Joel Schmied hat mit dem 1:0-Heimsieg gegen die SV Elversberg ein gelungenes Debüt in der Innenverteidigung des 1. FC Köln gefeiert - und zeigte sich ein paar Tage später immer noch emotionalisiert.
„Mein Vater musste weinen“Joel Schmied spricht über sein emotionales Debüt für den 1. FC Köln

Ohne Gegentor beim Debüt: FC-Innenverteidiger Joel Schmied.
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Joel Schmied hat sich mit dem Wechsel vom FC Sion zum 1. FC Köln seinen Lebenstraum erfüllt, im deutschen Profifußball zu landen. Das sagt der Schweizer nicht nur so dahin, er drückt es mit jeder Pore aus – im Spiel, auf dem Trainingsplatz und in seiner ersten Mixed Zone am Geißbockheim. Der 26-jährige Winter-Neuzugang des FC sprach am Mittwoch über...
...sein erstes Erlebnis im Rheinenergiestadion beim 1:0 gegen Elversberg: Es war ein unglaubliches Gefühl. Ich komme aus der kleinen Schweiz. Dort fasst das größte Fußballstadion 30.000 Zuschauer und ist selten ausverkauft. Jetzt vor 50.000 zu spielen, die abgehen, war ein großer Unterschied zur Schweiz, wo es zurückhaltender ist. Hier bekommt man nach einer gelungenen Aktion fast einen Tinnitus. So etwas pusht, vor allem, wenn die Beine schwerer werden. Diese Atmosphäre macht dann die zusätzlichen Meter möglich.
...die Abstimmung in der Dreierkette mit seinen Nebenleuten Timo Hübers und Dominique Heintz: Wir haben zu null gespielt, also war es ein guter Einstieg. Es gibt sicher noch Details, die wir besser abstimmen können, ich kenne die beiden ja noch nicht so gut. Aber sie sind unglaubliche Leader-Typen mit einer gewissen Erfahrung, die mir sicherlich helfen wird.
...den Zusammenprall mit Hübers, aus der eine Großchance für Elversberg resultierte: Wir sind beide in hohem Tempo unterwegs und haben den Blick auf den Ball und den Gegner gerichtet. Die Szene zeigt, dass wir beide mit dem absoluten Willen unterwegs sind, das Tor zu verteidigen.
...seine Rolle im Zentrum der Dreierkette: Es war schon bei den Gesprächen vor meinem Wechsel Thema, dass der FC flexible Verteidiger sucht, die links, rechts und in der Mitte spielen können. Am Ende entscheidet der Trainer, wer für welche Position am besten geeignet ist. Ich bin froh, dass ich die Verantwortung in der Mitte übernehmen darf.
...die Unterschiede zwischen der 1. Liga in der Schweiz und der 2. Liga in Deutschland: Die Intensität ist der größte Unterschied. Jeder Spieler geht jeden Tag ans Limit und das spiegelt sich auch am Wochenende wider. Es ist sehr physisch, jeder will laufen, alle sind schnell. Wir spielen in der Schweiz einen ähnlichen Fußball, aber es gibt weniger Intensität, weniger Sprints, weniger gelaufene Kilometer. Ich denke, dass man Intensität gut trainieren kann und ich mich schnell anpassen werde. Ich bin auf dem richtigen Weg, auch wenn ich mich noch zehn Sekunden länger als ein Dauerbrenner wie Jan Thielmann erholen muss.
...seine Aufnahme in der Mannschaft: Alle haben mir gesagt, dass die Menschen in Köln sehr offen sind. Ich kann das absolut bestätigen. Hier beim FC sind alle hilfsbereit und interessiert an meinem Leben. Das gibt mir ein großartiges Gefühl, wenn ich merke, dass die Menschen sich auch für mich interessieren und Fragen stellen. Ich bin ein offener Typ, der gerne redet. Das passt also gut.
...den nächsten Gegner Eintracht Braunschweig: Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht viel über Braunschweig. Ich schaue mit meinem Vater samstags immer die Zusammenfassungen in der Sportschau. Daher kenne ich sie ein bisschen. Es wird vor dem Spiel noch Videoanalysen geben, damit ich mich auf das Spiel am Samstag einstellen kann. Unser Ziel ist es natürlich zu gewinnen.
...seine ersten Eindrücke von der Stadt Köln: Ich war schon in dem traditionellen Restaurant am Dom und habe Sauerbraten gegessen. Es hat wunderbar geschmeckt. Mein Vater hatte eine Stadionführung und wir haben eine Sightseeingtour gebucht. Wir hatten am Wochenende ein Touristenprogramm. Was ich bisher gesehen habe, ist sehr cool.
...seinen Vater: Mein Vater spielt eine große Rolle für mich. Er war am Wochenende hier und wollte erleben, wie sein Sohn den Traum seines Lebens erfüllt. Er ist halb Deutscher und fühlt den Fußball total, hat auch als Profi in der Zweiten Schweizer Liga gespielt. Er unterstützt mich sehr, gibt mir nützliche Tipps und ist ein ruhiger Typ. Ich hoffe, ich konnte ihn am Samstag stolz machen.
...das Feedback seines Vaters nach dem Spiel gegen Elversberg: Er musste weinen. Ich bin auch ein ziemlich emotionaler Typ. Wir haben uns zehn Sekunden lang richtig umarmt und realisiert, dass ein Kindheitstraum wahr geworden ist. Und der größte Traum ist natürlich, in der Bundesliga zu spielen.
...seine Verbindung zum 1. FC Köln vor seinem Wechsel: Es gibt eine gewisse Schweizer Tradition mit Trainer Hanspeter Latour oder Spielern wie Marco Streller, Ricardo Cabanas und Marc Zellweger. Karneval ist auch etwas, was ich mit dem FC verbinde, und natürlich Jonas Hector. Für mich ist der FC ein Traditionsclub, der nicht den Luxus zelebriert, sondern die Arbeiter. Das spiegelt auch meine Persönlichkeit wider. Deshalb wusste ich beim ersten Anruf von Christian Keller, dass dieser Club gut zu mir passen könnte. Ich mag diese Leidenschaft, die die ganze Stadt für den FC aufbringt, diese absolute Unterstützung.
...Maskottchen Hennes: Ich habe ihn leider noch nicht gesehen, aber meine Freundin und ich feiern Hennes übertrieben. Wir wollen ihn unbedingt im Zoo besuchen, obwohl ich gehört habe, dass er extrem stinkt. Das nehmen wir aber gerne in Kauf.