Benno Schmitz hatte sich für sein erstes Profitor Zeit gelassen. Es gelang ihm im 100. Pflichtspiel für den 1. FC Köln – und dazu noch im Hinrunden-Derby gegen Bayer 04 Leverkusen.
FC-Verteidiger Benno SchmitzHeld für einen Moment im Hinrunden-Derby

Nicht zu fassen: FC-Verteidiger Benno Schmitz (r.) trifft – und dann auch noch per Traumtor.
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Der 9. November 2022 ist als besonderer Tag in die Karriere des Benno Schmitz eingegangen. 100 Pflichtspiele in Diensten des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln waren erforderlich, damit das lange Warten ein Ende hatte und dem Rechtsverteidiger sein erstes und bislang auch einziges Tor auf Profi-Ebene gelang. Schmitz’ Treffer zur 1:0-Pausenführung im Derby gegen Bayer 04 Leverkusen ist nicht nur der Seltenheit wegen in Erinnerung geblieben. Es war auch ein außergewöhnlich schönes Tor. Nachdem Sargis Adamyan von der linken Seite geflankt hatte, nahm Schmitz den Ball an der Strafraumgrenze mit der Brust an und jagte ihn mit einem perfekten Volleyschuss ins entfernte Toreck.
Für einen Moment war Benno Schmitz ein Held. Müngersdorf lag ihm staunend zu Füßen. Am Ende herrschte dennoch Ernüchterung bei den Kölnern. Trotz einer dominanten Vorstellung verlor Steffen Baumgarts Mannschaft gegen eine im Spätherbst 2022 tief in der Krise steckende Werkself mit 1:2. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und hätten das Spiel gewinnen müssen“, blickte Schmitz nach der Trainingseinheit am Dienstag zurück. Für ihn persönlich sei das Tor „natürlich schön“ gewesen. Und dennoch: „Am Freitag würde ich lieber keins schießen, wenn wir dafür gewinnen“, beschrieb der Defensivmann seine Prioritäten für das Rückrundenduell in der BayArena (20.30 Uhr, DAZN).
Das wird ein anderes Spiel als in der Hinrunde.
Inzwischen haben sich die Vorzeichen gedreht. Hatte Bayer 04 in Müngersdorf noch mit einem uninspirierten Auftritt für Irritationen gesorgt, ist Xabi Alonsos Team seit dem Einzug ins Achtelfinale der Europa League Ende Februar nicht mehr zu bezwingen. 13 Spiele sind die Leverkusener wettbewerbsübergreifend nun schon ungeschlagen. Aus dem ehemaligen Abstiegskandidaten, der sich früh aus dem Pokal und der Champions League verabschiedet hatte, ist eine Mannschaft mit neuer Siegermentalität geworden.
Bayer sei „gut drauf“, sagt Benno Schmitz über den Rivalen und prognostiziert mit Blick Richtung Freitag: „Das wird ein anderes Spiel als in der Hinrunde.“ Trotzdem wollen sich die Kölner beim wiedererstarkten Tabellensechsten „nicht verstecken. Wir wollen unser Spiel durchziehen. Wir werden alles raushauen, damit wir das Spiel ziehen.“ Beim jüngsten Gastspiel in Leverkusen gelang dies auf hervorragende Weise. Auf dem Weg zurück nach Europa siegte der FC im März 2022 dank Joker Kingsley Schindler mit 1:0.
Streit um Austragungstermin
Für zusätzliche Brisanz sorgt nun der Streit um den Austragungstermin. Um sich zwei Tage länger auf das Halbfinal-Hinspiel in der Europa League am 11. Mai bei der AS Rom vorbereiten zu können, hatte Bayer 04 beantragt, das Derby kurzfristig von Sonntag auf Freitag vorzuziehen – und den 1. FC Köln erst informiert, nachdem die Genehmigung durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) vorlag. Benno Schmitz versuchte am Dienstag, die Wogen ein wenig zu glätten: „Für uns als Mannschaft macht es keinen Unterschied, ob wir Freitag oder Sonntag spielen. Der Freitag ist auch völlig okay.“
Dennoch sei der neue Termin „für uns auch ein bisschen überraschend“ gekommen. „Wir haben in dieser Saison ja auch schon die Erfahrung machen müssen, Freitag und Sonntag zu spielen.“
Immerhin bietet der neue Termin den Geißböcken die Chance, eine schwarze Serie zu beenden. Die jüngsten sechs Freitagsspiele gingen allesamt verloren. „Es wäre mal wieder an der Zeit, an einem Freitag zu gewinnen, um am Wochenende entspannt Fußball gucken zu können“, meint Benno Schmitz.
Dafür sollten Aufwand und Ertrag im Gegensatz zum jüngsten 0:1 gegen den SC Freiburg wieder in einem ausgewogeneren Verhältnis zueinander stehen. „Wir hatten beim Stand von 0:0 gute Möglichkeiten. Vielleicht gewinnen wir das Spiel, wenn wir 1:0 in Führung gehen. Wir müssen den Punch entwickeln“, fasste Schmitz die starke Leistung des FC zusammen, aus der er nicht nur wegen seiner Mitschuld am Gegentreffer abgefallen war.
Mit 35 Punkten auf der Habenseite und sieben Zählern Vorsprung auf den Relegationsrang stehen die Kölner vier Spieltage vor Schluss dennoch stabil da. „Wir wollen unsere Punkte sammeln, damit wir auch rechnerisch durch sind. 40 Punkte sind als Ziel ausgegeben. Darauf arbeiten wir hin“, formulierte Benno Schmitz, bei dem noch unklar ist, ob sein Partner hinten rechts auch in der kommenden Saison Kingsley Schindler heißt. Der auslaufende Vertrag des 29-Jährigen ist bislang nicht verlängert worden. Schindler habe „eine gute Entwicklung gemacht mit dem Sprung in die Nationalmannschaft“, lobt Schmitz den frischgebackenen ghanaischen Auswahlspieler. „Er ist auf einem guten Weg.“