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VerbraucherzentraleEinige stehen beim Rundfunkbeitrag vor hohen Nachzahlungen

Lesezeit 4 Minuten
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Leverkusen – 6767 Ratsuchende haben sich im Jahr 2015 an die Verbraucherzentrale Leverkusen gewandt. Das sind etwas weniger als im Vorjahr, berichtet Leiterin Sylvia Zimmermann bei der Vorstellung des Jahresberichtes.

„Das liegt daran, dass wir 2014 zwei große Urteile zu Bearbeitungsgebühren von Krediten hatten, daraufhin gab es eine Anfragewelle.“ Insgesamt seien aber sowohl die Nachfrage wie auch die wichtigsten Themen konstant geblieben. Am häufigsten beschäftigten sich die Berater 2015 mit Fragen rund um Telefon- und Internetverträge (24 Prozent), gefolgt von Finanzfragen wie Zahlungsproblemen, Versicherungen und Altersvorsorge (22 Prozent). Verbraucher hatten ebenfalls viele Fragen zu Dienstleistern wie Handwerkern oder dem Mietrecht (19 Prozent) zu Konsumgütern (elf Prozent) und zur Energie (sechs Prozent).

Dauerbrenner unter den Einzelthemen sind Klickfallen beim Onlineshopping und Abofallen in Apps oder Telefonverträgen. Regelmäßig besuchen Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Schulklassen, um die Schüler schon früh für diese Probleme zu sensibilisieren. Einige Themen waren im Jahr 2015 besonders interessant, ein Überblick:

Reiserecht

„Für Reisen gibt es eine ganz klare Rechtsprechung, man müsste also meinen, das es hier keine großen Probleme geben kann“, sagt Verbraucherberater Christian Fuchs. „Ist aber nicht so.“ Das Hauptproblem: Reiseunternehmen, vor allem Fluglinien, reagieren einfach nicht auf Schreiben der Kunden. „Viele Kunden kennen sich wirklich gut aus und machen eigentlich alles richtig um ihre Ansprüche geltend zu machen, die Unternehmen ignorieren sie aber einfach.“ So hatte Fuchs etwa den Fall eines Leverkusener Ehepaares, das mit zwei Tagen Verspätung von einer Floridareise heimkehrte. 1200 Euro Entschädigung standen ihnen dafür zu – doch erst nachdem sowohl das Ehepaar wie auch Fuchs mehrere Briefe geschrieben hatte, überwies die Fluggesellschaft. Ähnlich läuft es oft bei Mängeln am Urlaubsort. Fuchs’ Tipp: „Mängel immer vor Ort reklamieren und sich ein Protokoll darüber aushändigen lassen, sonst gibt es hinterher keine rechtliche Handhabe.“ Und dann: Hartnäckig bleiben. „Viele Unternehmen setzten einfach darauf, dass der Kunde es irgendwann leid ist, um sein Recht zu kämpfen.“

Inkassounternehmen

Laut einer bundesweiten Studie ist mehr als jede zweite Inkassoforderung unberechtigt oder überzogen. Die Verbraucherzentrale NRW hat hier 2015 eine große Offensive gestartet und ihre einzelnen Beratungsstellen gebeten, so viele Rechnungen wie möglich weiterzuleiten, um Inkassobüros flächendeckende Abzocke nachzuweisen.

Daraus sind rund 30 Verfahren entstanden, in denen Inkassounternehmen abgemahnt werden sollten, viele davon laufen noch. In einigen Fällen wurden aber bereits schon Unterlassungserklärungen unterschrieben, die die Unternehmen verpflichten, künftig auf diese Praxis zu verzichten. „Solche Aktionen sind besonders wichtig, weil sie helfen können, unseriöse Geschäftspraktiken dauerhaft zu unterbinden“, sagt Zimmermann. „Davon profitieren dann alle Menschen, nicht nur die, die sich an die Verbraucherzentrale wenden.“

Rundfunkbeitrag

Die Umstellung der Rundfunkgebühr auf eine Haushaltsabgabe im Jahr 2013 beschäftigt die Verbraucherzentralen immer noch. „Einige Bürger haben die Forderungen einfach immer weiter ignoriert und stehen nun vor hohen Nachzahlungen oder sogar Vollstreckungen“, berichtet Zimmermann.

Das Problem sei, dass diese Menschen das System der Rundfunkbeiträge nicht verstehen, oft gibt es dabei auch sprachliche Verständigungsprobleme. Zimmermann bekommt dann immer zu hören: „Aber ich habe keinen Vertrag mit denen unterschrieben“. Dass dies eine verpflichtende Abgabe ist, sei für viele schwer zu verstehen.

Flüchtlinge

Stark ausgebaut hat die Verbraucherzentrale den Bereich der Flüchtlingshilfe. Zum einen werden Seminare für Mitarbeiter und Ehrenamtler in der Flüchtlingsarbeit angeboten, wo über die wichtigsten Themen aufgeklärt wird.

In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter besuchen auch Deutschkurse die Verbraucherzentrale und bekommen einen Einblick in die Arbeit. Zum anderen konnte Christian Fuchs feststellen, dass Flüchtlinge bei Vertragsabschlüssen häufig abgezockt werden. „Das scheint nach dem Motto zu gehen: Super der spricht kein Deutsch, dem kann ich alles verkaufen.“

Es seien schon Menschen mit drei bis vier Telefonverträgen bei ihm gewesen, die dafür 200 Euro im Monat zahlen sollten. „Das neueste Smartphone und Tablet gab es natürlich gratis dazu.“ Meist merken die Betroffenen die horrenden Kosten erst mit der ersten Abrechnung, für die gesetzliche Widerrufsfrist von 14 Tagen sei es dann zu spät. „Wenn wir jemanden raus kriegen, ist das meist aus Kulanz. Vertrag ist Vertrag, auch wenn man nichts versteht“, warnt Fuchs.

Rat von Experten

Ihr Beratungszentrum hat die Verbraucherzentrale Leverkusen in der Dönhoffstraße 27 in Wiesdorf. Für Beratungen müssen vorher Termine vereinbart werden.

Tel: 0214/31491201

leverkusen@verbraucherzentrale.nrw

Eine Übersicht über viele Tipps zu Verbraucherthemen gibt es im Internet, hier wird auch über aktuelle Betrugsmaschen informiert.

www.verbraucherzentrale.nrw

Wichtige Fragen für Flüchtlingshelfer hat die Verbraucherzentrale auf einer eigenen Seite zusammengestellt.

www.verbraucherzentrale.nrw/fluechtlingshilfe