Tagelange Sperrungen am Bonner HbfVom Pendler-Horror eines Betroffenen

Zum dritten Male in vier Tagen wegen Bombendrohungen und herrenloser Gepäckstücke gesperrt: der Bonner Hauptbahnhof.
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- Der Hauptbahnhof Bonn war drei Mal in vier Tagen gesperrt. Für die Fahrgäste eine Qual.
- Unser Autor hat seine Odyssee in einem Protokoll festgehalten.
Bonn – Wegen herrenloser Koffer mit Elektrogeräten und einem Farbeimer ist der Bonner Hauptbahnhof am Mittwoch zum dritten Mal innerhalb weniger Tage gesperrt worden. Wieder musste der linksrheinische Zugverkehr unterbrochen werden. Diesmal waren auch Straßenbahnen betroffen. Schon am Sonntag und am Dienstag suchten Sprengstoffspürhunde und Entschärfer nach Drohanrufen stundenlang den Bahnhof ab. Eine Bombe. fanden sie wieder nicht. Die Bahn sperrte Strecken und leitete Züge um, einige mussten stehen bleiben. Die Bahn sprach von Verspätungen „von zirka 20 bis 30 Minuten“. Reisende wissen es besser: Ein Protokoll.
Das Protokoll einer Irrfahrt
Dienstag, 19.35 Uhr, der Regionalexpress 5 fährt mit drei Minuten Verspätung vom Kölner Hauptbahnhof in Richtung Koblenz ab. In Brühl endet die Fahrt abrupt: „Bombendrohung in Bonn, unsere Fahrt endet hier. Bitte steigen Sie aus.“ Aber es gebe Ersatzbusse. Doch vor dem Bahnhof in Brühl steht nur ein Ersatzbusschild – kein Bus. Es ist eiskalt. Einige nehmen Taxis, andere ziehen mit Rollkoffern durch die Stadt zur Stadtbahn – für den Fall, dass sie bis zum Bonner Hauptbahnhof fahren darf.

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Ein Bus kommt, aber es ist der Linienbus nach Wesseling. Nach Bonn und weiter Richtung Süden? Der Fahrer winkt ab.
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Wer kann, lässt sich abholen. Auch eine junge Frau aus Bonn. Ich darf mitfahren bis zum Stadthaus. Von dort fährt die Straßenbahn bis zum Hauptbahnhof, aber der ist weiter gesperrt. „Das kann noch Stunden dauern“, schätzt ein Beamter und macht keine Hoffnung, dass hier sobald Züge in Richtung Koblenz fahren. Ich muss nach Ahrweiler. Ein Busfahrer empfiehlt die U-Bahn. Die fährt tatsächlich. Aber die sechs Mitarbeiter der Stadtwerke wissen nicht, ob es in Bad Godesberg Anschluss an die Bahn gibt.
Dazu kommt dann die Dauerbaustelle
Die Dauerbaustelle am Bahnhof dort wird zur nächsten Hürde. Baken versperren den Treppenaufgang. Einige klettern über Absperrungen, ich folge Ortskundigen im Riesenbogen durch Anlagen zum Hauptgebäude – und sehe mit anderen, die wie ich nach Remagen wollen, eine Regionalbahn auf Gleis 3 abfahren. Angezeigt ist sie auf Gleis 1. Durchsage? Fehlanzeige. Laut Handy-App fahren alle Züge.
Angekündigter Zug entpuppt sich als Geisterzug
Drei junge Frauen vertrauen auf einen Regionalexpress, der für 22.03 Uhr angekündigt ist. Aber es ist ein Geisterzug. Mit fünf Minuten Verspätung fährt er in der App von Station zu Station, aber nur virtuell. Eine weitere Regionalbahn aus Remagen trifft in Godesberg ein. Doch der Fahrer lässt niemanden rein. Erst um 22.10 Uhr ruft er: „Nach Bingen, einsteigen.“ Um 22.37 Uhr bin ich in Remagen, 135 Minuten später als nach Fahrplan. Dort steige ich ins Auto und bin um 22.57 Uhr zu Hause: Endlich.