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Besondere Schlossgärten in Europa

Lesezeit 3 Minuten

Salzburg/Siena – Sie dienten der Machtrepräsentation und waren zugleich Orte der inszenierten Lebenslust. Viele Schlossgärten sind bestimmt von barockem Schick, man denke an Versailles, Sanssouci oder Herrenhausen.

Doch oft gibt es noch viel mehr zu entdecken, wie unsere Reise zu besonderen, teils weniger bekannten Parks zeigt.

Hellbrunn: Wo Neptun die Zunge herausstreckt

„Funpark würde man das heutzutage nennen”, sagt ein Mitarbeiter des Schlossparks Hellbrunn in Salzburg. Doch die kecken Wasserspiele hat ein Kirchenfürst bereits im 17. Jahrhundert in Auftrag gegeben.

Frech streckt der Meeresgott Neptun in der Regengrotte jedem, der vorbeikommt, die Zunge heraus. Schon geht ein künstlicher Platzregen auf die Besucher nieder. Ein hydraulischer Wasserautomat macht diesen Spaß möglich. „Die 400 Jahre alten Wasserspiele sind tatsächlich noch Originale”, sagt die langjährige Schlossverwalterin Ingrid Sonvilla.

ist ein Gesamtkunstwerk nach italienischem Vorbild.

Kylemore Abbey: Reise ins Viktorianische Zeitalter

Wie in einem Märchen thront Kylemore Abbey mit seinen Türmchen in der rauen Landschaft von Connemara im Westen Irlands. Benediktinerinnen übernahmen das Schloss 1922, wandelten es in ein Kloster um und restaurierten den historischen Victorian Walled Garden.

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Château de Miromesnil: Verrückt im Küchengarten

in der Normandie. Die Schlosseigentümerin Nathalie Romatet pflegt die Tradition des „Potager”, des Küchengartens.

Ihren Küchengarten nennt Romatet „eine organisierte Verrücktheit”. Ganz französisch sind die Beete zwar geometrisch angeordnet, doch die überbordende Blumenpracht in den gemischten Rabatten aus regionalen Gemüse, Beeren und Kräutern verleiht ihm einen englischen Touch.

Die Potager erfahren vielerorts wieder mehr Aufmerksamkeit: Immer mehr Schlösser in Europa kümmern sich in den letzten Jahren intensiv um ihre traditionellen Küchengärten.

Schlosspark Altenstein: Teppichartige Schmuckbeete

Das „Große Teppichbeet” im Schlosspark Altenstein in Thüringen ist ein Hingucker. Auf 130 Quadratmetern wachsen mehr als 6000 Pflanzen. Diese teppichartigen Schmuckbeete kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode. „Zwischen 1890 und 1914 wurde jedes Jahr ein neues Motiv entworfen”, sagt der Parkverwalter Toni Kepper. „Nach diesen Vorlagen bepflanzen wir jährlich neu.”

Zedern, Goldeschen, Blutbuchen, eine Kaukasische Flügelnuss und ein Mammutbaum: Majestätische Bäume bestücken den Schlosspark. Bei seiner Gestaltung hatten die Gartenkünstler Fürst Hermann von Pückler-Muskau und Peter Joseph Lenné ihre Hände mit im Spiel.

von Schloss Altenstein südlich von Eisenach gilt mit 160 Hektar als größter in Thüringen. Das Bundesland steckt aufgrund seiner einstigen Kleinstaaterei voller Schlösser mit Gärten. Viele dieser gärtnerischen Kleinodien sind wieder in Stand gesetzt.

Vicobello: Ein Ort des Vergnügens

in der Toskana ihren italienischen Garten. Auf verschiedenen Terrassen blühen je nach Jahreszeit Kamelien und Glyzinien, Azaleen und Oleander. Im Limonengarten duften 250 Jahre alte Orangen- und Zitronengewächse. Von vielen Stellen ergibt sich ein weiter Blick auf die Stadt Siena und die Landschaft der Toskana.

„Die Villa wurde als Ort des Vergnügens gebaut”, sagt Hausherr Agostino Anselmi Zondadari. „Schon meine Urgroßmutter genoss in unserem Garten den malerischen Sonnenuntergang.” Und auch den Gast von heute überkommt ein lustwandelndes Lebensgefühl.

Wichtig zu wissen: Die Gärten sind nicht alle ganzjährig geöffnet. Einige kosten Eintritt. Im Frühjahr und Sommer blüht besonders viel. Es ist ratsam, sich vor dem Besuch immer nach den aktuellen Öffnungszeiten zu erkundigen.

© dpa-infocom, dpa:220425-99-36990/5 (dpa/tmn)