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Lutz EichholzExtremsportler bezwingt Fünftausender mit Einrad

Lesezeit 4 Minuten

Extremer Sport: Lutz Eichholz bei der Abfahrt des Berges Damavand im Iran.

Etliche Rekorde hat Extrem-Einradfahrer Lutz Eichholz schon aufgestellt. Zuletzt hat er im Iran den 5671 Meter hohen Damavand bezwungen. Auf seiner Homepage und auf Youtube hat Eichholz davon nun ein Video veröffentlicht. Im Gespräch erzählt der Sportler von der größten Herausforderung des Projekts und verrät, wie ihn das Erlebnis geprägt hat.

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Lutz Eichholz

Lutz Eichholz, Jahrgang 1986, ist viermaliger Weltmeister im Extrem-Einradfahren und hat schon etliche weitere Titel und Rekorde geholt. Seine sportliche Laufbahn begann der gebürtige Duisburger 1996 im Vereinssport. Inzwischen konzentriert er sich auf Outdoor-Projekte rund um die ganze Welt. In Vorträgen und bei Fernseh-Auftritten berichtet er von seinen Erfahrungen. 2014 hat Eichholz, der in Kaiserslautern wohnt, sein Studium der Raum- und Umweltplanung als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Mehr Informationen: www.lutzeichholz.de.

Warum wollten Sie ausgerechnet den Damavand hinunterfahren?

Eichholz: Er hat mich landschaftlich total gereizt. Der Berg ragt aus einer Ebene heraus, ganz anders zum Beispiel als der Mount Everest, einer von vielen Gipfeln im Himalaya-Gebirge. Vom Damavand aus kann man richtig weit blicken. Ich wollte auch gern mal in den Iran reisen, weil das ja eher ein unkonventionelles Reiseland ist. Aber es gab auch einen praktischen Grund: Es gibt nicht viele Berge in dieser Größenordnung, die nicht ständig vergletschert sind. Der Damavand ist da von Europa aus der nächste.

Eis war also kein Hindernis. Was war stattdessen die größte Schwierigkeit bei dem Projekt?

Die Höhe. So weit oben ist viel weniger Sauerstoff vorhanden als am Boden. Selbst normal laufen musste ich ganz langsam, weil das Atmen so schwer fällt. Vier Tage habe ich für den Aufstieg gebraucht. Ich dachte ,Jetzt noch Sport machen? Das schaffe ich nicht'. Unterwegs sind auch noch zwei meiner vier Begleiter ausgefallen. Der Kameramann hat sich auf 3500 Metern Höhe den Fuß gebrochen, so dass wir ihn erst mal wieder runtertragen mussten. Ein Kumpel ist später am Gipfel umgekippt wegen der dünnen Luft. Er war zwei Minuten oben und musste sofort wieder runter. Zum Glück hat er es aus eigener Kraft geschafft. Ich konnte den Ausblick immerhin insgesamt drei, vier Stunden genießen.

Geschafft: Eichholz hat mit der Einrad-Abfahrt des Damavand einen neuen Weltrekord aufgestellt.

Wie lange haben Sie anschließend gebraucht, um mit dem Einrad unten anzukommen?

Zwei Tage. Ich hätte das auch in vier, fünf Stunden machen können. Aber wir wollten das Projekt ja dokumentieren. Für perfekte Fotos und Videos bin ich manche Abschnitte deswegen dreimal gefahren.

Vier Tage hoch, zwei Tage runter. Wie viel Vorbereitung war dafür nötig?

Viel. Im Sommer trainiere ich oft in den Alpen. In Malaysia bin ich 2013 den Mount Kinabalu, einen Viertausender, runtergefahren. Da habe ich zum ersten Mal ausprobiert, wie es ist, in dünner Luft zu fahren. Und sonst halte ich mich mit Konditionstraining fit und gehe slacklinen und klettern.

Im Rückblick betrachtet: Welche Erfahrung nehmen Sie aus dem Erlebnis mit?

Dass man immer noch Kräftereserven mobilisieren kann, wenn man denkt, es geht nicht mehr. Kurz vorm Gipfel konnte ich nicht mehr laufen. Alle paar Meter musste ich Pause machen. Aber mit Willenskraft habe ich es dann doch geschafft. Das hat mir gezeigt, dass Dinge, die eigentlich unmöglich scheinen, doch gehen. Zwei Tage nach meiner Rückkehr musste ich an der Uni meine Diplomarbeit verteidigen. Davor habe ich dann weniger Angst gehabt. Denn ich hatte vorher etwas viel Schwierigeres gemeistert.

Einen Berg mit einem Einrad bezwingen – das ist wirklich etwas Besonderes. Wie wird man Extremsportler?

Gar nicht bewusst. In meiner Familie können alle außer meiner Mutter Einrad fahren. Meine Schwester war früher in einem Einradverein und hat mich dann mal mitgenommen. Da war ich neun Jahre alt. Irgendwann habe ich ein Video von dem Kanadier Kris Holm gesehen, der auch extrem Einrad fährt und viel Parcours macht. Das hat mich beeindruckt und inspiriert. Und irgendwie hat sich das dann so entwickelt, dass ich mit den Jahren immer schwierigere Sachen ausprobiert habe, angefangen bei den Halden im Ruhrgebiet, wo ich vor zehn Jahren gewohnt habe.

Welches Projekt planen Sie als nächstes?

Im Sommer will ich nach Island reisen und dort Vulkane runterfahren. Die sind zum Teil steiler und deshalb eine neue technische Herausforderung. Im Herbst möchte ich gern nach Südamerika und da einen Berg in der Größenordnung des Damavand bezwingen. Und sobald der Schnee weg ist, geht es wieder zum Trainieren in die Alpen.