Der 1. FC Köln will seine Mitgliederversammlung 2025 erstmals im Rhein-Energie-Stadion durchführen. Uneinigkeit herrscht zwischen Vorstand und Mitgliederrat über die Form der Durchführung.
Mitgliederversammlung im StadionBeim 1. FC Köln herrscht Uneinigkeit zwischen Vorstand und Mitgliederrat

FC-Präsident Werner Wolf (r.) und einer seiner beiden Stellvertreter Eckhard Sauren auf der Mitgliederversammlung 2024.
Copyright: Herbert Bucco
Der Machtkampf um die Führung des 1. FC Köln hat seine ersten Vorboten ausgesendet. Als der Mitgliederrat und der Vorstand am Dienstagvormittag gleichzeitig mitteilten, dass die im September anstehende Mitgliederversammlung 2025 erstmals im Rhein-Energie-Stadion abgehalten wird, zeigte sich bei der Frage, ob es eine hybride Veranstaltung werden soll, dass der Graben zwischen Aufsichtsgremium und Präsidium wieder ein Stück tiefer geworden ist.
„Wir als Vorstand hätten uns sehr gut vorstellen können und waren bereit, die kommende Mitgliederversammlung hybrid durchzuführen“, schrieb das Trio um Werner Wolf, Carsten Wettich und Eckhard Sauren in einem Newsletter. Ein Team aus Mitarbeitern des Geißbockheims hat nach Informationen dieser Zeitung getestet, ob eine Teilnahme der Mitglieder möglich ist, ohne dass sie vor Ort erscheinen müssen.
„Die technischen Voraussetzungen hierfür sind mittlerweile erprobt und in der Praxis beispielsweise von Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen seit Jahren gängige Praxis“, erklärte der Vorstand, der sich wohl im ersten Schritt für eine teilhybride Versammlung stark gemacht hatte. Sprich: Rederecht erhalten nur Mitglieder, die vor Ort sind, Stimmrecht aber auch jene, die nur online teilnehmen.
Der Mitgliederrat hat uns mitgeteilt, dass er diese Zustimmng nicht erteilt.
Eine hybride Durchführung bedarf laut FC-Satzung der Zustimmung des Mitgliederrates. „Der Mitgliederrat hat uns mitgeteilt, dass er diese Zustimmung nicht erteilt. Vor diesem Hintergrund wird die kommende Mitgliederversammlung als reine Präsenzveranstaltung stattfinden“, schrieb der Vorstand.
Der Mitgliederrat sprach sich zunächst gegen eine teilhybride Mitgliederversammlung aus. Wenn dann also auch mit virtuellem Rederecht. Letztlich votierten die 2024 neugewählten Mitglieder des Gremiums für eine reine Präsenzveranstaltung. Eine Entscheidung, die Gremiumsmitglied Fritz Guckuk kürzlich bereits auf einer Ü30-Mitgliederehrung vorab ausgeplaudert hatte.
Nach eingehender Betrachtung der Informationen sehen wir weiterhin das Risisko, dass es Einschränkungen kommen kann.
Die Begründung des Mitgliederrates: „Hybride Formate können den Austausch verlangsamen oder aber auch erschweren. Die Mitgliederversammlung soll auch dazu dienen, das Gemeinschaftsgefühl und die Bindung unter den Mitgliedern zu stärken. Dies ist in hybriden Formaten oft schwer zu erreichen.“
Zudem führte der Mitgliederrat technische Bedenken an: „Der Vorstand hat die technischen Möglichkeiten einer hybriden Mitgliederversammlung geprüft. Nach eingehender Betrachtung dieser Informationen sehen wir weiterhin das Risiko, dass es zu Einschränkungen kommen kann – insbesondere beim Rederecht der Mitglieder.“
Die während der Pandemie durchgeführten digitalen Versammlungen seien zwar „notwendig“ gewesen. „Aber sie haben nicht gezeigt, dass dadurch signifikant mehr Mitglieder erreicht wurden. Sie waren ein pragmatischer Kompromiss in einer außergewöhnlichen Zeit.“
Der Vorstand kritisierte die Entscheidung: „Eine hybride Option hätte die Barrieren für eine Teilnahme an der Mitgliederversammlung gesenkt. Sie hätte Mitgliedern die Möglichkeit zur Wahrnehmung ihrer Mitgliedschaftsrechte geboten, denen aufgrund von Mobilitätseinschränkungen oder der Entfernung nach Köln eine physische Teilnahme nicht möglich ist.“
Wettich hat Team aufgestellt, Mitgliederrat wählt noch aus
Ein Grund der unterschiedlichen Bewertungen dürften die anstehenden Vorstandswahlen sein. Präsident Wolf und seine Vizepräsidenten Wettich und Sauren treten zwar nicht mehr an, Wettich hat aber mit dem Unternehmer Wilke Stroman und Ex-FC-Spielerin Tugba Tekkal ein neues Team zusammengestellt, das sich den Mitgliedern zur Wahl stellen will.
Der Mitgliederrat, der ein Vorstandstrio vorschlagen kann, stellt aktuell selbst ein Trio zusammen. Dem Vernehmen nach wird das Gremium Wettich und seine Mitstreiter nicht zur Wahl vorschlagen, sondern ein eigenes Team, das spätestens bis zum 11. August präsentiert werden muss. Um die Zusammensetzung ranken sich reichlich Spekulationen. IHK-Präsidentin Nicole Grünewald soll ebenso zu den Kandidaten zählen wie Ex-FC-Profi Stephan Engels, Alexander Wüerst von der Kreissparkasse Köln und der ehemalige Bundeswehr-Offizier Ulf Sobek, der als Coach, Sportmanager und Fußballtrainer tätig war und ist.
Teilnehmerzahl sank 2024 auf 1400
Eine Präsenz-Mitgliederversammlung könnte ein Vorteil für das Team des Mitgliederrats sein, weil das Gremium über den Südkurve e.V. in der Lage ist, ausreichend Mitglieder zur Anwesenheit vor Ort zu motivieren. Eine hybride Veranstaltung würde die Teilnehmerzahl und wohl auch die Chancen eines anderen Vorstandsteams steigern. Die zuletzt sinkende Teilnehmerzahl – 2024 waren es 1400 – an Mitgliederversammlungen des mittlerweile 150.000 Mitglieder starken FC ist auch der Grund für den Umzug von der Lanxess-Arena ins Rhein-Energie-Stadion.
„Wir glauben fest daran, dass dieser besondere Ort, unsere Heimat, der Emotionalität und Bedeutung der wichtigsten Veranstaltung unseres Vereins gerecht wird. Es ist der Ort unserer größten Triumphe und emotionalsten Momente – und wir hoffen, dass die Atmosphäre unseres Stadions dazu beiträgt, dass mehr Mitglieder diesen wichtigen Termin wahrnehmen“, erklärte der Vorstand.