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StadtrundfahrtBlick hinter die Kulissen des kulturellen Lebens in Leverkusen

4 min
  1. Verein „Leverkusen, ein starkes Stück Rheinland“ bietet Blick hinter die Kulissen des Erholungshauses

Leverkusen – Sonst ist er es, der den Kopf in den Nacken legt. Erstaunt ist Roland Tebarth über die Aussicht dann nicht mehr. Was hoch oben über der Bühne des Erholungshauses zu sehen ist, das weiß der stellvertretende technische Leiter natürlich. Anders sieht es da bei seinen Gästen aus, die gerade erst aus dem Bus gestiegen sind und schon auf der Theaterbühne stehen. Sie blicken mit großen Augen nach oben, sehen Seile, Leinwände und unzählige Scheinwerfer. Die erstaunten Ausrufe der Besucher sind Musik in den Ohren von Roland Tebarth. Seine Arbeit begeistert andere. Und damit auch ihn.

Was genau der Veranstaltungstechniker macht, das bleibt für die meisten Besucher des Erholungshauses im Verborgenen. Die 50, die nun vor ihm stehen, die haben das Komplettpaket gebucht. Den Blick hinter die Kulissen und über das kulturelle Leben in Leverkusen. Genau den gibt es beim Verein „Leverkusen, ein starkes Stück Rheinland“, der dieses Aufeinandertreffen arrangierte. Sie erscheinen wie Touristen, die Leverkusener, die sich mit einer Digitalkamera in der Hand umschauen.

300 Scheinwerfer im Bühnenraum

Joachim Prüfer ist einer von ihnen. Als gebürtiger Leverkusener kennt er seine Stadt natürlich – nur diesen Winkel noch nicht. „Man kann es sich mit ein bisschen Fantasie vorstellen, wie es hier auf der Bühne aussieht“, sagt Joachim Prüfer. An den Lippen des Technikexperten hängt er aber doch. Denn Roland Tebarth weiß als Vater eines kleinen Sohnes, wie man unterhält. „Ich möchte Sie mal auf eine Karussellfahrt einladen“, sagt er. Mit einem Knopfdruck dreht sich der Bühnenboden. Langsamer als sonst, denn schließlich wolle er niemanden „umhauen“. „Viele Zuschauer fragen sich immer, wie wir so schnell das Bühnenbild wechseln können. Das hier ist der Trick. Es ist wie mit der Zauberei. Es gibt viele Tricks.“

Auf Illusion und Illumination kommt es an. Für letzteres sorgen 300 Scheinwerfer im Bühnenraum. Der Transformator im Keller des Hauses verbraucht bei maximaler Auslastung so viel Strom wie 200 Einfamilienhäuser. „Wenn wir alle Lampen anschalten, dann wird das Licht in der näheren Umgebung deutlich schwächer“, erzählt Roland Tebarth und freut sich über ein weiteres langes „Oh!“ Statt aller 300 sind pro Abend lediglich 60 bis 150 Scheinwerfer im Einsatz. Einen weiteren Knopf gibt es noch, der auf jeden Fall vom Team der Bühnentechnik zu drücken ist. Das schönste Bühnenbild nützt nichts, wenn der „eiserne Vorhang“ noch hängt. „Es hat in der Vergangenheit verheerende Theaterbrände gegeben“, erzählt Roland Tebarth. „Hier können die Zuschauer in Ruhe flüchten, während es auf der Bühne sehr heiß wird.“ Für Abkühlung sorgt in diesem Fall die Sprinkleranlage. 2500 Liter Wasser pro Minute spritzen aus den Düsen. Seinen Zuhörern den großen Wassertank zu zeigen, dafür bleibt keine Zeit.

Reiner Ohle, Bayer-Kulturreferent, möchte sie noch zum „Gral“ führen, dem Künstlerzimmer. Wie in einer Ruhmeshalle hängen Fotografien vieler bekannter Schauspieler, Musiker und Tänzer an der Wand. Ulrike Malliouris schaut ganz genau hin, wen sie denn so erkennt. Während andere aus dem Staunen nicht mehr raus kommen, bleibt sie gelassen. „Ich bin hier schon mal gewesen“, sagt die Leverkusenerin und erzählt von einer Nachbarin, die sie als Mitglied einer Theatergruppe mal mit hinter die Bühne genommen hat. Lange ist es her. Zeit, um zu schauen, ob sich was geändert hat. Gerne würde sie noch an mehr Stadtführungen teilnehmen. „Hier wird ja viel geboten“, sagt Ulrike Malliouris. Das ist das Stichwort für Karlheinz Beeres. Er ist der Projektleiter der Stadtrundfahrten. Während der Hauptakteur Günter Jagenburg immer wieder nervös auf die Uhr schaut, wann seine Tour denn weitergeht, hat Karlheinz Beeres Zeit, um Flyer zu verteilen. „Es gibt immer was Neues zu entdecken. Das sagen uns auch die Leute, die an unseren Stadtrundfahrten teilnehmen“, sagt Karlheinz Beeres. „Wir zeigen, wie schön die Stadt ist.“ Wie bei jeder Stadtrundfahrt, sei es als Einheimischer in der Heimat oder als Tourist im Südseeurlaub: Viel Zeit zum Verweilen bleibt nicht. Auch hier nicht. Günter Jagenburg sitzt schon im Bus. Michael Wilde, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins, schaut sich jeden, der die Stufen des Busses erklimmt, ganz genau an. „Schwarzfahren ist hier nicht“, sagt er.

Die nächste Stadtrundfahrt findet am Samstag, 7. Mai, unter dem Titel „Kultur in Leverkusen – Bühnenführung Forum“ statt. Start ist um 13.30 Uhr am Opladener Busbahnhof oder um 13.45 Uhr am Busbahnhof Leverkusen-Mitte. Karten zum Preis von 15 Euro gibt es in den Kundencentern der Wupsi.