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Wald bei Stallberg und LohmarLanger Blick in die Geschichte

Lesezeit 2 Minuten

Ingmar Gorissen (M.) erklärt seine Pläne.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Vergangenheit möchte Ingmar Gorissen auf einer über 800 Meter langen Sichtachse im Wald zwischen Siegburg und Lohmar sichtbar machen. Von einem vermutlich 3000 Jahre alten Grabhügel aus der Hallstadtzeit soll der Blick bis zum Rothenbacher Hof gehen. Der soll im Jahr 1350 erbaut worden sein. Zusammen mit zwölf Kollegen hat der Landschaftarchitekt den rund 1600 Hektar großen Naturraum von Siegburg-Stallberg bis zum Franzhäuschen und nach Lohmar hin untersucht. Nach sechs Monaten ist eine Idee entstanden, die durchaus sehenswert ist.

Als Jugendlicher streifte Ingmar Gorissen oft in dieser Gegend durch die Wälder, fand Gefallen an dem Zusammenspiel von Wasser und Land. Doch ihn störte, dass der Mensch mit massiven Eingriffen wertvolle Lebensräume gedankenlos zerstörte. Das Moor wurde durch Gräben trockengelegt, viele der alten Teiche entwässert. „In den 60er und 70er Jahren wurden Eichen auf diese Flächen gepflanzt“, erläutert der Umweltexperte. „Damit verschwand völlig der Charakter dieser einzigartigen Landschaft.“ Persönlich habe er sich dafür eingesetzt, dass eine Anpflanzung von jungen Eichen wieder gefällt wurde, damit dort der Lebensraum für gefährdete Pflanzen erhalten bleibt.

Ein Landschaftsarchitekt kennt sich mit Naturräumen aus. Deshalb wurde Ingmar Gorissen als Projektleiter beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, wie diese Landschaft auch für den Bürger besser erlebbar wird. Das Ergebnis der Untersuchungen liegt jetzt dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Land Nordhrein-Westfalen vor.

800 Meter lange Sichtachse

Die erwähnte gut 800 Meter lange Sichtachse soll entstehen, indem auf einer Breite von 100 Metern der Großteil später angepflanzten Bäume gefällt wird. „Nicht alles soll der Säge zum Opfer fallen“, erklärt Ingmar Gorissen. „Alte und mächtige Bäume bleiben als Solitär erhalten. Sie ergänzen das Blickfeld.“

Auf den freien Flächen unter den Bäumen könnten historische Rinder- oder Schweinerassen Nahrung finden. An den trockenen Hängen des Hirzenberges, an dessen Spitze sich auch die historischen Gräber befinden, sieht das Gutachten Weiden und Sandmagerrasen vor. Der Blick geht dann über ein Heidemoor mit seinen typischen Gagelsträuchern zu traditionell bewirtschafteten Fischteichen. Zu entdecken gibt es viel für das Auge.

Am Rothenbach finden sich reaktivierte mittelalterliche Teiche, dann folgt ein Heidemoor, bevor das Auge als Abschluss den Rothenbacher Hof entdeckt. Dort soll ein gastronomisches Zentrum entstehen. „Die Inhaber sind von der Idee begeistert“, sagt Ingmar Gorissen. Allerdings ist das Projekt noch nicht in trockenen Tüchern. Ein erster Schritt ist mit dem Gutachten getan. Jetzt kommt es auf die Genehmigung und Finanzierung an.