausweis bekommen und seinen Beitrag gezahlt hat, der war ordentliches Mitglied im Verein. Ich kann mir diese Rauswürfe nicht erklären. “
Dass das Geld einfach zurücküberwiesen wurde, findet er „nicht in Ordnung. Uns fehlt das jetzt im Etat.“ Hermann ist selbst weiterhin Mitglied und er sieht Erfolge aus seiner Amtszeit, die im vorigen Jahr endete: „Wir haben den Verein aus den roten Zahlen rausgeführt. Wer mit Geld für die Tiere so umgeht, verprellt Interessenten. Das ist schlechte Vorstandarbeit. So wird der Verein an die Wand gefahren.“
Das Misstrauensvotum ist mittlerweile wegen formaler Fehler nicht mehr gültig. Zurzeit ist noch nicht klar, ob es neu gestellt wird. „Es gibt aber eine Strömung im Verein, die mit der Arbeit des Vorstandes nicht zufrieden ist“, so Nicola Nowak. „Wir überlegen, wie es weitergeht.“
Robert Becker, der nach dem Tode seiner Frau sein Haus in Pohlhausen verkauft hatte und sich mit Hund Lucky im Sommer zu einer Europareise aufmachte, hatte im Frühjahr vorigen Jahres dem Tierheim 10 000 Euro gespendet. Auf der Durchreise von Italien kommend machte er Halt in Pohlhausen, um ehemalige Nachbarn zu besuchen. Als er erfuhr, was im Tierschutzverein los war, war er entsetzt und meldete sich bei der Redaktion. „Hier wird das Wohl der Tiere vergessen, es geht nur um Machtgerangel,“ so sein Kommentar.
Vorstandsmitglied Astrid Normann äußert sich zu den Vorwürfen: „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied, das den Tierschutz unterstützen will“, so die Ärztin. „Aber wenn Menschen in den Verein eintreten wollen, um Unruhe zu stiften, dann ist das der falsche Weg. Wer eintritt und im selben Zug ein Misstrauensvotum gegen den Vorstand unterschreibt, der identifiziert sich nicht mit der aktuellen Arbeit von uns Tierschützern.“ Zudem sei Ralf Snyders laut Satzung nicht ermächtigt, allein neue Mitglieder aufzunehmen. „Er hat kein Alleinvertretungsrecht“, so Astrid Normann.
Über Probleme bei der Vereinsführung könne man immer reden. Normann: „Aber wenn rein persönliche Streitigkeiten in völlig haltlose Vorwürfe münden, dann finde ich dies unfair. Zudem ist noch kein Vorwurf konkret gegen mich und meine Vorstandskollegin Marga Bode genannt worden. Gerne setzen wir uns damit auseinander, wenn wir wissen, was kritisiert wird.“