Jonas Hector hat sich in einem Interview erstmals zu den Gründen seines Karriereendes geäußert. Zugleich gewährte der Kapitän des 1. FC Köln Einblicke in sein Seelenleben.
FC-Kapitän Jonas HectorDie Gründe für sein Karriereende

Beendet im Sommer seine Karriere: Jonas Hector, Kapitän des 1. FC Köln.
Copyright: Herbert Bucco
Jonas Hector hat sein Schweigen gebrochen. In einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ hat der Kapitän des 1. FC Köln seine Gründe dargelegt, warum er am Saisonende aus dem Profifußball-Geschäft aussteigt, und dabei private Einblicke gewährt.
Er habe „auf bestimmte Dinge einfach keine Lust mehr“ und wolle „die Zeit künftig anders nutzen“, erklärte der Familienvater, der am 27. Mai, dem Tag seines 33. Geburtstags, mit dem Saisonfinale daheim gegen den FC Bayern von der Bundesliga-Bühne abtreten wird. Am meisten freue er sich auf „freie Wochenenden“: „Ich möchte mich samstags der Gartenarbeit widmen, anschließend ins Stadion schlendern und mir die Sache aus einem neutralen Blickwinkel anschauen.“
Gefragt danach, worauf genau er keine Lust mehr habe, antwortete Jonas Hector: „Die Öffentlichkeit, in der man als Profi zwangsläufig steht, auf den ständigen Druck. Beim FC haben wir uns in den letzten Jahren nie in ruhigen Fahrwassern befunden. Ich möchte nicht mehr in dem Gefühl leben, ständig ums Überleben zu kämpfen.“ Mit der „zunehmenden Verantwortung als Führungsspieler und später als Kapitän“ habe er angefangen, sich „mehr Gedanken zu machen“, beschrieb Hector, der nach dem Abstiegsjahr 2018 erstmals ins Grübeln geraten sei.
Wenn ich an alles zurückdenke, muss ich sagen: Nein.
„Es ist doch kein Geheimnis, dass ein Verein wie der 1. FC Köln finanziell in Schieflage gerät, wenn das passiert. Dann geht es um die Verlängerung von Verträgen und Arbeitsplätze.“ Gerade nach der Geburt seines Sohnes habe er angefangen, „zu hinterfragen, ob man das alles noch will“. Auf die Frage, ob er je ein durch und durch glücklicher Profi gewesen sei, gab Hector offen zu: „Wenn ich an alles zurückdenke, muss ich sagen: Nein.“ Über die schwerste Phase seins Lebens – 2020 verstarben sein Berater Rainer Derber und sein erst 31-jähriger Bruder Lucas – sagte Jonas Hector: „Ich habe in dieser Zeit viel Unterstützung erhalten, vor allem von meiner Frau, meiner Familie und Freunden und natürlich auch aus dem Verein. Und ich erkannte, dass Fußball eine gute Ablenkung sein kann.“
Hector hat „viel Sympathie“ seit der Verkündung des Karriereendes erfahren
Zusätzlich habe er auf „psychologische Beratung“ zurückgegriffen, die er „bis heute“ in Anspruch nehme. „Ich wusste, dass ich das nicht allein hinbekomme. Mein Bruder und Rainer gehörten zu den Menschen, die mir am nächsten standen, weil sie in der erfolgreichsten Phase ganz intensiv dabei waren. Wie groß dieser Verlust war, wurde mir sehr schnell klar, weshalb ich versuchte, gegenzusteuern.“
Die Entscheidung, mit Auslaufen seines Vertrages im Sommer 2023 aufzuhören, sei „über einen langen Zeitraum gereift“. „Erste Überlegungen“ habe es bereits 2020/21 gegeben, als sich der FC erst in der Relegation vor dem Abstieg retten konnte. „Aber dann kam unser aktueller Trainer (Steffen Baumgart, Anm. d. Red.) dazwischen.“ Nachdem der ehemalige Nationalspieler Hector Ende April sein anstehendes Karriereende verkündet hatte, sei ihm „viel Sympathie“ entgegengeschlagen. „Vielleicht liegt es daran, dass Spieler wie ich – oder auch Timo Horn – gewisse Werte verkörpern, die Fans gerne sehen.“