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Blamables 1:1 gegen RegensburgFans des 1. FC Köln fordern Entlassung von Trainer Struber

Lesezeit 5 Minuten

Für FC-Trainer Gerhard Struber wird die Luft dünn.

Nach dem 1:1 gegen Schlusslicht Jahn Regensburg forderten die aufgebrachten FC-Fans die Trennung von Trainer Gerhard Struber. Sportchef Christian Keller will aber am Österreicher festhalten.

Der 1. FC Köln hat sich im Aufstiegskampf einen blamablen Patzer erlaubt. Nach einer weiteren indiskutablen Vorstellung kam die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber gegen den nunmehr als Absteiger feststehenden Tabellenletzten SSV Jahn Regensburg über ein 1:1 (0:0) nicht hinaus. Damit verloren die Geißböcke die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga an den Hamburger SV (4:0-Sieg in Darmstadt) und vergaben obendrein die Chance auf ein Matchballspiel am kommenden Freitag beim 1. FC Nürnberg. Stattdessen beträgt der Vorsprung auf den vom SC Paderborn belegten Relegationsplatz zwei Spieltage vor Saisonende nur noch drei Punkte. Die Geduld der Fans ist mittlerweile aufgebraucht. Nach dem Abpfiff hallten langanhaltende „Trainer raus“-Rufe durch Müngersdorf.

Sportchef Christian Keller schloss kurz nach Spielende eine Trennung von Struber aus: „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die wollte und vernünftig eingestellt war.“ Auf die Frage, ob er an Struber festhalte, reagierte Keller mit einer Gegenfrage: „Warum nicht?“ Der Sportchef zeigte allerdings Verständnis für den Unmut der Fans: „Die Leute sind natürlich enttäuscht. Wir hätten heute gegen den Tabellenletzten einen großen Schritt in Richtung Aufstieg gehen können. Da ist es klar, dass sich der Frust bei den Fans entlädt. Objektiv betrachtet hat die Mannschaft aber alles in die Waagschale geworfen.“

Dass ich der Blitzableiter bin, dafür stehe ich als Cheftrainer in der Verantwortung.
Gerhard Struber, FC-Trainer

„Das Ergebnis ist für uns alle enttäuschend und niederschmetternd. Es ist ein ernüchternder Moment, weil wir eine ganz andere Erwartung gehabt haben, speziell was das Ergebnis angeht“, sagte Gerhard Struber, der sich zu den „Trainer raus“-Rufen wie folgt äußerte: „Das ist natürlich nicht fein, wenn man das wahrnimmt. Gleichzeitig ist es aber eine gewisse Normalität. Wir sind so knapp vor dem Ziel. Dass dann eine gewisse Nervosität aufkommt, dafür habe ich Verständnis. Es gilt jetzt einmal mehr, Teamwork unter Beweis zu stellen. Wir werden weiter dran bleiben, um unser Ziel zu erreichen. Dass ich der Blitzableiter bin, dafür stehe ich als Cheftrainer in der Verantwortung.“

Der Österreicher hatte seine Mannschaft im Vorfeld zur „Wiedergutmachung“ aufgefordert – und gab praktisch der gleichen Startelf die Chance zur Rehabilitation, die schon bei der 0:1-Niederlage in Hannover auf ganzer Linie enttäuscht hatte. Die einzige Änderung erfolgte gezwungenermaßen: Linksverteidiger Leart Pacarada fehlte nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrt und wurde durch Max Finkgräfe ersetzt. Das bedeutete auch, dass Torwart Marvin Schwäbe, der das Abschlusstraining wegen Unwohlseins verpasst hatte, wieder einsatzfähig war. Das Wiedersehen mit Sargis Adamyan musste derweil ausfallen. Der FC-Leihstürmer meldete sich kurzfristig erkrankt ab.

Marvin Schwäbe verhindert einen Rückstand zur Pause

Der FC begann optisch überlegen und verbuchte nach nur zwei Minuten eine Doppelchance. Erst fälschte Leopold Wurm eine Hereingabe von Finkgräfe auf das eigene Tor ab. Julian Pollersbeck lenkte den Ball noch um den Pfosten. Beim folgenden Eckstoß kam dann Eric Martel recht frei zum Abschluss, zielte aus der Drehung aber zu hoch. Martel war es auch, der nach einer kurz ausgeführten Ecke am zweiten Pfosten vorbei köpfte (13.). Auf der Gegenseite meldeten sich die Gäste nach 19 Minuten im Spiel an. Schwäbe lenkte einen Schuss von Sebastian Ernst mit den Fingerspitzen über die Latte und hatte Glück, dass Schiedsrichter Nicolas Winter auf Abstoß entschied. Danach herrschte viel Leerlauf im Spiel des FC, dem gegen kampfstarke, aber limitierte Regensburger einmal mehr die nötigen Ideen fehlten. Als Kapitän Timo Hübers einen langen Ball ins Nichts schlug, wurde es erstmals unruhig in Müngersdorf (33.).

In der Schlussphase der ersten Halbzeit hätte der FC fast noch eine kalte Dusche kassiert. Als Dejan Ljubicic einen Schuss von Christian Kühlwetter aus kurzer Distanz mit der abgespreizten Hand abwehrte, drohte ein Strafstoßpfiff. Nach minutenlanger Überprüfung durch den Kölner Keller wurde Winter selbst zum Bildschirm herausgebeten – und entschied zur Erleichterung der Hausherren auf Abseits (36.). Kurz vor der Pause prüfte Jan Thielmann Gästekeeper Pollersbeck noch aus der Distanz (44.), ehe Schwäbe gegen Bryan Hein seine zweite starke Parade ufbieten musste (45.). Den Kölner Fans war das alles deutlich zu wenig – aus der Südkurve erklangen erstmals „Struber raus“-Rufe.

Tim Lemperle köpft den 1. FC Köln in Führung

Der FC-Trainer reagierte auf den enttäuschenden Auftritt seines Teams, indem er Ljubicic durch Denis Huseinbasic ersetzte. Doch die Gastgeber taten sich weiter schwer. Luca Waldschmidts Schlenzer blieb die einzige Chance in der ersten Viertelstunde nach der Pause (56.). Drei Minuten später gelang dem FC mit dem besten Angriff des Spiels die Führung. Waldschmidt zirkelte den Ball perfekt an den zweiten Pfosten, wo sich Tim Lemperle gegen Robin Ziegele durchsetzte und gegen die Laufrichtung von Pollersbeck ins lange Eck einköpfte (59.).

Der eingewechselte Imad Rondic verpasste im Fallen das 2:0 (72.), stattdessen mussten die Kölner aus dem Nichts den Ausgleich hinnehmen. Als sich Tim Lemperle an der Seitenlinie eine Trinkpause gönnte, schlug Anssi Suhonen eine Hereingabe auf Noah Ganaus, der zunächst noch per Kopf an Schwäbe scheiterte, den Abpraller aber über die Linie drückte (76.). Dominique Heintz konnte ihn gleich zweimal nicht entscheidend stören. Am Ende warfen die verzweifelten Hausherren alles nach vorne, richtig zwingend wurden sie aber nicht mehr.

1. FC Köln: Schwäbe; Thielmann, Hübers, Heintz, Finkgräfe; Ljubicic (46. Huseinbasic), Martel; Lemperle, Waldschmidt (78. Uth), Kainz (61. Maina); Downs (61. Rondic). – Jahn Regensburg: Pollersbeck; Wurm, Ballas, Ziegele; Ananou (68. Viet), Kühlwetter, Handwerker; Ernst (68. Suhonen), Hein; Ganaus (90.+2 Bauer), Hottmann (78. Galjen). – SR.: Winter (Scheibenhardt). – Zuschauer: 49.500. – Tore: 1:0 Lemperle (59.), 1:1 Ganaus (76.). Gelbe Karten: -; Ballas.