Der amtierende Vorstand des 1. FC Köln tritt im Herbst ab, ein neues Trio um Vizepräsident Carsten Wettich hat sich in Stellung gebracht.
1. FC KölnEine Zäsur kündigt sich an

FC-Präsident Werner Wolf.
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Der 1. FC Köln steht vor seiner nächsten Zäsur, womöglich sogar vor einer Zeitenwende. Das 1:1 im Zweitliga-Punktspiel bei Greuther Fürth war gerade eine Nacht alt und hatte bereits reichlich Fragen aufgeworfen, als der Vorstand am Samstag einen Newsletter verschickte und seinen Mitgliedern mitteilte, dass er im Herbst abtreten werde. „Nach intensiven Überlegungen sind wir zu dem Schluss gekommen, als Vorstandsteam nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren“, erklärten sich Präsident Werner Wolf und die Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich.
Jedem einzelnen Vorstand stünde es aber offen, in einer anderen Konstellation erneut für das Amt des Vorstands zu kandidieren. Eine Note des Newsletters, der die nächste Nachricht des Tages ankündigte und verriet, warum der Vorstand den Weg an die Öffentlichkeit gewählt hatte, obwohl dies erst für einen Zeitpunkt nach der Zweitliga-Spielzeit 2024/25 geplant war, um die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber vor weiterer Unruhe im Aufstiegskampf zu bewahren.
Carsten Wettich hatte allerdings seinen eigenen, mit den beiden Vorstandskollegen immer klar besprochenen Weg eingeschlagen, ein neues Trio zusammengestellt und es schon am 4. April der Findungskommission des Mitgliederrates vorgestellt. Das Gremium schlägt für die anstehenden Vorstandswahlen auf der nächsten Mitgliederversammlung im Herbst ein Dreierteam vor, das zuvor in einem umfangreichen Verfahren ausgewählt wird.
Wettich bewirbt sich als Vizepräsident mit der Ex-FC-Spielerin und Frauenrechtlerin Tugba Tekkal sowie mit Wilke Stroman. Der wirtschaftlich unabhängige, 45-jährige Unternehmer soll das Wettich-Team als neuer Präsident anführen und damit Werner Wolf nachfolgen.
Warum kandiert der Vorstand nicht für eine dritte Amtszeit?
Der am 24. September 2024 gewählte neue zwölfköpfige Mitgliederrat hat dem Vorstand nach seiner konstituierenden Sitzung zügig mitgeteilt, dass er nicht plane, Wolf, Wettich und Sauren als Team erneut vorzuschlagen. Das Gremium hätte mit einer solchen Entscheidung auch sein Gesicht verloren, nachdem es zuvor den Vorstand nicht entlastet und ihm Verfehlungen bezüglich der Transfersperre und des Bundesliga-Abstiegs vorgeworfen hatte.
Wie läuft das Auswahlverfahren des Mitgliederrats?
Der Mitgliederrat befindet sich inmitten seines Auswahlprozesses, den er auch für Einzelbewerber geöffnet hat. Es soll Gespräche mit Kandidatinnen gegeben haben, im Gespräch war etwa IHK-Präsidentin Nicole Grünewald. Ein weiteres vollständiges Team hat sich noch nicht vorgestellt. Mit dem aktuellen Vorstand gab es die Übereinkunft, sich erst nach Saisonende zu äußern. Der Mitgliederrat muss seinen Vorschlag bis zum 15. August bei der Wahlkommission einreichen.
Warum und mit wem will Carsten Wettich kandidieren?
Grund für die Aufstellung eines neuen Teams ist zum einen die Entscheidung des Mitgliederrates, den aktuellen Vorstand nicht mehr zu nominieren. Wettich, der nach dem Rücktritt von Jürgen Sieger aus dem Mitgliederrat in den Vorstand aufgerückt war, hatte mit der Nicht-Entlastung im September 2024 schwer zu kämpfen und länger sogar über einen Rücktritt nachgedacht. Gut möglich, dass der 45-jährige Jurist aus dieser Phase heraus die Idee entwickelt hat, den FC auf Basis der bisherigen Vorstandsarbeit weiterzuentwickeln und ihm mit einem jungen, dynamischen Team neuen Schwung zu verleihen.
Mit dem gleichaltrigen Wilke Stroman ist Wettich schon länger befreundet, die beiden haben sich über den FC und geschäftliche Beziehungen kennengelernt. Der in Emden geborene Stroman gründete im Jahr 2000 Sparhandy als Einmannunternehmen, mit dem er 2003 nach Köln übersiedelte, wo er BWL studierte, nach zwei Semestern aber abbrach, um sich voll und ganz dem Unternehmen zu widmen. Der zweifache Familienvater veräußerte Sparhandy mit einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde Euro und einigen hundert Mitarbeitern im Jahr 2019 an die Schweizer Mobilzone Holding AG und übernahm den Posten des Deutschland-Chefs. Stroman ist in Köln bestens vernetzt, steht für klare Entscheidungen und ist glühender FC-Fan.

Tugba Tekkal
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Tugba Tekkal (40) hat zwischen 2009 und 2017 141 Spiele (14 Tore) für den 1. FC Köln bestritten. Sie ist in Hannover geboren, stammt aus einer kurdischen-jesidischen Familie, die 1970 nach Deutschland kam. Tekkal hat zehn Geschwister und gründete mit drei ihrer Schwestern 2025 die humanitäre Hilfe „Hawar help“, aus der verschiedene Projekte entstanden, darunter „Scoring girls“ und „School Talks“. Tekkal erhielt 2022 den NRW-Verdienstorden und 2024 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Sie wäre die erste Frau in einem Vorstand des 1. FC Köln.
Was machen Werner Wolf und Eckhard Sauren?
Wolf hat sich noch entschieden, ob er wie Wettich ein eigenes Team aufstellt und womöglich wie sein bisheriger Vize eine Kampfabstimmung in Kauf nehmen würde. Der Präsident wird im nächsten Jahr 70 Jahre alt. Die Tendenz könnte eher in Richtung Abschied gehen. Sauren hat wohl noch kein eigenes Team gefunden. Der Fondsmanager und Präsident des Kölner Renn-Vereins hatte Interesse bekundet, als Vorstand weiterzumachen. Unter der bisherigen Konstellation ist dies seit Samstag nun endgültig nicht mehr möglich.