Schau in DüsseldorfNRW blickt auf seine 75-jährige Geschichte zurück

Dieses Zündapp-Mokick war 1964 das Willkommensgeschenk für den millionsten Gastarbeiter in Deutschland.
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Düsseldorf – Von der Gründungsurkunde des Landes über den Atombunker der Landesregierung bis hin zu den verdreckten Stiefeln eines Feuerwehrmannes, der bei der Flutkatastrophe im Juli im Einsatz war: Zum 75. Geburtstag von Nordrhein-Westfalen geht eine Jubiläumsausstellung mit rund 300 verblüffenden Objekten der Geschichte des Bundeslandes nach.
Schau auf Tour
Die Jubiläumsschau ist bis 23. Mai 2022 bei freiem Eintritt im Behrensbau am Düsseldorfer Rheinufer zu sehen. Das Gebäude war von 1946 bis 1953 Sitz der ersten Landesregierung und soll 2028 als Haus der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen eröffnet werden. Geplant ist, dass die jetzige Ausstellung später durch alle 53 Landkreise und kreisfreien Städte des Landes touren soll. (kmü)
„Geschichte wird lebendig“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Donnerstag nach der Vorbesichtigung im Düsseldorfer Behrensbau. Die Ausstellung zeigt NRW nicht immer als Erfolgsgeschichte, sondern auch die dunklen Seiten - von der Kohlekrise über die Umweltverschmutzung im Ruhrgebiet bis hin zu Terroranschlägen. Einige Beispiele:
ATOMBUNKER: Eine unauffällige Tür weist in den Nachbau eines Raums, in dem ein ABC-Anzug hängt, ein Bett steht und auch genügend Toilettenpapier vorhanden ist. 1965, mitten im Kalten Krieg, wird in der Eifel ein Atombunker für die Landesregierung gebaut.

Stiefel eines Feuerwehrmannes aus Köln
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200 Experten und der Regierungschef - ohne Ehepartner - hätten in der geheimen Anlage Platz gefunden. Genutzt wurde der Bunker nie und 1994 stillgelegt.
DIESELKATZE: Nicht jeder dürfte wissen, dass es sich dabei um eine Einschienenhängebahn handelte, die unter Tage Personen und Ladung transportierte. Daneben steht der erste Computer der Firma Nixdorf - mit Lochkartensystem als Symbol für den technologischen Wandel in NRW nach der Kohlekrise.
MOTORRAD: Das Zündapp-Mokick war 1964 das Willkommensgeschenk für den millionsten Gastarbeiter in Deutschland. Es handelte sich um einen Portugiesen. Auch das deutsch-türkischen Anwerbeabkommen von 1961 ist zu sehen. „Getippt auf einer Olympia-Schreibmaschine, irgendwie vervielfältigt“ habe es dazu geführt, dass Millionen Menschen nach NRW gekommen seien, sagte Laschet. „Das hat das gesellschaftliche Leben verändert.“ Nicht immer zum Guten.

Dieses Zündapp-Mokick war 1964 das Willkommensgeschenk für den millionsten Gastarbeiter in Deutschland.
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So starben beim Brandanschlag auf das Haus der türkischstämmigen Familie Genc in Solingen 1993 fünf Frauen und Mädchen. In der Ausstellung wird ein Stein des ehemaligen Hauses gezeigt.
KITTEL: Er gehört zum kämpferischen Vermächtnis von 29 Foto-Laborantinnen aus Gelsenkirchen, die Anfang der 80er Jahre für gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen kämpften. Es ging um 1,50 Mark pro Stunde. Vor dem Bundesarbeitsgericht bekamen die „Heinze“-Frauen schließlich Recht.
3 X NIESEN = EIN BRIKETT: Dieser Witz aus dem Ruhrgebiet war 1963 die Schlagzeile der „Bild“-Zeitung. Gemeint war der tonnenweise Ausstoß von Staub und giftigen Abgasen im Ruhrgebiet.
Mit dem klobigen, von dem Chemiker Heinrich Stratmann entwickelten „Stratmann-Koffer“ wird ab den 50er Jahren die Schwefeldioxid-Konzentration in der Luft gemessen - sogar in Schweden und auf dem Eiffelturm in Paris.
KOFFERBOMBE: Die Zeitzünder waren auf 14.30 Uhr gestellt. Dann sollten die Trolleys mit selbstgebastelten Sprengsätzen am 31. Juli 2006 in zwei Regionalbahnen hochgehen.

Eine der Kofferbomben, die 2006 in Köln in zwei Regionalzügen deponiert wurden, ist in der Jubiläumsschau zu sehen.
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Ein Konstruktionsfehler verhinderte die Explosion und damit ein Blutbad. Zwei islamistische Attentäter kamen in Haft. (dpa)